Kurz nach der Bundestagswahl wiesen Krankenhausapotheker den neuen Gesundheitsminister Hermann Gröhe auf Lieferengpässe hin. Passiert ist seither nur recht wenig, trotz klarer Bekenntnisse im Koalitionsvertrag. Jetzt vertröstet der Unionspolitiker Kollegen erneut.
Bereits im November 2013 hatte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) Resultate einer Befragung von 20 Krankenhausapotheken, die 140 Kliniken beliefern, veröffentlicht. Demnach stehen Versorgungsschwierigkeiten an der Tagesordnung: Etwa 20 bis 25 Präparate lassen sich pro Apotheke und Monat nicht oder nur in zu geringer Menge bestellen. Eine vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingerichtete Liste mit Lieferengpässen erwies sich als zu schwach – Hersteller sind nicht verpflichtet, Probleme zu melden. Damit blieb nur noch als Option, dass Politiker aktiv werden.
Beim Frühjahrssymposium des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) versprach Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), mit Firmen einen Dialog zu beginnen – wie im Koalitionsvertrag längst angekündigt: „Der unmittelbare Zugang zu neuen Arzneimitteln für alle Versicherten in Deutschland ist ein hohes Gut. Wir wollen einen ressortübergreifenden Dialog unter Beteiligung von Wissenschaft und Arzneimittelherstellern einrichten, um den Standort Deutschland für Forschung und Produktion zu stärken.“ Als Themen erwähnte Gröhe neben Arzneimittelfälschungen und der Arzneimitteltherapiesicherheit vor allem Lieferengpässe. Langsam wird es Zeit für die Umsetzung.
Gröhe äußerte sich jetzt erneut zu dem Thema, und zwar bei der Hauptversammlung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Er wolle „eng mit der Pharmaindustrie“ zusammenarbeiten. „Nur mit einer innovativen und modernen Industrie können wir eine gute Arzneimittelversorgung der Menschen gewährleisten.“ Deshalb sei es wichtig, dass der Pharmadialog in Kürze starte. Zumindest hat Gröhe angedeutet, dass es nach der Sommerpause endlich losgehen wird – beim Symposium sprach er von einem „offiziellen Auftakt“. Gleich zu Beginn soll es um Probleme in einer globalisierten Gesellschaft gehen. Gröhe: „Die Wirkstoffproduktion findet heute vor allem in Indien und China statt. Sie ist oft auf wenige Produktionsstätten konzentriert, die dann weltweit die Versorgung sicherstellen müssen.“ Komme es zu einem Ausfall, drohten weltweit Lieferengpässe. Die jüngsten Fusionen würden „diesen Prozess nicht gerade entspannen“. Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, will der Minister, dass Deutschland als Pharmastandort im globalen Wettbewerb attraktiv bleibt. Der Herbst wird spannend.