Eigentlich wollten Ramon und Marie gleich nach der Hochzeit eine Familie gründen. Doch als die 30-Jährige einen Knoten in ihrer Brust entdeckt, ändert sich alles. Nach OP und Chemo ist die Heilung zum Greifen nah – aber die biologische Uhr tickt weiter.
Brustkrebs in jungen Jahren – geht das überhaupt? Die traurige Antwort lautet „ja“ – denn nach aktuellen Zahlen der Brustkrebs-Plattform „Pink!“ erkranken jährlich circa 2.700 Frauen zwischen 25 und 39 Jahren am Mammakarzinom und haben zu diesem Zeitpunkt ihre Familienplanung in vielen Fällen noch nicht abgeschlossen. Auch wenn sich die Erkrankungen durch die jährliche Vorsorge beim Gynäkologen und regelmäßiges Selbstabtasten heute schnell erkennen und mittels OP, Chemo- und ggf. Strahlentherapie auch kurativ behandeln lässt, führt der unerfüllte Kinderwunsch vor dem Hintergrund einer tickenden biologischen Uhr schon kurz nach dem Aufatmen zu neuen Sorgen.
Da Marie und Ramon also längst kein Einzelfall sind, haben sich auch immer mehr onkologische und Kinderwunschzentren auf die besondere Konstellation „Kinderwunsch nach Brustkrebs“ eingestellt und bieten betroffenen Frauen und Paaren heute verschiedene Möglichkeiten. So lassen sich – sofern ausreichend Zeit vor Therapiebeginn bleibt – weibliche Eizellen nach hormoneller Stimulation entnehmen und in Kryobanken einfrieren, bis nach einigen Jahren nach Therapie und Heilung eine künstliche Befruchtung möglich wird.
Dabei gilt es allerdings zu beachten, dass die Erfolgschancen aller Schritte starken Unterschieden unterliegen können: Das Zeitfenster ist eng, manchmal können nur wenige Eizellen gewonnen werden, oder es gibt Verluste nach dem Auftau-Prozess. Und dann hängt es zusätzlich von zahlreichen Faktoren ab, ob die künstliche Befruchtung auch gelingt und zu einem gesunden Baby führt. Keine Frage: Betroffene haben einen langen und steinigen Weg zu meistern – zusätzlich zur Krebstherapie.
Obgleich die prätherapeutische Eizellentnahme auch für Marie in Frage gekommen wäre, fühlte sie sich derzeit überrumpelt, schlecht beraten und musste zunächst die Krebsdiagnose verdauen. Denn plötzlich rückte der Kinderwunsch in weite Ferne und das eigene Überleben stand im Mittelpunkt. Wenige Jahre später – OP und Chemo waren erfolgreich überstanden – bereute sie allerdings die Entscheidung gegen die Kryokonservierung. Der Grund: die jahrelange antihormonelle Therapie im Anschluss an OP und Chemo, die sich hormonell in die Wechseljahre versetzte, während sie zeitgleich immer mehr an den Rand des gebärfähigen Alters kletterte.
Daher setzte sie alles auf eine Karte und beendete zwei Jahre vorher – und teils gegen ärztlichen Rat – die antihormonelle Therapie, um aus eigener Kraft schwanger werden zu können. Erst wartete sie monatelang auf einen halbwegs normalen Zyklus und hatte fast aufgegeben. Doch dann hielt sie endlich einen ersten positiven Test in ihren Händen – der Rest ist Geschichte.
Leider läuft es aber nicht immer so gut und so schnell wie bei Ramon und Marie – manchmal dauert die Erfüllung des Kinderwunsches auch Jahre, oder die Paare bleiben gänzlich kinderlos. Was aber in allen Fällen helfen kann, sind eine gute Beratung und Betreuung im Rahmen der Therapieplanung, sowie eine kompetente Begleitung im Falle eines Kinderwunsches. Denn die moderne Medizin bietet heute viele Möglichkeiten und kann junge Frauen dabei unterstützen, von traurigen Krebspatientinnen zu geheilten glücklichen Müttern zu werden.
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