Sonnenstrahlung führt bei Patienten mit Rosazea oft zu einer Verschlechterung der Symptome. Welche Triggerfaktoren es noch gibt und wie ihr die Erkrankung richtig behandelt.
Für Eilige gibt’s am Ende des Artikels eine kurze Zusammenfassung.
Auch wenn es derzeit vielerorts regnet, die längeren, sonnigen Tage stehen vor der Tür. Während viele die wärmenden Sonnenstrahlen genießen, bedeutet das für Patienten mit Rosazea oft eine Verschlechterung ihres Hautzustandes, denn die vermehrte Sonneneinstrahlung zählt zu den Haupt-Triggerfaktoren, die diese chronisch-entzündliche Hauterkrankung zum Aufflammen bringen können. Die Patienten, die sich in der Apotheke beraten lassen, sind es oft leid, immer wieder unterschiedliche Cremes und Lotionen zu „schmieren“. Wie sinnvoll ist der Einsatz von systemischen Medikamenten bei Rosazea in der Selbstmedikation, auch wenn sich in der Leitlinie dazu noch nichts finden lässt?
Rosazea ist eine häufige Dermatitis, die etwa 12 % der erwachsenen Bevölkerung betrifft. Typische Symptome sind Hautrötungen, die anfallsartig auftreten und wieder abklingen (Flush) und im weiteren Verlauf bestehen bleiben (persistierendes Erythem), Papeln und Pusteln sowie Teleangiektasien. Betroffene leiden oft unter trockener, schuppender Haut, die brennen, stechen oder jucken kann. Diese Symptome treten häufig in Schüben auf und gehen mit einer erheblichen emotionalen Belastung einher. Unsicherheit, Angst davor, in der Öffentlichkeit plötzlich zu Erröten und Beeinträchtigungen im Arbeitsleben sind keine Seltenheit.
Die genaue Ursache der Rosazea ist noch nicht vollständig geklärt, doch eine multifaktorielle Entstehung wird vermutet. Genetische Prädisposition, eine Fehlregulation der Gefäßversorgung, chronische UV-Schädigung der Haut und eine fehlgeleitete Immunantwort können mögliche Auslöser für einen Schub sein. Dass eine übermäßige Besiedelung der Haut mit Demodex-Milben den Zustand zusätzlich verschlechtert, wird ebenfalls in Betracht gezogen. Besonders relevant für die aktuelle Jahreszeit ist jedoch die Schädigung durch UV-Strahlung. Die UV-Strahlung fördert die Entstehung reaktiver Sauerstoffspezies, die Entzündungsreaktionen verstärken und die Hautgefäße erweitern, was zu den typischen Rötungen führt.
Neben der Sonneneinstrahlung gibt es eine Vielzahl von Triggerfaktoren, die die Symptome der Rosazea verschlimmern können, wie
Ein wichtiger Therapieansatz besteht darin, diese Auslöser zu vermeiden oder zu reduzieren. In der Apotheke können wir dazu raten, ein Rosazea-Tagebuch zu führen. Das kann Betroffenen helfen, ihre individuellen Trigger zu identifizieren und ganz gezielt zu meiden.
Die Rosazea kann nicht geheilt, aber gut kontrolliert werden. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad und umfasst sowohl topische als auch systemische und psychotherapeutische Behandlungsoptionen.
Äußerlich wird leitliniengerecht therapiert mit
Systemisch wird das Antibiotikum Doxycyclin mit 40 mg Wirkstoff eingesetzt, das antibiotisch und entzündungshemmend wirkt. Auch andere Antibiotika und auch Isotretinoin können Off-label verordnet werden. Alle genannten Medikamente sind verschreibungspflichtig.
In der Apotheke können wir vorwiegend bei der Hautpflege beratend zur Seite stehen. Patienten mit Rosazea sollten Produkte für empfindliche Haut oder speziell für Rosazea entwickelte medizinische Kosmetika verwenden. Eine dermokosmetische Routine sollte leitliniengerecht morgens und abends in der Reihenfolge Reinigung, Pflege und Sonnenschutz (abends entfällt der Sonnenschutz) durchgeführt werden. Diese Routine kann um weitere Produkte wie Seren und Tonika erweitert werden, jedoch sollte eine Überpflege vermieden werden. Eine Hautreinigung sollte morgens und abends schonend mit lauwarmem Wasser erfolgen. Danach sollte die Haut vorsichtig trocken getupft werden. Empfohlen werden Syndets mit einem schwach sauren, hautneutralen pH-Wert. Stärker irritierende Waschsubstanzen wie Natriumlaurylsulfat sollten vermieden werden. Zudem sollten Irritationsfaktoren wie starkes Reiben, Peelings sowie durchblutungsfördernde oder adstringierende Stoffe gemieden werden.
Zusätzlich gibt es eine rezeptfreie und apothekenpflichtige Therapieoption, die auch gut geeignet ist für Patienten, die neben der Gesichtspflegeroutine nicht noch weitere topische Medikamente auf ihre empfindliche Rosazea-Haut auftragen möchten – nämlich die Einnahme von Natriumbituminosulfonat in Tablettenform.
Studien haben gezeigt, dass Natriumbituminosulfonat an entscheidenden Stellen in das Entzündungsgeschehen eingreift. Der naturbasierte Wirkstoff hemmt die Proteaseaktivität von Kallikrein-5, wodurch die Freisetzung von proinflammatorischen Cathelicidinen (LL-37) reduziert wird. Das verringert die Entzündungsreaktion und die Gefäßerweiterung, die für die Rosazea typisch sind. Natriumbituminosulfonat wirkt darüber hinaus durch Hemmung der 5-Lipoxygenase und der Cyclooxygenase entzündungshemmend und hat einen positiven Einfluss auf fettige Haut, indem es die Bildung von Hautoberflächenlipiden reduziert. Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen treten nicht auf, einzig die gleichzeitige Einnahme mit Tetracyclinen wird nur nach Rücksprache mit dem Arzt empfohlen. Sollten doch beide Wirkstoffe eingenommen werden, ist ein Abstand von drei Stunden einzuhalten. Die Therapie mit Natriumbituminosulfonat ist gut verträglich, Nebenwirkungen im Magen- und Darmbereich, Hautrötungen oder allergische Reaktionen auf den Wirkstoff sind sehr selten.
Mit dem Frühling und der vermehrten Sonneneinstrahlung steigt auch das Risiko für Rosazea-Patienten, einen Krankheitsschub zu erleiden. Eine gezielte Vermeidung von Triggerfaktoren, der konsequente Einsatz von topischen und systemischen Therapien sowie eine gut angepasste Hautpflege können helfen, die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Auch wenn der Ansatz mit Natriumbituminosulfonat zu arbeiten noch nicht in den Leitlinien verankert ist, stellt er dennoch eine mögliche Option für die Betroffenen dar, insbesondere wenn sie sich mit einer konsequenten äußerlichen Behandlung der Haut schwertun, oder Vorbehalte gegen die Einnahme von Antibiotika haben.
013-065l_S2k_Rosazea_2022-02.pdf (awmf.org)
Rosazea - DocCheck Flexikon
Demodex-Milben können Rosazea auslösen (medical-tribune.de)
Aktueller Stand der systemischen Rosazea-Therapie - PubMed (nih.gov)
Natriumbituminosulfonat zur Behandlung von Rosazea moduliert die Bildung von Entzündungsmediatoren durch primäre humane Neutrophile - PubMed (nih.gov)
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