Viele Patienten wissen nicht, wie gute Krebsvorsorge geht. Sie sind uninformiert und ihnen fehlt die Motivation – so sagt ihr. Dass Pommes, Couch und Kippe das Krebsrisiko steigern, scheint eure Patienten auch nicht zu interessieren.
Jährlich versterben in Deutschland etwa 240.000 Menschen an den verschiedenen Formen von Krebs. Brust- und Lungenkrebs machen mit 17 % bzw. 16 % aller Fälle die häufigste Todesursache aus. Auch wenn noch nicht alle Gründe für Erkrankungen (bspw. beim Pankreas-CA) ausnahmslos bekannt sind, weiß man doch was vielfach hinter der Krebsdiagnose steckt: Übermäßiges Sonnenlicht, Infektionen mit Erregern wie Humanen Papillomaviren (HPV) oder der Konsum von Alkohol und Zigaretten in Kombination mit Bewegungsmangel und Fettleibigkeit.
Insbesondere dieser Lifestyle ist es, dessen Risiken und Auswirkungen Patienten oftmals nicht auf dem Schirm haben. So könnten laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum rund 37 % aller Erkrankungen vermieden werden. Wir wollten daher von euch wissen: Wie stehts um die Prävention und das Wissen darum bei euren Patienten, was braucht es, um bessere Aufklärung zu betreiben – und wie handhabt ihr das im täglichen Tun?
Die ersten Schritte in Sachen Prävention und Information stellt ihr euch laut DocCheck-Umfrage als ein Geben und Nehmen vor. So informieren 51 % aller Befragten ihre Patienten regelmäßig – sobald diese ein bestimmtes Alter erreicht haben, automatisch. 42 % von euch informieren erst, wenn eine entsprechende Diagnose den Anlass dazu bietet. 19 % verlassen sich auf Informationsangebote, die ihren Patienten zur Verfügung stehen und, dass diese selbstständig und frühzeitig anfragen.
Gleichzeitig ist der Großteil der Ärzteschaft besorgt über eben diese Eigeninitiative. Einerseits sehen die Mediziner, dass die Vorsorge insgesamt besser organisiert werden müsste (28,8 %). Andererseits gibt es insbesondere bei bestimmten Personengruppen Nachholbedarf (40 %). Doch es gibt auch Lichtblicke: 9,6 % der Befragten sagen, dass das Alter entscheidend für die Einschätzung zur Notwendigkeit einer Vorsorgeuntersuchung ist. Weitere 19 % lobt die eigene Patientenschaft und geht davon aus, dass das Gros der Patienten aus Beschwerden und familiärer Vorbelastung die richtigen Schlüsse zieht und angemessen zur Vorsorge kommt. Nicht mehr als eine Randnotiz dürfte sein, dass 2 % der Ärzte ein steigendes hypochondrisches Verhalten ihrer Patienten ausmachen.
Mit Blick auf eben jene 37 % an vermeidbaren Krebsfällen wollten wir von euch wissen, ob und wenn ja, in welchem Maße, Patienten mit der Korrelation von Krebs und Lifestyle umgehen. Euer Urteil war eher ernüchternd: 50 % aller Ärzte sagten, dass die Reflexion über die Thematik stark am jeweiligen sozialen Status hängt. Weitere 30,7 % attestieren ihren Patienten, dass diese sich nicht über den Zusammenhang bewusst sind. Die größte Gruppe stellt laut ärztlicher Aussage diejenigen dar, die zwar ein Grundbewusstsein besitzen, daraus aber keine oder die falschen Schlüsse ziehen (44 %). Lediglich 5,7 % sind voll und ganz sicher, dass ausreichendes Bewusstsein auf Reflexion, nachfolgenden Handlungen und Prävention trifft.
Dass jedoch bereits die Symptome mit denen Personen bei euch vorstellig werden sehr vielfältig sind, zeigt, dass für beide Seiten noch Nachholbedarf besteht. So sind laut euren Aussagen insbesondere Blut im Stuhl, Diarrhoe, Hautveränderungen, allgemeine Bauchschmerzen und Schwäche oder familiäre Belastungen Gründe zur ärztlichen Vorstellung. Selten war hingegen, dass Patienten allein aus Krebsangst vorstellig werden – und im Falle eines Zahnarztes, dass Zungenbrennen oder Leukoplakie eine Rolle spielen.
Entsprechend des Eindrucks der eigenen Patienten sehen 57,7 % der Befragten eine Sensibilisierung der Menschen als dringend notwendig an. Weitere 32,9 % sehen dabei die Politik in der Pflicht und haben teils konkrete Vorstellungen, was man tun könnte. Lediglich 7,6 % halten die derzeitigen Präventivmaßnahmen und Informationsstellen für ausreichend.
Essenziell seien verstärkte Aufklärung und Enttabuisierung, um die Bevölkerung auf das Thema Krebsprävention aufmerksam zu machen. Die konkreten Vorschläge reichen von Gesundheitserziehung in Schulen über die Verteuerung von Tabak und Vaping-Produkten bis hin zu finanziellen Anreizen für Frühuntersuchungen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verbesserung der Versorgungsstruktur, beispielsweise durch polyklinische Zentren und niederschwellige Angebote (auch von Schulen, Jugendämtern und Arbeitgebern), die eine frühzeitige Vorsorge ermöglichen. Auch die verpflichtende Ausbildung und Fortbildung für medizinisches Personal, verbunden mit einer besseren Vergütung von Vorsorgeleistungen, wird als notwendig erachtet. Eine gezielte Aufklärungskampagne in den Medien und ausreichendes Personal könnten die Effektivität dieser Maßnahmen weiter erhöhen.
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