Die Krankenkassen versinken in Schuldenbergen, es wird über eine Widerspruchslösung bei Organspenden nachgedacht und können Psychosen durch Katzenbakterien übertragen werden? Hier die News im Schnelldurchlauf.
Organspende: Widerspruchsregelung
Mehr als 8.000 Menschen in Deutschland brauchen ein Spenderorgan. Bei einer Einwohnerzahl von 83,8 Millionen Menschen haben allerdings nur 965 Menschen im letzten Jahr Organe gespendet. Gleichzeitig stehen dem Thema grundsätzlich rund 80 % der Bevölkerung positiv gegenüber. Diese große Lücke möchte eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten nun schließen und startet eine Initiative zur Reform der Spendenregeln. Zentrales Element: Die Einführung einer Widerspruchslösung. Sprich: Künftig ist jeder automatisch Organspender, der nicht aktiv dagegen Einspruch erhebt. Unter den benötigten Organen führt die Niere mit weitem Abstand das Bedarfsranking an. Mit 6.683 benötigten Organen ist sie vor 841 Lebern und 699 Herzen besonders gefragt.
„Wir sind schlicht und ergreifend nicht zufrieden mit den Zahlen, die uns vorliegen“, sagte die SPD-Abgeordnete Sabine Dittmar. „Täglich sterben uns drei Menschen auf der Warteliste.“ Bundesgesundheitsminister Lauterbach unterstützt den parteiübergreifenden Antrag und weist auf die Notwendigkeit hin: „Ohne dass wir allen zumuten, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, werden die Organspendezahlen nicht signifikant steigen.“
Kritiker an dem Konzept sehen in dem Plan einen „massiven Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht.“ Auch sei jeder medizinische Eingriff ohne Zustimmung des Betroffenen zunächst eine Körperverletzung, so die Argumente der Patientenschützer, deren Vorstand Eugen Brysch auch von verfassungsrechtlichen Problemen spricht.
Psychose durch Katzenbakterien?
Kann eine bakterielle Infektion mit Bartonellen Psychosen auslösen? Forscher untersuchten diesen ungewöhnlichen Zusammenhang und lieferten spannende Ergebnisse. Hierfür untersuchten sie 116 Personen und teilten sie in fünf Gruppen auf: eine gesunde Kontrollgruppe (n = 29), Patienten mit hohem Risiko, eine Psychose zu entwickeln (zeigen attenuierte psychotische Symptome) (n = 16), Kinder und Jugendliche mit Psychose (n = 7), Erwachsene mit Psychose (n = 44) und Angehörige von Personen mit Psychosen (n = 20). Mit verschiedenen Methoden (IFA, qPCR, dPCR, ddPCR) suchten sie nach Antikörpern und bakterieller DNA im Blut.
Das Ergebnis? Kein signifikanter Unterschied in der Seroreaktivität bei Erwachsenen mit und ohne Psychose. Allerdings war die Präsenz von Bartonella-DNA im Blut bei Erwachsenen mit Psychose deutlich höher (43,2 % vs. 14,3 %). Das bedeutet, fast die Hälfte der Erwachsenen mit Psychose hatte Bartonella-DNA im Blut. Die häufigsten Spezies waren Bartonella henselae und Bartonella vinsonii. Beide Bartonella-Arten sind zoonotische Pathogene, die durch verschiedene Vektoren auf den Menschen übertragen werden können. Bartonella henselae kann die Katzenkratzkrankheit verursachen, die oft mit Lymphknotenschwellungen und Fieber einhergeht. Bartonella vinsonii wird hauptsächlich durch Zecken übertragen und betrifft Hunde, Wildtiere und manchmal Menschen. Bei Hunden kann Bartonella vinsonii Endokarditis und andere systemische Infektionen verursachen. Beim Menschen sind Infektionen selten, können aber schwerwiegend sein und ähnliche Symptome wie bei Bartonella henselae hervorrufen.
Die Autoren fordern nun groß angelegte Studien, um die Verbindung zwischen Bartonella-Infektionen und Psychosen weiter zu erforschen. Zudem könnten Untersuchungen weiterer Vektor-übertragener Infektionen unser Verständnis der Beziehung zwischen Infektionen und psychischen Störungen erweitern.
Hier findet ihr die Studie.
GKV-Finanzen: Ausgaben steigen, Einnahmen sinken
Die Rechnung ist relativ einfach: Die GKVen kommen bereits aus dem vergangenen Jahr mit einem Minus von 1,87 Milliarden Euro heraus, weisen bereits im ersten Quartal 2024 ein Defizit von 776 Millionen Euro auf und sehen sich perspektivisch weiteren Steigerungen gegenüber – allein für Krankenhäuser müssen die Kassen erstmals über 100 Milliarden Euro berappen. Ähnlich einfach wie die Rechnung, ist auch die Schlussfolgerung: Irgendwo muss Geld herkommen. Das wahrscheinlichste Szenario: Ein allgemeiner Anstieg der Sozialabgaben. Eine aktuelle IGES-Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass in diesem Fall die Sätze bis 2035 auf bis zu 19,3 % steigen könnten. Das wären fast 3 % mehr als derzeit abgegeben werden.
Der andere Weg, um Geld in die Kassen zu bekommen: Deren Rechnungen kürzen. Wie das gelingen könnte, schlug Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, unlängst vor. So solle der Bund die Kosten für Bürgergeld-Empfänger den Kassen erstatten – das seien 9,2 Milliarden Euro und würde den anfallenden Kostenzuwachs nahezu deckeln. Storm: „Die gesetzlichen Krankenkassen erhalten für diese Personen monatlich jeweils rund 120 Euro aus Steuermitteln. Das ist nachweislich nicht kostendeckend. Wird dagegen ein Privatversicherter zum Bürgergeldempfänger, zahlt der Staat der Versicherung dafür 420 Euro monatlich im Basistarif. Das ist dreieinhalb Mal so viel.“
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