Orthopäden haben bei Patienten mit Frühformen einer axialen Spondyloarthritis schon bald neue therapeutische Optionen: Der EMA-Ausschuss für Humanarzneimittel schlägt vor, Indikationen von Etanercept zu erweitern.
Etanercept wird schon länger zur Behandlung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen eingesetzt. Das gentechnisch hergestellte Protein fängt proinflammatorische Zytokine ab, speziell den Tumornekrosefaktor TNFα und das Lymphotoxin TNFβ. Bindet TNF nicht mehr an körpereigene Rezeptoren, gehen Entzündungsprozesse zurück.
Jetzt schlägt der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur EMA vor, Etanercept bei weiteren Indikationen einzusetzen. Speziell geht es um die nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis: eine Frühform chronischer, rheumatisch-entzündlicher Systemerkrankungen der Wirbelsäule. Entsprechende Probleme beginnen schleichend vor dem 45. Lebensjahr. Patienten leiden an Rückenschmerzen, meist in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden. Ihre Beschwerden bessern sich, sobald sie sich bewegen. Im Röntgenbild finden Orthopäden bei Sakroilikalgelenken noch keine Veränderungen. Erst später treten knöcherne, entzündliche Veränderungen in Form einer Sakroiliitis auf.
Sollten entsprechende Beschwerden trotz nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) bestehen bleiben, schlagen CHMP-Wissenschaftler jetzt den Einsatz von Etanercept vor. Sie berufen sich vor allem auf Daten eine Phase-III-Studie. Im Vergleich zu Placebo führte das Biological zu signifikanten Verringerungen der Krankheitsaktivität. Bei Studien verwenden Wissenschaftler zur Beurteilung sogenannte ASAS-40-Kriterien der Assessment of SpondyloArthritis international Society (ASAS). Dazu gehören Rückenschmerzen, Ausmaß und Dauer der Morgensteifigkeit, Einschränkungen bei Alltagsaufgaben sowie der allgemeine Gesundheitszustand. Orthopäden müssen mindestens in drei dieser vier Bereiche relative Besserungen um 40 Prozent oder absolute Besserungen um zwei Zehntel der Skalenlänge diagnostizieren. Im vierten Bereich darf es zu keinen Verschlechterungen gekommen sein. Bei Etanercept ließen sich ASAS-40-Ansprechraten von 32,4 Prozent versus 15,7 Prozent unter Placebo nachweisen. Patienten, die von einer Scheinmedikation auf Etanercept umgestellt wurden, hatten einen vergleichbaren Benefit.