Multiresistente Erreger haben einen neuen Gegner bekommen. Forscher haben zwei alte Hasen unter den Wirkstoffen zusammengeworfen und ein Infektionen-vernichtendes Duo geschaffen. Wer die beiden sind, erfahrt ihr hier.
Bisher wurde zur Therapie von multiresistenten gramnegativen Erregern, die Carbapenemasen der Metallobetalaktamasen exprimieren, erfolgreich die antiinfektive Kombination von Ceftazidim/Avibactam und Aztreonam eingesetzt. Jetzt hat die European Medicines Agency (EMA) das neue Medikament Aztreonam/Avibactam mit dem Namen Emblaveo® zugelassen. Emblaveo® enthält die beiden wichtigen Wirkstoffe zur Therapie.
Aztreonam gehört zu den Monobactamen, die weit gefasst zu den Betalaktamantibiotika zählen. Betalaktamantibiotika hemmen die Zellwandsynthese bestimmter Bakterien. Aztreonam ist stabil gegen die Metallobetalaktamasen (Ambler Gruppe B) und kann somit nicht durch diese hydrolysiert und unwirksam gemacht werden. Jedoch ist es nicht stabil gegenüber den weiteren Carbapenemasen (Ambler Gruppe A, C und D) und benötigt hierfür als Schutz das Avibactam. Avibactam hemmt die Carbapenemasen der Gruppe A, C und D und verhindert somit, dass Aztreonam durch diese abgebaut wird.
Die EMA hat die neue Kombination Aztreonam/Avibactam für folgende Indikationen zugelassen:
Die Zulassung beruht einerseits auf den Erfahrungen und Studien, die bereits zur Wirksamkeit von Aztreonam für die Einsatzgebiete von komplizierten intraabdominellen Infektionen, Harnwegsinfektionen sowie nosokomialer Pneumonie durchgeführt wurden. Ergänzend zeigten Laborstudien, dass Avibactam Aztreonam vor dem Abbau durch bestimmte Betalaktamasen schützt. Daten über die Sicherheit der beiden Wirkstoffe lagen bereits aus den Zulassungsstudien für Aztreonam und der Kombination Ceftazidim/Avibactam vor.
Andererseits dienten die Ergebnisse von zwei Studien zur Zulassung des neuen Medikamentes. In einer Studie wurden Patienten mit komplizierter intraabdomineller Infektion oder nosokomialer Pneumonie, die durch gramnegative Bakterien verursacht wurden, entweder mit Aztreonam/Avibactam (mit oder ohne Metronidazol) oder mit Meropenem (mit oder ohne Colistin) behandelt. Es wurden 422 Patienten eingeschlossen. In der Patientengruppe, die mit Aztreonam/Avibactam therapiert wurde, konnten etwa 68 % (193 von 282) der Patienten geheilt werden, während in der Gruppe, die mit Meropenem behandelt wurde, 66 % (92 von 140) geheilt wurden.
In einer zweiten Studie zeigte die Therapie mit Aztreonam/Avibactam ebenfalls gute Wirksamkeit. Hier wurden lediglich 15 Patienten mit komplizierten intraabdominellen Infektionen, Harnwegsinfektionen, nosokomialer Pneumonie oder Blutstrominfektionen, die durch multiresistente gramnegative Bakterien verursacht wurden, eingeschlossen. 42 % (5 von 12) der Patienten mit einer Therapie mit Aztreonam/Avibactam wurden geheilt. Die Patienten, die mit einer anderen bestmöglichen verfügbaren Therapie behandelt wurden, konnten nicht geheilt werden.
Aztreonam/Avibactam 1,5/0,5 g wird intravenös über 3 Stunden verabreicht und bei normaler Nierenfunktion alle 6 Stunden wiederholt. Die Behandlungsdauer beträgt je nach Art der Infektion 5 bis 14 Tage. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Anämie, Durchfall und erhöhte Leberwerte.
Es ist erfreulich, dass es jetzt ein Medikament gibt, das gegen die in Deutschland am häufigsten vorkommenden Carbapenemasen, die Metallobetalaktamasen, wirksam ist.
Bildquelle: Erstellt mit Dall-E.