In Brandenburg mangelt es an Ärzten. 2015 bekommt aber nun auch dieser Flächenstaat, als letzter der Bundesrepublik, eine medizinische Hochschule. Standorte der privaten Lehrstätte werden die Städte Neuruppin und Brandenburg an der Havel. Doch Kritik bleibt nicht aus.
Hauptakteure der in Gründung befindlichen „Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane“ sind die Ruppiner Kliniken und das Städtische Klinikum Brandenburg/Havel. Als Kooperationspartner stünden der künftigen Hochschule, so die Verantwortlichen, bereits diverse Lehrkrankenhäuser, Lehrpraxen, Hochschulen des Umkreises und ärztliche Verbände und Kammern zur Seite. Am 07.07.2014 gab nun die Wissenschaftsministerin des Landes Brandenburg ihr Go und beendete damit das mehrjährige Antragsverfahren, dass unter anderem durch Beanstandungen des Wissenschaftsrates im Jahre 2013 eine Ehrenrunde eingelegt hatte. Das Land Brandenburg erhofft sich von diesem neuen Studienangebot eine langfristige Stärkung der medizinischen Versorgung in den eigenen Gefilden. Starten wird der Betrieb der Hochschule jedoch bereits vor 2015. Im Wintersemester 2014 werden erste Studierende der Psychologie ihr Bachelorstudium beginnen, bevor im Jahr darauf der medizinische Modellstudiengang folgen wird. Für einen Großteil der Kosten kämen, so die Verantwortlichen, die kooperierenden Krankenhäuser mit einem Darlehen auf. Dennoch fällt der verbleibende Kostenanteil für die angehenden Mediziner mit 7.000 Euro pro Jahr und Student recht üppig aus. Zudem ist der Erlass der Darlehenssumme an Bedingungen geknüpft, nämlich eine verpflichtende, fünfjährige Facharztausbildung der Medizinabsolventen an einer der kooperierenden brandenburgischen Kliniken. Für Studierende, die sich gegen diesen Weg entscheiden, kommen zu den 35.000 Euro reinen Studiengebühren noch einmal die 80.000 Euro des Darlehens hinzu.
Die Verantwortlichen der Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane stellen in ihrem Werben um kommende Medizinstudierende vor allem einen hohen Praxisbezug und attraktive Auswahlkriterien, fernab einer reinen Fokussierung auf den Numerus Clausus, heraus. Doch erste hochrangige Kritik lässt nicht lange auf sich warten. Der Vorstandsvorsitzende der Charité, Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, betrachtet beispielsweise vor allem den Forschungsaspekt kritisch: „Ohne umfassende Forschung ist keine qualitativ hochwertige Ärzteausbildung möglich“, so Einhäupl. Die Bereitstellung der dafür nötigen Mittel sei über eine rein private Finanzierung kaum möglich, doch in Brandenburg sehe man das offenbar etwas anders. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch die Kritiker der, ebenfalls privaten, Nürnberg Medical School, die bereits im kommenden Wintersemester ihre Pforten für die ersten Medizinstudenten öffnen wird.