Berührung tut gut, nicht nur der Psyche, sondern auch dem Körper. Das ist jetzt sogar wissenschaftlich belegt. Dabei wurde zwischen Berührungen von Menschen und Robotern unterschieden – mit überraschenden Ergebnissen.
Für Eilige gibt’s am Ende des Artikels eine Zusammenfassung
Eine Umarmung, ein aufmunterndes Schulterklopfen, ein motivierender Händedruck – all das kann unser Wohlbefinden steigern. Auch wissenschaftlich sind verschiedene positive Wirkungen von Berührungen belegt. Meist handelte es sich dabei um Studien, die eine bestimmte Art von Berührung und ihre Wirkung auf einen bestimmten Gesundheitsaspekt untersuchten. Offen blieb die Frage, welche Art von Berührung am besten wirkt. Muss es eine 60-minütige Massage sein oder reicht auch ein kurzes Schulterklopfen? Wirken Berührungen von vertrauten Menschen besser als von Fremden? Und können vielleicht sogar nicht-menschliche Berührungen, zum Beispiel von Pflegerobotern, einen positiven Effekt haben?
Um den Antworten auf diese Fragen näher zu kommen, haben Forscher die verfügbaren wissenschaftlichen Daten in einer Meta-Analyse zusammengefasst, die kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Human Behaviour veröffentlicht wurde.
Die Forscher fassten die Ergebnisse von 212 Einzelstudien mit insgesamt mehreren tausend Teilnehmern zusammen. Bei fast allen Parametern zeigten sich positive Auswirkungen der Berührungen. Der Schlaf verbesserte sich, der Puls sank, der systolische und diastolische Blutdruck wurden gesenkt, die Beweglichkeit nahm zu und der Spiegel des Stresshormons Cortisol sank. Doch nicht nur auf den Körper wirkte die Berührung gesünder, auch psychische Parameter verbesserten sich: Angstgefühle und Depressivität nahmen ab, eine krankhafte Ermüdbarkeit (Fatigue) besserte sich und die Studienteilnehmer, die berührt wurden, empfanden auch weniger Schmerzen als die Teilnehmer der Kontrollgruppe. Es scheint kaum einen Parameter zu geben, der durch Berührung nicht signifikant verbessert wurde.
Nicht nur die Berührung durch andere Menschen, sondern auch die nichtmenschliche Berührung durch Gegenstände oder Roboter wurde in einer Reihe von Studien untersucht. Die Analyse ergab, dass sich die körperlichen Auswirkungen von menschlichem und nicht-menschlichem Kontakt nicht unterscheiden. Auch die Berührung durch einen Roboter oder ein Objekt konnte die Studienteilnehmer gesünder machen. Bei den psychischen Auswirkungen hatte jedoch die menschliche Berührung die Nase vorn und führte zu einem größeren Nutzen. Allerdings hatte auch hier die nicht-menschliche Berührung einen positiven Effekt, wenn auch nicht so stark wie die menschliche.
Die Autoren der Studie stellten die Hypothese auf, dass es bei der menschlichen Berührung auf den Hautkontakt ankommen könnte. Und in der Tat waren die Berührungen mit direktem Hautkontakt am wirksamsten in Bezug auf die psychischen Auswirkungen.
Die meisten der eingeschlossenen Studien untersuchten Massagen. Wenn jedoch zwischen Massagen und anderen Arten von Berührungen unterschieden wurde, zeigten sich keine Unterschiede in den Wirkungen. Die genaue Art der Berührung scheint also nicht so entscheidend zu sein, Hauptsache sie findet statt. Auch die Dauer hatte keinen signifikanten Einfluss auf den gesundheitlichen Nutzen. Ein kurzes Streicheln konnte ebenso helfen wie eine 60-minütige Massage. Allerdings spielte die Häufigkeit der Berührungen eine Rolle. Je öfter, desto positiver.
Was folgt aus den neuen Forschungsergebnissen? Berührungen haben durchweg positive Auswirkungen auf Körper und Psyche. In den allermeisten Situationen überwiegen diese positiven Effekte auch ein mögliches Infektionsrisiko. Gut also, dass nach der Corona-Pandemie nur noch selten zum Verzicht aufs Händeschütteln aufgerufen wird. Und gekuschelt werden sollte auch wieder mehr!
Bildquelle: Ave Calvar, Unsplash