Die Diagnose der Tularämie, auch Hasenpest genannt, stellt Ärzte vor Herausforderungen. Wie die Krankheit übertragen wird und warum sich die Fälle häufen, lest ihr hier.
Tularämie, auch bekannt als Hasenpest, ist eine Krankheit, die durch den Erreger Francisella tularensis verursacht wird. F. tularensis ist ein kleines, gramnegatives, sporenloses, intrazelluläres Coccobacillus, das hochinfektiös ist und als potenzieller Biowaffenerreger betrachtet wird.
F. tularensis zeichnet sich durch seine außergewöhnliche Fähigkeit aus, über 100 Arten von wildlebenden und domestizierten Wirbeltieren sowie mehr als 100 Arten von wirbellosen Tieren zu infizieren. Die möglichen Übertragungswege auf den Menschen sind daher vielfältig. Der Erreger kann über Arthropoden (wie Zecken, Mücken und Fliegen), den Verzehr kontaminierter Nahrung oder Wasser, Haut- oder Schleimhautkontakt mit infektiösem Tiermaterial oder durch Inhalation von infektiösem Staub übertragen werden.
Infiziert sich ein Mensch mit F. tularensis, so hängt das Krankheitsbild – neben grippeähnlichen Symptomen wie Fieber oder Lymphknotenschwellung – stark vom Übertragungsweg ab. Nach Hautkontakt können ulzerierende Hautveränderungen auftreten, während eine Inhalation von erregerhaltigem Material zu einer Bronchopneumonie führen kann. Dies macht die Diagnose einer Tularämie für Ärzte besonders herausfordernd. Zudem kann die Sterblichkeitsrate ohne antiinfektive Therapie bis zu 30 % betragen. Beim in Europa verbreiteten Subtyp F. tularensis holarctica kommt es jedoch häufig zu einer Spontanheilung.
Tularämie gehört zu den zoonotischen Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Zoonosen sind weltweit für etwa 60 % der neu auftretenden Infektionskrankheiten verantwortlich. Daher ist es besonders wichtig, die epidemiologische Entwicklung von Zoonosen sorgfältig zu beobachten.
In Deutschland zeigte sich von 2013 bis 2023 ein Anstieg der meldepflichtigen Tularämie-Erkrankungen: Während 2013 noch weniger als 10 Fälle gemeldet wurden, stieg die Zahl bis 2023 auf über 100 Fälle. Auch in der Schweiz wurden kürzlich steigende Fallzahlen publiziert: Im Zeitraum von 2004 bis 2013 wurden 61 Fälle gemeldet, während es im Zeitraum von 2014 bis 2022 bereits 430 Fälle waren. Ebenso berichten Österreich, Schweden und Finnland von steigenden Fallzahlen. Laut den Autoren aus der Schweiz sind die Gründe für den Anstieg der Fallzahlen noch nicht vollständig geklärt. Mathematische Modelle prognostizieren im Zuge des Klimawandels und der fortschreitenden globalen Erwärmung einen gleichzeitigen Anstieg der Häufigkeit zoonotischer Infektionen, insbesondere solcher, die durch Vektoren übertragen werden.
Weil Tularämie sowohl Menschen als auch Tiere betreffen kann und durch Vektoren sowie Umweltquellen übertragen wird, gestaltet sich die Kontrolle dieser Krankheit äußerst anspruchsvoll. Schweizer Autoren empfehlen daher einen One-Health-Ansatz, der eine effektive Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Gesundheit, Humanmedizin sowie diagnostischen und veterinärmedizinischen Einrichtungen vorsieht, um eine wirksame Kontrolle der Tularämie zu gewährleisten.
Hintergrund F. tularensis, RKI.
M. Buettcher et al. Tularemia on the rise in Switzerland? A one health approach is needed.
Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2020. RKI.
Jones, K. et al. Global trends in emerging infectious diseases. Nature. https://doi.org/10.1038/nature06536.
Cyril Caminade et al. Impact of recent and future climate change on vector-borne diseases. Annals of the New York Academy of Sciences. https://doi.org/10.1111/nyas.13950.
Bildquelle: Philip Oroni, Unsplash