Im Salzburger Unfallkrankenhaus haben massig Chirurgen gekündigt – und schlugen damit hohe Wellen. Es war die Rede von autokratischem Führungsstil und Patientengefährdung. Jetzt gibt es eine neue Stellungnahme.
Im April dieses Jahres platzte im Salzburger Unfallkrankenhaus (UKH) eine Bombe: Gleich sieben Unfallchirurgen verließen das UKH, sechs gingen mit schweren Vorwürfen gegenüber dem Primar der Abteilung und der Krankenhausleitung an die Presse.
Die AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, Trägerin des UKH) kündigte daraufhin umfangreiche Maßnahmen an. Die AUVA-Generaldirektion in Wien hat die Interne Revision mit der umfassenden Überprüfung der Vorwürfe beauftragt. Dabei wurden über 40 Gespräche mit Mitarbeitern des UKH geführt. Jetzt gibt es eine offizielle Stellungnahme, die DocCheck vorliegt.
Die interne Überprüfung habe in den vergangenen zwei Monaten stattgefunden und konnte keine Verfehlungen feststellen, die Leib und Leben von Patienten gefährdet hätten, so der allgemeine Konsens. Besonderen Bezug nimmt die Stellungnahme auf einen schweren Vorwurf, besagter Primar habe während einer komplizierten Wirbelsäulen-Operation den OP-Saal verlassen und nur einen überforderten Assistenzarzt zurückgelassen, um eine Vorlesung zu halten.
„In Bezug auf das Verlassen des OP-Saales ist festzuhalten, dass der Wechsel in diesem Fall bereits vorab eingeplant gewesen ist. Der Wechsel eines Operateurs stellt keine ungewöhnliche Maßnahme dar, sondern es handelt sich dabei um eine Maßnahme zur Sicherstellung der bestmöglichen Patient:innenversorgung, unter anderem auch durch die Aufrechterhaltung des maximalen Konzentrationsvermögens. Jedoch war die dazu im Vorfeld erfolgte Kommunikation mangelhaft.“
Das teilt die AUVA mit. Dieser Vorfall war allerdings auch zum Zeitpunkt der ersten Berichterstattung bereits verjährt und somit zumindest strafrechtlich nicht mehr relevant – es wurde kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Interne Revision sieht hier erheblichen Nachholbedarf in Sachen transparenter Kommunikation und Dokumentation. Zudem sei eine „Diskrepanz zwischen aufgestellten Behauptungen und belastbarer Dokumentation“ festgestellt worden.
Während in der aktuellen Stellungnahme und Revision auf den einen großen Aufreger eingegangen wurde, bleiben trotzdem viele Fragen offen. Denn zum harschen Umgangston, den die betroffenen Kollegen als militärisch beschrieben, weiteren Vorwürfen – etwa, dass die Komplikationsrate bei den OPs des Primars auffällig hoch sei – und weiteren Vorfällen, zum Beispiel dass die Krankenhausleitung bereits seit Jahren über die schlechten Zustände der Abteilung Bescheid wusste und nichts dagegen unternahm, wurde keine Stellung bezogen. DocCheck hat zu diesen Punkten bei der AUVA nachgehakt und folgende Antworten bekommen:
Zum Umgangston: „Auch wenn ein mitunter harter Umgangston von Mitarbeiter:innen beanstandet wurde, war dieser weder straf- noch dienstrechtlich relevant. Dennoch hat sich die AUVA im Sinne der Unternehmenskultur dazu entschlossen, das Dienstverhältnis zu beenden.“
Zu den Vorwürfen gegenüber der Krankenhausleitung: „Die Interne Revision hat auch die von der Spitalsleitung gesetzten Maßnahmen untersucht. Die Spitalsleistung hat gemeinsam mit der Landesstellendirektion zahlreiche Initiativen zur Verbesserung der Situation initiiert und vorangetrieben. Im Rahmen der Einschau wurden hier allerdings Verbesserungspotenziale geortet und entsprechende Optimierungen wurden dringend eingemahnt.“
Zur erhöhten Komplikationsrate: „Auch eine angeblich höhere Komplikations- und Infektionsrate wurde untersucht. Entsprechende Vorwürfe konnten nicht bestätigt werden, auch im Benchmarking ergaben sich keinerlei Auffälligkeiten.“
Bereits Anfang des Monats gab es bezüglich der Internen Revision Kritik, berichtet der ORF. So habe die Belegschaft nichts von der Revision im Haus gewusst. Die befragten Mitarbeiter seien gezielt zu Gesprächsterminen eingeladen worden. Auch hier hagelt es Kritik an der Krankenhausleitung. Diese habe die Gesprächstermine nicht weitergeleitet, so dass Mitarbeiter ihre Erlebnisse nicht schildern konnten.
„Das hat den Betriebsrat verwundert, weil wir von den Mitarbeitern wissen, dass sie etwas zu der Situation sagen wollten. Es hat keine allgemeine Informationsmail gegeben. Es ist nicht nachvollziehbar. Gerade in dieser Situation hätten wir uns gewünscht, von der Führung unterstützt zu werden“, so UKH-Betriebsratsvorsitzender Hans-Peter Kreuzer gegenüber dem ORF. Die AUVA entgegnet, dass die Revision einem gängigen Schema gefolgt sei.
Unabhängig davon kündigt die AUVA in ihrer Stellungnahme an, „erhebliche Nachbesserungen im Bereich Dokumentation“ sowie „Initiativen zur Stärkung der Unternehmenskultur“ anzuleiten. Das Dienstverhältnis mit dem Primar wurde zudem beendet.
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