Nach einer Gastroenteritis ist nicht immer alles schnell wieder im Lot – viele Patienten kämpfen Jahre später noch mit einem Reizdarmsyndrom. Erfahrt hier, welche Patienten besonders betroffen sind.
Ein Reizdarmsyndrom (IBS) kann nach einer Gastroenteritis zu einem hartnäckigen Problem werden, das bei etwa der Hälfte der Betroffenen mehr als vier Jahre anhält, wie eine aktuelle Analyse zeigt, die in der Fachzeitschrift Gut veröffentlicht wurde. „Aggressive und entzündungsfördernde Bakterien wie Proteobakterien und Enterobacteriaceae sowie das für die COVID-19-Infektion verantwortliche Virus, SARS-CoV-2, kommen als mögliche Verursacher in Frage“, so die Studienautoren.
Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 21.870 Patienten. „Die Prävalenz des Reizdarmsyndroms nach einer Gastroenteritis lag bei 14,5 %. Grundlage hierfür waren 46 Studien mit 14.446 Personen. Und die Prävalenz der funktionellen Dyspepsie lag bei fast 13 %, basierend auf 13 Studien mit 5.636 Personen“, so die Ergebnisse.
Die Forscher stellten zudem fest, dass die Wahrscheinlichkeit, IBS zu entwickeln, nach einer Gastroenteritis mehr als viermal so hoch ist, verglichen mit Menschen, die keine Gastroenteritis hatten. Besonders gefährdet sind Personen mit einer Vorgeschichte von Angstzuständen und anhaltendem Durchfall. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass Frauen und Personen, die aufgrund der Gastroenteritis ins Krankenhaus eingeliefert wurden, ebenfalls ein signifikant erhöhtes Risiko tragen.
Die Analyse identifizierte auch funktionelle Dyspepsie als eine häufige Folge von Gastroenteritis. Rund 13 % der Betroffenen entwickelten nach einer Gastroenteritis anhaltende Verdauungsstörungen unbekannter Ursache. Besonders häufig traten diese Probleme nach bakteriellen Infektionen und SARS-CoV-2, auf. Auffällig war, dass bei Campylobacter-Infektionen das Risiko für die Entwicklung von IBS besonders hoch war.
Obwohl diese Analyse die bisher umfassendste ihrer Art ist, gibt es einige Einschränkungen. Die untersuchten Studien variierten stark in ihrem Design, den verwendeten Definitionen und der Nachbeobachtungsdauer. Außerdem lag der Fokus überwiegend auf westlichen Populationen, während Daten aus dem asiatisch-pazifischen Raum und Afrika weitgehend fehlen. In vielen Studien konnte auch keine mikrobiologische Bestätigung der Gastroenteritis erbracht werden. Trotz dieser Einschränkungen betonen die Forscher die Bedeutung ihrer Ergebnisse für die öffentliche Gesundheit. „Da akute Gastroenteritis weltweit eine häufige Erkrankung ist, können unsere Ergebnisse für die öffentliche Gesundheit von Bedeutung sein, und Ärzte sollten darauf achten, wenn sich ihre Patienten mit einer kürzlich aufgetretenen infektiösen Gastroenteritis vorstellen“, konkludieren die Forscher.
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