Was hat Spahn dem RKI während Corona befohlen, wie laufen die Honorarverhandlungen zwischen Ärzten und Kassen und was hat es mit den zwei Todesfällen an der Ostsee auf sich? Diese und weitere News lest ihr hier im Schnelldurchlauf.
Die Protokolle des Robert-Koch-Instituts (RKI) machen weiter die Runde. Die Sammlung an Dokumenten und Mails, die die Verstrickung und Einflussnahme von Politik auf die Forscher und deren Empfehlungen zeigen, könnten im Nachhinein noch manipuliert worden sein. Der ehemalige Leiter des RKI, Lothar Wieler, „wäre überrascht, wenn es so wäre“. Ohnehin gebe es in den Dokumenten kaum fachliche Neuigkeiten, wie Emanuel Wyler, Molekularbiologe am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) einordnet: „Die Diskussionen, die den Dokumenten zu entnehmen sind, sind sehr reflektiert. Sie zeigen, dass das RKI damals sehr wohl die Vor- und Nachteile einzelner Maßnahmen berücksichtigt hat.“
Die in der Öffentlichkeit geführte Diskussion, dass der Lockdown hierzulande folgenschwerer gewesen sei als die Corona-Infektion selbst, beruhe zudem auf zusammenhangslosen Wortfetzen, die falsch eingeordnet wurden. Auch die Debatte um den Begriff „Pandemie der Ungeimpften“ – sei zwar fachlich nicht ganz korrekt, aber könnte allgemein als Überspitzung und temporär durchaus als zutreffend angesehen werden.
Was jedoch bleibt, ist die unmissverständliche Einflussnahme der Politik auf die Bewertungen zur Lage durch das RKI und den daraus resultierenden Risikoeinschätzungen.
Beispielhaft sind Passagen wie:
„Der Zeitpunkt der Veröffentlichung [einer Risikoneubewertung] ist abhängig von der Zustimmung des BMG, voraussichtlich nicht vor der MPK am 16.02.2022. Eine Herabstufung vorher würde möglicherweise als Deeskalationssignal interpretiert, daher politisch nicht gewünscht. Inhaltliche Überarbeitung und Diskussion werden auf nächste Woche vertagt.“ (9. Februar 2022)
„Reduzierung des Risikos von sehr hoch auf hoch wurde vom BMG abgelehnt. Text der Risikobewertung ist nicht mehr auf aktuellem Stand.“ (25. Februar 2022)
„In Hinblick auf das BMG sollte die Herabstufung aus strategischen Gründen zunächst auf hoch und nicht moderat erfolgen.“ (20. April 2022)
Konsequenzen aus diesen und weiteren Stellen in den Protokollen gibt es derweil mit Blick auf Personalfragen keine – auch wenn der Gesundheitsminister ebendiese Einflussnahme erst kürzliche dementierte.
In Mecklenburg-Vorpommern wurden die ersten zwei Todesfälle für dieses Jahr im Zusammenhang mit Vibrionen-Infektionen gemeldet. Wie das örtliche Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) mitteilte, starb in der vergangenen Woche ein 81-jähriger Mann mit chronischen Vorerkrankungen und offenen Wunden an den Folgen der Infektion. Außerdem verstarb ein 59-jähriger Mann an einer Sepsis. In seinem Blut wurden Vibrionen nachgewiesen, genauere Begleitumstände sind allerdings nicht bekannt. Insgesamt wurden dieses Jahr bisher fünf Infektionen gemeldet. Seit 2020 besteht eine namentliche Meldepflicht für Vibrionen-Fälle.
Alle Personen infizierten sich beim Baden in der Ostsee. Das Lagus hatte bereits im Juni vor einem vermehrten Vorkommen der Bakterien gewarnt. Vibrionen verbreiten sich bei Temperaturen über 20 °C besonders gut, weshalb im Sommer eine erhöhte Infektionsgefahr besteht. Die Bakterien können über kleinste Verletzungen in den Körper eindringen und bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder hohem Alter zu schwerer Krankheit führen. Gesunde Menschen haben allerdings ein geringes Risiko zu erkranken, weshalb nicht generell vom Baden in der Ostsee abgeraten wird. Durch den Klimawandel und die immer wärmer werdenden Sommer wird in Zukunft allerdings mit vermehrten Infektionen gerechnet.
Die aktuellen Honorarverhandlungen zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und den deutschen Krankenkassen gestalten sich schwierig. Die KBV fordert für 2025 eine Erhöhung des Orientierungswertes (OW) um knapp 6 %, während die Krankenkassen lediglich 1,6 % anbieten.
Die KBV zeigte sich enttäuscht über das niedrige Angebot der Krankenkassen, das aus ihrer Sicht die ärztlichen Leistungen nicht ausreichend berücksichtigt. Besonders kritisch sieht die KBV den Verweis der Krankenkassen auf ihre finanziellen Belastungen durch die Krankenhausreform. Ebenfalls massiv enttäuscht zeigte sich der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD), der in Folge zu bundesweiten Protesten und Schließungen aufrief und das Angebot als „unverschämt niedrig“ beschrieb.
„Anstatt durch die Senkung ihrer horrenden Verwaltungskosten Sparpotential zu heben, wollen es sich die Kassen wieder einmal mit einer schlichten Verweigerungshaltung einfach machen“, konstatiert der BVDD-Präsident Ralph von Kiedrowski. Ein kleiner Hoffnungsschimmer besteht immerhin bei den technischen Leistungen, insbesondere bei den Personalkosten der Medizinischen Fachangestellten, wo sich beide Seiten zumindest etwas angenähert haben.
Für die kommenden Verhandlungsrunden bleibt die Situation angespannt. Sollte es weiterhin keine Einigung geben, müsste der Erweiterte Bewertungsausschuss einen Schlichter hinzuziehen. Ein weiterer offener Punkt ist die Frage nach einer Reform der Berechnungsmethoden des Orientierungswertes. Dieser soll in Zukunft stabilere und vor allem vorausschauendere Verhandlungen ermöglichen – ist aber weit von einer Realisierung entfernt.
Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass Herpesviren, einschließlich des Varizella-Zoster-Virus (VZV), den kognitiven Abbau beeinflussen können. Eine neue Studie, veröffentlicht in Alzheimer’s Research & Therapy, bestätigt dies nun. Sie zeigt, dass Herpes zoster, auch Gürtelrose genannt, das langfristige Risiko für subjektiven kognitiven Abbau um etwa 20 % erhöht.
In der Studie analysierten Forscher die Daten von über 149.000 Teilnehmern aus drei großen Gesundheitsstudien. Sie fanden heraus, dass eine vergangene Gürtelrose-Erkrankung bei Frauen und Männern signifikant mit einem höheren Risiko für subjektiven kognitiven Abbau verbunden ist – insbesondere bei Männern mit dem APOE4-Gen, das mit Demenz in Verbindung gebracht wird. Die genauen Mechanismen, durch die das Virus den kognitiven Abbau verursacht, sind noch unklar, aber mögliche Erklärungen umfassen Entzündungen im Gehirn, Schädigungen von Nerven- und Gehirnzellen sowie Gefäßerkrankungen. Zukünftige Studien sollen untersuchen, ob die Gürtelrose-Impfung das Risiko für gesundheitliche Folgen, wie kognitiven Abbau und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, reduzieren kann.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney