Die Zahl der Pflegebedürftigen stieg 2023 unerwartet stark an, ein Hitzeschutzplan soll Kliniken und Pflegeeinrichtungen auf extreme Temperaturen vorbereiten und Diabetiker bekommen ein neues Langzeit-Insulin. Diese News lest ihr im Schnelldurchlauf.
Der demographische Wandel ist längst kein Geheimnis – auch die Planer im Bundesgesundheitsministerium haben diesen, insbesondere in Sachen Pflege und Pflegebedürftigkeit, vor Augen. Und dennoch zeigt sich Minister Lauterbach nun überrascht, dass es in 2023 einen „gradezu explosionsartigen“ Anstieg der Pflegebedürftigen gegeben habe. Im Gegensatz zu den intern prognostizierten 50.000 Personen seien es wohl 361.000 Menschen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
Auch wenn die Ursache noch nicht ausgemacht werden konnte, wusste Lauterbach, dass es einer Finanzreform der Pflegeversicherung bedürfe: „Klar ist, dass wir mittel- und längerfristig eine solidere Form der Finanzierung der Pflege benötigen. Mit dem jetzigen Beitragssystem allein werden wir das Leistungsniveau der Pflege nicht erhalten können.“ Im selben Atemzug gab er dieser nun aber auch eine kategorische Absage, da für eine grundlegende Reform die Ansichten aller Beteiligten zu weit auseinander lägen. „Eine umfassende Finanzreform in der Pflege wird in dieser Legislaturperiode wahrscheinlich nicht mehr zu leisten sein.“
Ohnehin zeigten sich neben Fachverbänden und Opposition auch Wissenschaftler irritiert über die Aussagen und Planungszahlen des Ministers. So müsse laut Pflegeforscher Heinz Rothgang von der Universität Bremen jährlich mit einem Zuwachs von 250.000 Personen gerechnet werden. Das aktuelle Mehr könne zudem eventuell auf Long Covid und die psychologischen Spätfolgen der Pandemie zurückgeführt werden.
Den allgemeinen Klimawandel bekommt Europa am stärksten zu spüren – so erwärmt sich der Kontinent laut Klimafolgenbericht der Europäischen Umweltagentur EEA am schnellsten. In Deutschland blicken rund 45 Prozent der Bürger mit Sorge auf die zunehmenden Hitzewellen, die vor allem ältere Menschen ab 65 Jahren und Stadtbewohner trifft. Eine repräsentative Umfrage der AOK ergab, dass 39 Prozent der Befragten körperliche Beschwerden bei langen Perioden über 30 Grad haben.
Eine weitere Studie des Helmholtz Zentrums München unterstreicht die Daten und verweist auf 9.100 hitzeassoziierte Todesfälle allein in 2022. Allein in der Zeit vom 30. Mai bis 4. September seien in Europa 61.672 Menschen an den Folgen der Hitze gestorben. Auch in den Hitzesommern 2015, 2018 und 2019 wurde demnach eine hitzebedingte Übersterblichkeit von 9.000 bis 10.000 registriert. Das Wissenschaftliche Instituts der AOK ergänzt wiederum, dass an Tagen mit über 30 Grad auch die Klinikeinweisungen bei den über 65-Jährigen um 3 % steigen.Credits: DocCheck, erstellt mit BioRender.com
Um die Bevölkerung bestmöglich vorzubereiten, hat Bundesgesundheitsminister Lauterbach einen Musterhitzeschutzplan vorgelegt, um in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern vulnerable Gruppen zu schützen.
Die Europäische Kommission hat das Insulin icodec (Awiqli®) von Novo Nordisk zur Behandlung von Erwachsenen mit Diabetes mellitus zugelassen. Das Ultra-Langzeit-Insulinanalogon nutzt Albumin als natürlichen Speicher und deckt den Basalinsulinbedarf für eine ganze Woche mit nur einer subkutanen Injektion ab.
Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen des Phase-IIIa-Studienprogramms ONWARDS, das über 4.000 Erwachsene mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes umfasste. In sechs globalen Studien wurde die Wirksamkeit und Sicherheit des wöchentlich verabreichten Insulins im Vergleich zu herkömmlichen Basalinsulinen untersucht. Der primäre Endpunkt war die Nicht-Unterlegenheit der Blutzuckerkontrolle, gemessen an der Veränderung des HbA1c-Werts nach 52 beziehungsweise 26 Wochen. Alle Studien erreichten ihren primären Endpunkt. Die häufigste Nebenwirkung war Hypoglykämie. Icodec hat eine Halbwertszeit von acht Tagen, was durch eine starke, reversible Bindung an Albumin sowie die Substitution von drei Aminosäuren im Insulinmolekül erreicht wird. Laut aktueller Fachinformation kann icodec bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 sowohl alleine als auch in Kombination mit oralen Antidiabetika, GLP-1-Rezeptoragonisten und Bolusinsulin angewendet werden. Die Kombination mit Sulfonylharnstoffen sollte aber kritisch überwacht werden.
Bei Diabetes mellitus Typ 1 ist die Kombination mit Bolusinsulin zu den Mahlzeiten notwendig. Das Langzeitinsulin soll nur bei Typ-1-Diabetes eingesetzt werden, wenn ein klarer Vorteil einer wöchentlichen Verabreichung erwartet wird. In den Studien traten bei Typ-1-Diabetikern im Vergleich zu täglichem Basalinsulin häufiger hypoglykämische Ereignisse auf. In den USA sprach sich die FDA bisher aufgrund des Risikos von Unterzuckerung gegen eine Verwendung bei Typ-1-Diabetikern aus.
Das neue Insulin wird in der Konzentration 700 U/ml als Injektionslösung im vorgefüllten Pen erhältlich sein. Novo Nordisk plant, Awiqli® so bald wie möglich in Deutschland verfügbar zu machen.
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