Was haben Bauklötze, Batterien und Münzen gemeinsam? Sie werden oft von Kleinkindern verschluckt. Ich erkläre euch, wann es gefährlich wird.
Für Eilige gibt’s am Ende des Artikels eine kurze Zusammenfassung.
Das Verschlucken von Fremdkörpern stellt eine häufige pädiatrische Notfallsituation dar und betrifft vor allem Kleinkinder im Alter von ein bis drei Jahren. In dieser Entwicklungsphase erkunden Kinder ihre Umwelt vorwiegend oral, was das Risiko erhöht, dass Gegenstände unbeabsichtigt verschluckt werden. Schauen wir uns Risiken, Diagnostik und Behandlungsmethoden an, sowie besondere Gefahren durch Magnete und Batterien.
Die Eltern oder Betreuer werden über die möglichen verschluckten Objekte befragt. Kritische Symptome sind Husten, Würgen, exzessives Sabbern, Erbrechen und Schmerzen beim Schlucken. Sie können Hinweise darauf geben, dass der Fremdkörper an einer Stelle des Verdauungskanals feststeckt oder in die Luftwege gelangt ist.
Wurde ein Gegenstand wissentlich oder beobachtet verschluckt, aber es kam zu keinen weiteren hinweisenden Symptomen, darf abgewartet werden. Klassiker sind Münzen, Legosteine oder Schmuckstücke.
Bei unklaren Befunden findet die weitere Diagnostik in einer Notfallambulanz oder im Krankenhaus statt, sie umfasst Röntgenuntersuchungen zur Lokalisierung des Fremdkörpers: Befindet er sich noch vor dem Mageneingang oder bereits „weiter unten“? Voraussetzung sind natürlich die Röntgendichtigkeit des Objektes (auch Legosteine können so gefunden werden). Bei heiklen Symptomen oder unklarem Objekt (doch eine Batterie?) muss der gesamte Verdauungskanal von der Zahnreihe bis zum Becken eingeblendet werden, was natürlich eine enorme Strahlenbelastung bedeutet.
Bei nicht-röntgendichten Objekten oder wenn der genaue Ort des Fremdkörpers nicht sicher bestimmt werden kann, kann eine endoskopische Untersuchung erforderlich sein. Hierzu gehört auch die Bronchoskopie bei einer möglichen Aspiration. So kann der Fremdkörper direkt geborgen werden.
Kleinere, harmlose Objekte passieren oft den Verdauungstrakt ohne Probleme und können beobachtet werden, bis sie ausgeschieden sind. Dies kann bis zu zehn Tagen dauern. Studien besagen, dass nur ein Drittel der Gegenstände im Stuhlgang gefunden werden. Je nach Wertigkeit des verschluckten Objektes kann eine Stuhlsichtigung aber ein wichtiger Zeitvertreib für die Eltern sein.
Bei gefährlichen oder feststeckenden Objekten ist eine endoskopische Entfernung angezeigt. Bei Perforationen, schweren Verletzungen oder bei Objekten, die nicht endoskopisch entfernt werden können, ist eine chirurgische Intervention notwendig.
Magneten stellen eine besondere Gefahr dar, vor allem wenn mehrere davon verschluckt werden. Magnetspielzeuge zum Bauen und Konstruieren sind sehr beliebt, vor allem bei älteren Kindern. Ihre kleinen Geschwister „klauen“ diese aber, wenn sie herumliegen. Die Magnete können sich im Magen-Darm-Trakt anziehen und dadurch Gewebe einklemmen, was zu Drucknekrosen, Perforationen und damit schweren Komplikationen führen kann. Der Umgang mit verschluckten Magneten erfordert oft eine rasche endoskopische oder chirurgische Intervention.
Besonders gefährlich sind Knopfbatterien: Sie interessieren Kleinkinder sehr, weil sie nach Münzen aussehen, sie sind schnell verschluckt und rutschen durch die oberen Speiseweg schnell hinunter. Beim Kontakt mit Schleimhäuten können sie durch chemische Reaktionen schwere Verätzungen und Nekrosen verursachen. Bereits innerhalb weniger Stunden können erhebliche Schäden auftreten. Die Entfernung verschluckter Batterien sollte umgehend erfolgen, meist endoskopisch, um schwere Komplikationen zu verhindern.
Kurze Zusammenfassung für Eilige:
Risiken des Verschluckens von Fremdkörpern bei Kleinkindern: Dazu gehören Aspiration, Verletzungen durch scharfe Gegenstände und chemische Reaktionen, besonders durch Magnete und Batterien.
Diagnostik und Behandlung: Die Diagnostik umfasst Befragungen, Röntgenuntersuchungen und endoskopische Verfahren. Kleinere, harmlose Objekte passieren oft den Verdauungstrakt von selbst, während gefährliche oder feststeckende Objekte endoskopisch oder chirurgisch entfernt werden müssen.
Besondere Gefahren durch Magnete und Batterien: Magnete können Gewebe einklemmen und schwere Komplikationen verursachen, während Knopfbatterien aufgrund chemischer Reaktionen zu Verätzungen und Nekrosen führen können. Beide erfordern oft schnelle endoskopische oder chirurgische Interventionen.
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