Behandlungspläne für knifflige Rheuma-Fälle können nur Ärzte erstellen – oder macht’s die KI doch besser? Eine Studie hat das jetzt untersucht und liefert spannende Ergebnisse.
Rheumatische Erkrankungen sind komplex und verlangen von Rheumatologen maßgeschneiderte Behandlungskonzepte. Angesichts der stetig wachsenden Anzahl von Therapieoptionen und der Herausforderung, die neuesten Leitlinien zu berücksichtigen, suchen viele Ärzte nach Unterstützung. Da kommt die Frage auf: Kann Künstliche Intelligenz (KI), speziell ChatGPT, hier mitmischen? Eine neue Studie hat genau das unter die Lupe genommen und die Behandlungsvorschläge von ChatGPT-3.5, GPT-4 und einem Expertengremium verglichen – mit spannenden Ergebnissen.
Die Forscher haben 20 fiktive Patientenfälle erstellt, die von unterschiedlichen rheumatischen Erkrankungen erzählen – von der klassischen Rheumatoiden Arthritis bis hin zu seltenen Vaskulitiden. Diese Fälle wurden sowohl den KI-Modellen als auch einem erfahrenen Rheumatologie-Board vorgelegt, um zu sehen, wer die Nase vorn hat, wenn es um Therapieentscheidungen geht. Vier Rheumatologen aus verschiedenen Zentren, die nicht wussten, woher die Therapiepläne stammten, bewerteten dann die Vorschläge in Kategorien wie Sicherheit, Leitlinienkonformität und medizinische Angemessenheit.
Das Ergebnis ist eindeutig: In 68,8 % der Fälle schnitt das Rheumatologie-Board besser ab. Die Expertenpläne wurden häufiger als die der KI bevorzugt, was zeigt, dass die menschliche Erfahrung und das Fingerspitzengefühl noch immer unschlagbar sind. Allerdings, und das sollte man nicht übersehen, konnte GPT-4 in einigen Fällen durchaus punkten, besonders bei der Erstlinientherapie. Hier zeigten sich die KI-Pläne sicher und qualitativ ansprechend – aber eben noch nicht gut genug, um die erfahrenen Rheumatologen zu übertrumpfen.
Ein weiteres interessantes Detail: Die KI-Modelle, insbesondere GPT-4, neigten dazu, deutlich längere und detailliertere Behandlungspläne zu erstellen. Das klingt zwar zunächst beeindruckend, allerdings zeigte sich bei genauerer Betrachtung, dass diese Ausführlichkeit oft auf Kosten der Präzision ging. Das Rheumatologie-Board hingegen legte mehr Wert auf klarere und fokussiertere Entscheidungen, die spezifisch auf die jeweilige Situation zugeschnitten waren.
Die Studie zeigt deutlich: ChatGPT und Co. haben das Potenzial, Ärzte bei der Therapieplanung zu unterstützen. Aber sie sind noch nicht in der Lage, die Feinheiten und die Erfahrung eines erfahrenen Rheumatologen zu ersetzen. Die menschliche Expertise bleibt unerlässlich, besonders wenn es um knifflige oder ungewöhnliche Fälle geht.
Was bleibt? Künstliche Intelligenz ist auf einem guten Weg, aber der menschliche Arzt sollte sich noch keine Sorgen um seinen Job machen. Stattdessen könnte KI in Zukunft ein wertvoller Assistent im Behandlungszimmer werden – einer, der zwar gute Ideen liefert, aber dennoch unter Anleitung des erfahrenen Arztes arbeitet.
Bildquelle: Mariia Shalabaieva, Unsplash