Ringelröteln treten derzeit in ganz Deutschland verstärkt auf. Erkennt ihr die Symptome und gibt’s eigentlich eine Impfung? Zeit, euer Wissen aufzufrischen.
Für Eilige gibt es eine Zusammenfassung am Ende des Textes.
Ringelröteln (Erythema infectiosum) werden durch das Parvovirus B19 verursacht, ein kleines, einzelsträngiges DNA-Virus – ganz anders als die Röteln, die durch das Rötelnvirus ausgelöst werden. Hier liegt zwar eine Namensähnlichkeit vor, die Erkrankungen sind aber nicht vergleichbar. Parovirus B19 ist besonders dafür bekannt, dass er die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen im Knochenmark infiziert, was zu einer vorübergehenden Anämie und verschiedenen klinischen Manifestationen führen kann. Die inkubationszeit beträgt etwa ein- bis etwas über zwei Wochen.
1. Prodromalphase: Diese Phase ist oft durch unspezifische, grippeähnliche Symptome gekennzeichnet, einschließlich Fieber, Kopf-, Hals-, und Gliederschmerzen und leichter Lymphknotenschwellung. Bei Erwachsenen, insbesondere bei jungen Frauen, können arthritisähnliche Symptome auftreten. Sie klagen dann über Gelenkschmerzen, vorwiegend Schmerzen in den Fingern, aber es können auch Handgelenke oder Knie betroffen sein – meistens treten diese Beschwerden symmetrisch auf. Auch Schwellungen und Überwärmung der betroffenen Gelenke werden in diesem Zusammenhang beobachtet.Ein 16 Monate altes Kind mit Ringelröteln. Credit: Andrew Kerr, Wikimedia Commons.
2. Exanthemphase: Etwa ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung entwickelt sich ein Hautausschlag, der zunächst im Gesicht auftritt und sich später auf Schultern, Oberarme, Beine und Gesäß ausbreitet. Die Rötungen treten zuerst an Stirn und Wangen auf, und formen eine schmetterlingsartige Figur, die das Munddreieck auslässt, bekannt als Schmetterlingserythem. Im Englischen werden die Ringelröteln dagegen nicht mit dem hübschen Insekt in Verbindung gebracht, dort heißt die Erkrankung übersetzt „Ohrfeigenkrankheit“, nämlich slapped cheek disease oder Fifth disease, da die Ringelröteln zusammen mit Masern, Röteln, Windpocken und Scharlach zu den fünf häufigsten Kinderkrankheiten, die durch einen charakteristischen Ausschlag gekennzeichnet sind, zählen. Im weiteren Verlauf bildet der Ausschlag in etwa 15–20% der Fälle eine für die Erkrankung typische Girlanden- oder Ringform am Oberkörper, den Beinen und den Armen aus, und verblasst nach etwa zehn Tagen. Zum Glück für die Betroffenen juckt dieses Exanthem in den meisten Fällen nicht. Das Besondere an dieser Krankheit ist: sobald dieser Ausschlag sichtbar wird, ist der Betroffene schon nicht mehr ansteckend. Ansteckend sind die Patienten vor allem etwa eine Woche bevor die Symptome sich zeigen.
Bei Jugendlichen manifestiert sich die Infektion mit Ringelröteln häufig etwas anders als bei Kindern. Ein typisches Phänomen bei dieser Altersgruppe ist das sogenannte Handschuh-Socken-Syndrom. Hierbei handelt es sich um einen Hautausschlag, der ausschließlich auf die Hände und Füße beschränkt bleibt. Im Gegensatz zum üblichen Ausschlag der Ringelröteln zeichnet sich dieser durch kleine rote Flecken oder Papeln aus, begleitet von einer auffälligen Zeichnung der Blutgefäße auf der Haut.
Das Virus wird hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion übertragen, kann aber auch über kontaminierte Gegenstände wie Spielzeug oder Türklinken weitergegeben werden. Die hohe Widerstandsfähigkeit des Virus auf Oberflächen macht die Eindämmung der Neuansteckungen schwierig, sodass es meist zu epidemieartigen Ausbrüchen im Winter oder wie jetzt während der Frühlingszeit in den Kindergärten und Schulen kommt.
Obwohl Ringelröteln meist harmlos sind, stellen sie für einige Personengruppen ein erhöhtes Risiko dar, nämlich für Immunsupprimierte (beispielsweise durch eine HIV-Infektion, eine aktuelle Chemotherapie oder nach einer Transplantation) und Personen mit Blutbildungsstörungen können ernsthafte Komplikationen erleiden, wie z. B. eine akute Anämie oder eine aplastische Krise.
Schwangere sind besonders gefährdet, da eine Infektion zu schwerwiegenden Problemen für den Fötus führen kann, und sowohl Blutarmut als auch Hydrops fetalis, eine ernsthafte Erkrankung, die mit Flüssigkeitsansammlungen im Körper des Fötus verbunden ist nach sich ziehen kann. Beschrieben wurde außerdem eine fetale Myokarditis, Störungen der Hirnentwicklung sowie kognitive und/oder psychomotorische Beeinträchtigungen. Die meisten Erwachsenen haben diese Erkrankung bereits irgendwann durchgemacht, und sind danach zeitlebens immun. Schwangere, die zuvor niemals an Ringelröteln erkrankt sind, sollten sich ganz besonders in den ersten 20 Schwangerschaftswochen vor einer Ansteckung schützen, denn nur so lange gilt die Erkrankung als potentiell fruchtschädigend.
Derzeit gibt es keinen Impfstoff gegen das Parvovirus B19, daher beruht die Prävention hauptsächlich auf Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und das Meiden von engem Kontakt mit Infizierten. Apotheken spielen eine wichtige Rolle bei der Aufklärung der Öffentlichkeit über diese Maßnahmen und können folgende Unterstützung bieten:
Obwohl Ringelröteln also oft mild verlaufen, ist das Bewusstsein für die Krankheit und ihre potenziellen Risiken entscheidend, insbesondere für gefährdete Gruppen. Durch frühzeitige Aufklärung und adäquate symptomatische Behandlung können die meisten Auswirkungen dieser Krankheit glücklicherweise minimiert werden.
Kurze Zusammenfassung für Eilige:
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