Krankenkassen machen erneut Schlagzeilen. Dieses Mal geht es nicht um Retaxationen bei Rx-Präparaten oder BtMs. Vielmehr planen AOKen, Apotheker bei Hilfsmitteln komplett auszuschließen. Andere Kassen könnten diesem Beispiel folgen. Dagegen laufen Apotheker Sturm.
Ärger im hohen Norden: Wie der Hamburger Apothekerverein (HAV) berichtet, müssen Kollegen mit neuem Ärger rechnen. Die AOK Rheinland / Hamburg sieht nicht mehr vor, dass öffentliche Apotheken Patienten mit Hilfsmitteln beliefern. Entsprechende Probleme zeichneten sich schon länger ab.
Zum Hintergrund: Seit 2007 haben gesetzliche Kassen die Option, Vereinbarungen über die Hilfsmittelversorgung mit verschiedenen Leistungserbringern abzuschließen. Und Apothekerverbände beziehungsweise Firmen können ihrerseits bestehenden Verträgen beitreten. Das ist zuletzt in Nordrhein-Westfalen passiert. Leistungserbringer aus Westfalen-Lippe versorgen über diesen Weg AOK-Patienten aus Nordrhein. Wie der HAV weiter berichtet, liefen Gespräche mit der AOK Rheinland / Hamburg bereits seit Anfang 2014. Umso überraschter zeigten sich Vertreter, als kassenseitig der Hilfsmittelvertrag Mitte Juni gekündigt wurde. Bleibt zu spekulieren, ob Zusammenhänge mit einer neuen Vertragsrunde bestehen: Vor wenigen Monaten hat besagte AOK unter anderem Verträge zur Stomaversorgung und zu Inkontinenzhilfen neu ausgeschrieben. Für Hamburgs Apotheker kam die außerordentliche Kündigung trotzdem überraschend - unter regulären Bedingungen wäre der Vertrag bis Jahresende gelaufen.
Jetzt haben Kollegen mehrere Optionen. Sie können die Belieferung schlichtweg ablehnen – sehr zum Leid von Patienten. Alternativ steht ihnen frei, eine Genehmigung für jedes Rezept zu beantragen oder entsprechende Summen als Vorleistung Kunden abzuknöpfen. Wer Versicherte der AOK Rheinland / Hamburg ohne entsprechende Absicherung weiter versorgt, muss mit Retaxationen rechnen. Hier will der HAV „größtmögliche Unterstützung“ leisten, heißt es in einer Mitteilung. Inwieweit sich Gerichte noch mit dem Thema zu befassen haben, wird sich zeigen.