Während bekannt ist, dass eine unbehandelte Hepatitis-C-Virus-Infektion die Leber stark beeinträchtigt, richtet sich das Augenmerk der Forschung zunehmend auf die Auswirkungen des Virus außerhalb der Leber. Dass sich virale Infektionen auch systemisch auswirken können, hat uns die COVID-19-Pandemie eindrücklich gezeigt.1
Ähnlich verhält es sich beim Hepatitis-C-Virus (HCV): Obwohl die Leber hier zweifellos stark betroffen ist, zeigt sich, dass HCV auch außerhalb der Leber zusätzliche gesundheitliche Probleme verursachen kann.
So kann es beispielsweise infolge einer chronischen HCV-Infektion zu einem Anstieg der Blutwerte Troponin-I und BNP (brain natriuretic peptide) kommen und auf eine kardiale Beteiligung beziehungsweise auf eine beginnende Herzinsuffizienz hinweisen.2 In einer Metaanalyse, in der die Daten von mehr als 340.000 chronisch HCV-Betroffenen ausgewertet wurden, konnte gezeigt werden, dass das Risiko eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln für chronisch infizierte HCV-Patient:innen gegenüber Menschen ohne HCV-Infektion signifikant erhöht (plus 28 %) war.3 Außerdem wiesen chronisch HCV-Betroffene in einer anderen Studie im Vergleich zu gesunden Kontrollen ein signifikant erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Mortalität (Odds Ratio 1,65; p = 0,02) auf.4 Laut einer Datenauswertung aus dem RESIST-HCV-Register kann eine Therapie mit direkt antiviral wirkenden Arzneimitteln (DAA) bei chronisch infizierten HCV-Patient:innen, die ein anhaltendes virologisches Ansprechen (SVR) erreichen, das Risiko an einer kardiovaskulären Ursache zu versterben senken.5
Der Manifestation einer HCV-Infektion im Herz-Kreislauf-System können mehrere Pathomechanismen zu Grunde liegen. Hier kann z. B. ein systemischer Entzündungszustand durch proinflammatorische Zytokine genannt werden6 oder eine Insulinresistenz, die in einem Typ-2-Diabetes münden kann.7,8 Eine weitere Erklärungen könnte eine direkte Virusinfektion der gefäßauskleidenden Endothelzellen, die schließlich zur endothelialen Dysfunktion führt, darstellen.2,9 In einzelnen Untersuchungen wurde allerdings kein signifikanter Zusammenhang zwischen der HCV-Infektion und der kardiovaskulären Morbidität beziehungsweise Mortalität nachgewiesen.9
Trotz dieser unterschiedlichen Ergebnisse lässt sich insgesamt festhalten, dass die derzeitige wissenschaftliche Evidenz mehrheitlich eine durch das Hepatitis-C-Virus vermittelte kardiale Beteiligung durch die genannten Pathomechanismen belegt.
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Referenzen:
DE-HCV-001