Husten, wir haben ein Pertussis-Problem!

Husten, wir haben ein Pertussis-Problem!In Deutschland gibt es immer mehr Keuchhusten-Fälle, besonders in Baden-Württemberg. Experten sind alarmiert. Was steckt hinter dem plötzlichen Anstieg?

Die Pertussis-Fallzahlen steigen in ganz Europa, auch in Deutschland. Besonders viele Ansteckungen gibt es derzeit in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen scheint bisher weniger betroffen. Insgesamt ist aktuell von über 5.000 Fällen die Rede. Einige Experten sprechen angesichts des massiven Anstiegs bereits von einer europaweiten Epidemie, allerdings sind die Fallzahlen derzeit immer noch niedriger als vor der Corona-Pandemie. Es gebe saisonale Schwankungen bei den Ansteckungszahlen und alle paar Jahre sei mit epidemischen Ausmaßen zu rechnen. Besonders auffällig sei momentan jedoch ein Anstieg der selteneren Variante, die durch Bordetella parapertussis ausgelöst werde. Hier seien die Fallzahlen so hoch wie nie seit Erfassungsbeginn.

Die wichtigsten Facts zu Keuchhusten

Pertussis ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, meist ausgelöst durch das Bakterium Bordetella pertussis, seltener auch durch Bordetella parapertussis.
Inkubationszeit von 7 bis 20 Tagen, beginnt mit Erkältungssymptomen wie Husten, Schnupfen und leichtem (oder keinem) Fieber, die bis zu 2 Wochen andauern (Stadium catarrhale). In diesem Stadium ist der Patient hochinfektiös.
Das voll entwickelte Krankheitsbild wird insbesondere durch das Pertussis-Toxin hervorgerufen (Stadium convulsivum). Es kommt zu heftigen, stakkatoartigen Hustenanfällen, keuchenden Geräuschen und zähem Schleim-auswurf. Zyanose und Stimmlippenkrampf können auftreten, im schlimmsten Fall Apnoe.
Die Hustenattacken können bis zum Erbrechen führen und bei Erwachsenen noch Wochen nach Abklingen der Infektion anhalten (Stadium decrementi).
Die Diagnostik erfolgt meist mittels PCR.
Die Behandlung erfordert häufig einen stationären Aufenthalt. Die Therapie der Wahl ist die Antibiotikagabe, in der Regel Erythromycin (40–50 mg/kg KG über 14 Tage). Alternativ mit neueren Makrolidantibiotika wie Azithromycin (10–12mg/kg KG) oder Clarithromycin (15–20 mg/kg KG).

Zur Ursache des Anstiegs gibt es wohl mehrere Gründe:

Nachholeffekt durch die COVID-19-Pandemie: Maßnahmen zum Infektionsschutz haben die Pertussis-Fallzahlen in den entsprechenden Jahren zwar gesenkt, aber auch dafür gesorgt, dass weniger junge Menschen zum ersten Mal mit dem Erreger in Kontakt gekommen sind, während bei Älteren der letzte Kontakt immer weiter in die Vergangenheit gerutscht ist.

Mangelnde Durchimpfungsrate: Für viele Laien gilt Keuchhusten als Kinderkrankheit. Erwachsene lassen die Auffrischung ihres Impfschutzes daher oft schleifen.

Moderne Diagnostik: Da PCR-Tests inzwischen immer häufiger eingesetzt werden, um Atemwegserkrankungen zu diagnostizieren, werden Pertussis-Erreger oft auch ohne bestehenden Verdacht auf eine Erkrankung nachgewiesen. Das wirkt sich auf die Fallzahlen aus.

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Während in einigen Ländern bereits Säuglinge an der Infektion gestorben sind, ist dies hierzulande bisher wohl nicht der Fall. Dennoch warnen Mediziner: Die Erkrankung ist vor allem für Babys und Kleinkinder gefährlich und geht in vielen Fällen mit einer Hospitalisierung, teilweise mit tödlichen Verläufen einher. Wer Kontakt zu dieser Risikogruppe hat, sollte seinen Impfstatus aktualisieren; eine Pertussis-Impfung für Schwangere ab Beginn des dritten Trimenons ist ohnehin bereits seit 2020 empfohlen. So gelingt zumindest ein gewisser Nestschutz – die mütterlichen Antikörper nehmen hier schnell ab –, der die Zeit bis zur Impfung des Kindes (Beginn des Impfschemas im Alter von 2 Monaten) überbrückt. Einen Lieferengpass gibt es bei den entsprechenden Impfstoffen derzeit laut RKI nicht.

Wer sollte laut STIKO geimpft werden?

Säuglinge und Kleinkinder: Grundimmunisierung im Alter von 2, 4 und 11 bis 14 Monaten. Eine Auffrischimpfung im Alter von 5 bis 6 Jahren.

Kinder und Jugendliche: Eine weitere Auffrischimpfung im Alter von 9 bis 16 Jahren.

Erwachsene: Einmalige Auffrischimpfung für alle Erwachsenen, sofern sie diese Impfung nicht bereits in der Kindheit oder Jugend erhalten haben. Insbesondere Frauen im gebärfähigen Alter sollten geimpft sein.

Schwangere: Eine Impfung in jeder Schwangerschaft, vorzugsweise im letzten Drittel (ab der 28. Schwangerschaftswoche), um den Nestschutz für das Neugeborene zu gewährleisten.

Personen mit engem Kontakt zu Neugeborenen: Dazu gehören Eltern, Großeltern, Geschwister und Betreuungspersonen, die regelmäßig Kontakt zu Säuglingen haben.

Medizinisches und pflegerisches Personal: Besonders solche, die in Kontakt mit Säuglingen oder immungeschwächten Personen kommen.

Bildquelle: Nicolas Lobos, Unsplash