Man darf das Basalzellkarzinom nicht auf die leichte Schulter nehmen, das bestätigt auch die aktualisierte Leitlinie. Warum die Diagnose „Basaliom“ nicht mehr up to date ist und welche Sonderformen es gibt, lest ihr hier.
Ohne Vorstufen erscheint das Basalzellkarzinom eines Tages auf der Haut: meist als kleiner, blasser Fleck mit leicht erhabenem, perlschnurartigem Saum, der von Äderchen durchzogen ist. Es wächst in aller Stille und fängt nur allmählich in der Mitte ein wenig zu nässen an. Metastasen bildet es nur sehr selten. Harmlos ist dieser häufigste maligne Tumor in Mitteleuropa aber trotzdem nicht – in der Tiefe zersetzt er, was ihm in die Quere kommt, auch Schädelknochen und Gehirn.
Was es über den fiesen Krebs zu berichten gibt, haben die Deutsche Dermatologische Gesellschaft und die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie sowie knapp 20 weitere Fachgesellschaften jetzt in ihrer aktualisierten S2k-Leitlinie Basalzellkarzinom der Haut zusammengetragen.
Zu Beginn räumt die Leitlinie gleich mit ein paar sprachlichen Historizismen auf: Der Begriff „Basaliom“ soll nicht mehr verwendet werden, beim häufigsten Subtyp spricht man statt von „knotig“ oder „solide“ besser von „nodulär“ und der ehemals gebräuchliche Ausdruck „Rumpfhautbasaliom“ sollte durch „superfiziell“ ersetzt werden.
Die Inzidenz liegt derzeit bei 2 von 1.000 Einwohnern pro Jahr, Tendenz steigend. Im Durchschnitt sind Betroffene über 70 Jahre alt. Ein Basalzellkarzinom entsteht, wenn Stammzellen im Bereich der Haarfollikel und der interfollikulären Epidermis mutieren. In haarlosen Hautarealen wie Schleimhäuten und Handflächen kommt es also nicht vor. Auslöser der Mutation ist oft UV-Strahlung – ein Freiluftarbeiter hat ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko wie ein Mensch am Schreibtisch. Trotzdem ist das Basalzellkarzinom, anders als das Plattenepithelkarzinom, nicht als Berufskrankheit anerkannt.
Noch fieser sind Sonderformen, die man auf dem Schirm haben sollte, wenn es vor dem 20. Lebensjahr mehrere Läsionen gibt. Am häufigsten ist da das Basalzellkarzinomsyndrom, auch bekannt als Gorlin-Goltz- oder Basalzellnävussyndrom, für das unter anderem ein brachiocephaler Gesichtsschädeltyp charakteristisch ist, mit kantiger Schädelform, hervorstehendem Unterkiefer, verbreitertem Nasenrücken und gewölbter Stirn.
Für eine klinische Verdachtsdiagnose des Basalzellkarzinoms reicht das unbewaffnete Auge. Sicherheit bringt dann die Histologie. Hilfreich können unter Umständen auch Dermatoskopie, konfokale Lasermikroskopie, optische Kohärenztomographie und hochfrequente Sonografie sein. Steht die Diagnose, soll sicherheitshalber am ganzen Körper nach weiteren Läsionen gesucht werden. Computer- oder Magnetresonanztomographie sollen nur bei Verdacht auf einen weit fortgeschrittenen oder metastasierten Tumor oder auf ein Basalzellkarzinomsyndrom zum Einsatz kommen.
Für die Wahl der Behandlung ist die Stadieneinteilung nach der TNM-Klassifikation nicht relevant. Ein wichtiger Faktor ist dagegen das Rezidivrisiko, das anhand folgender Kriterien bestimmt wird: Lage, Durchmesser, Begrenzung, früheres Rezidiv, frühere Strahlentherapie, histologischer Subtyp und perineurales Wachstum.
Der Therapiealgorithmus unterscheidet vier Gruppen: Patienten mit niedrigem Rezidivrisiko und mit einer Tumordicke von unter beziehungsweise über 2 mm, und mit hohem Rezidivrisiko mit und ohne Operationsoption. Wann immer eine OP möglich ist, ist das Herausschneiden mit Kontrolle des Schnittrandes die Therapie der Wahl. Damit werden mehr als 95 % der Patienten geheilt. Ist eine OP nicht möglich oder nicht gewünscht oder ist der Tumor metastasiert, gibt es mehrere Optionen, vom Hedgehog-Inhibitor („neue Ära der systemischen Therapie“!) bis hin zu klinischen Studien.
Ist die Rezidivgefahr gering und der Tumor klein, und ist eine OP nicht gewünscht, kommen auch noch weitere Therapien in Frage: Strahlentherapie, Cremes, Kryochirurgie, Lasertherapie oder auch die optisch ansprechende photodynamische Therapie, die aber leider ziemlich weh tut.
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