Chronischer Juckreiz ist eines der häufigsten Symptome der Dermatologie. Wisst ihr, welche Ursachen dahinter stecken können und wie ihr eure Patienten am besten behandelt?
Als chronisch bezeichnen Ärzte Juckreiz (Pruritus), wenn er mehr als sechs Wochen lang anhält. Die Prävalenz liegt in Deutschland bei rund 13,5 Prozent der Bevölkerung. Betroffene können zahlreiche weitere Erkrankungen und Störungen entwickeln, von Schlafstörungen über sozialen Rückzug bis hin zu Depression und im schlimmsten Fall zu Suizidalität.
Juckreiz löst automatisch das Bedürfnis aus, sich zu kratzen. Kratzen hat zunächst den positiven Effekt, dass der Juckreiz durch den Schmerzreiz überlagert wird. Allerdings können die Hautverletzungen durch das Kratzen sich erst recht etwa durch sekundäre Entzündungen zu juckenden Problemen entwickeln.Mögliche Ursachen von chronischem Juckreiz. Erstellt mit Biorender.com
Umso wichtiger ist, Pruritus mit allen Möglichkeiten anzugehen. Generell kann Juckreiz dermatologische, systemische, neurologische oder psychologische Ursachen haben, wobei auch mehr als ein Grund dahinter stecken kann.
In den Leitlinien zur Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus heißt es, eine allgemeingültige, einheitliche Therapie gebe es aufgrund der Diversität der möglichen zugrundeliegenden Ursachen nicht. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, sind neben dermatologischen Tests auch internistische, speziell endokrinologische Untersuchungen erforderlich.
Kennen Ärzte nach eingehender Diagnostik die Ursache, stehen kausale Therapien im Fokus, etwa die Behandlung einer Dermatose, das Vermeiden von Allergenen oder reizenden Chemikalien bzw. das Absetzen von Arzneimitteln – gegebenenfalls auch eine psychologische oder psychiatrische Behandlung.
Um Juckreiz selbst zu behandeln, haben auch vermeintlich banale Tipps ihre Bedeutung. Dazu gehört, auf Kleidung zu verzichten, welche die Haut reizt, etwa Textilien aus Wollfasern. Auch sollten Patienten Empfehlungen zur Basispflege erhalten.
„Pruritus-lindernde Basistherapeutika sollten aus einer Fett- und Feuchtphase bestehen, die noch weitere hydratisierende Wirkstoffe wie Glyzerin, Harnstoff oder Milchsäure enthalten können“, heißt es in der Leitlinie. Ansonsten gilt: Trockene, nicht entzündete Haut benötigt lipophile Grundlagen, während nässenden Ekzemen von wasserhaltiger Pflege profitieren.
Darüber hinaus stehen Ärzten zahlreiche topische Wirkstoffe zur Verfügung, etwa Lokalanästhetika, Glukokortikoide, Capsaicin oder Calcineurininhibitoren. Systemisch können Antihistaminika, Glukokortikoide, Ciclosporin, Methotrexat, Azathioprin, Dupilumab, Gabapentin und Pregabalin, Antidepressiva und viele mehr hilfreich sein. Die konkrete Therapie hängt vom Einzelfall ab. Bei Schuppenflechte oder atopischer Dermatitis und damit verbundenem Juckreiz kann auch eine UV-Phototherapie die Beschwerden lindern.
Darüber hinaus untersuchen Forscher Medizinprodukte zur Linderung des Juckreizes. Eine kleine Studie zeigt, dass die kutane Feldstimulation (CFS), welche C‑Fasern stimuliert, Juckreiz zu lindern scheint. Hier sind allerdings noch weitere Untersuchungen erforderlich, um frühe Ergebnisse zu evaluieren.
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