Zur Darmmikrobiota zählen alle Mikroorganismen, die im Darm leben – Bakterien, Protozoen, Archaea, Pilze und Viren. Im Darm existiert also ein sehr diverses Ökosystem.1 Dieses spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Menschen, nicht zuletzt, weil es von großer Bedeutung für die Entwicklung und Funktion des Immunsystems ist.2
Doch die Mikrobiota steht nicht nur mit dem Darm in enger Beziehung.1 Sie tritt darüber hinaus auch mit anderen Organen wie Leber und Lunge, dem kardiovaskulären sowie dem endokrinen System in Interaktion. Daher bezeichnen manche Forscher die Darmmikrobiota auch als „virtuelles metabolisches Organ“.1 Die besonders enge Beziehung zwischen Darm, Darmmikrobiota und Leber hat inzwischen den Begriff der Darm-Leber-Achse geprägt.3 Dabei entsteht eine symbiotische Beziehung, die durch ein komplexes Netzwerk aus metabolischer, immunologischer und endokrinologischer Interaktion reguliert und stabilisiert wird.4
Zu den wichtigsten Strukturen der Darm-Leber-Achse zählen die Darmschleimhaut, die vaskuläre Barriere und die Portalvene.
Die Darmschleimhaut und die vaskuläre Barriere verhindern einerseits, dass Mikroben und Toxine den Darm verlassen können, andererseits ermöglichen sie die Zirkulation von Nährstoffen zur Leber. Die Portalvene transportiert Stoffwechselprodukte des Darms zur Leber. Umgekehrt gelangen Gallensäuren und Antikörper über die Galle von der Leber zum Darm.3 Gallensäuren wiederum dienen nicht nur der Verdauung, sondern sie kontrollieren auch die Zusammensetzung der Mikrobiota. Die Mikrobiota kann ihrerseits Einfluss auf den Gallensäuremetabolismus nehmen, wodurch eine wechselseitige Interaktion zwischen Leber und Mikrobiota entsteht.3 Daher beeinflussen pathologische Prozesse in einem der beiden Organe auch die Gesundheit des jeweils anderen Organs, wie die folgende Kausalkette veranschaulicht:
In der folgenden Grafik können sie vergleichsweise das Zusammenspiel von Darm, Darmmikrobiota und Leber bei gesunder beziehungsweise gestörter Darmbarriere sehen.Abbildung 1: Schema der Interaktion von Darm, Darmmikrobiota und Leber innerhalb der Darm-Leber-Achse (modifiziert nach 3).
Eine gestörte Darm-Leber-Achse kann bei vielen chronischen Lebererkrankungen eine Rolle spielen, so etwa bei der alkoholischen Lebererkrankung (ALD) und der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD),1,3 bei chronischer Hepatitis B, chronischer Hepatitis C, nichtalkoholischer Steatohepatitis (NASH), Leberzirrhose und dem hepatozellulären Karzinom (HCC).1
Veränderungen in der Darmmikrobiota können die Regulation der Darm-Leber-Achse und dadurch auch die Ätiopathogenese verschiedener chronischer Erkrankungen der Leber beeinflussen.1 Das Wissen über diese Zusammenhänge kann neue Wege für die zukünftige Behandlung dieser Erkrankungen eröffnen. Mögliche Ziele neuer therapeutischer Ansätze können dabei der Inhalt beziehungsweise der Mukus des Darms, das Mikrobiom, die Darmschleimhaut sowie extraintestinale Faktoren sein.3
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