Erste europäische Geburt nach Einfrieren von Eierstockgewebe erfolgreich, Praxissoftware künftig qualitätsgeprüft und neue Diabetes-Einteilung entwickelt. Diese und weitere News im Schnelldurchlauf.
Sich in jungen Jahren einer gonotoxischen Therapie unterziehen zu müssen, ist für Frauen mit Kinderwunsch ein Schicksalsschlag. Bonner Forscher konnten nun einer Betroffenen helfen, dennoch ein Kind zu bekommen: Nachdem die 32-Jährige die Diagnose Brustkrebs erhielt, entnahmen sie die Hälfte ihres rechten Eierstocks und froren ihn innerhalb von Sekundenbruchteilen ein. „So ist die Bildung von Eiskristallen nicht möglich – die Probe wird sozusagen vitrifiziert“, erklärt Co-Autorin Dr. Rebekka Einenkel. Anschließend machte die Patientin eine Chemotherapie, in dessen Folge sie eine Ovarialinsuffizienz entwickelte.
Zwei Jahre später implantierten die Ärzte das aufgetaute Eierstockgewebe und schon nach zwei Monaten hatte die Patienten wieder einen regulären Zyklus. Einen Monat später wurde sie erstmals schwanger, jedoch kam es in der 8. Woche zu einem Abbruch. Ein halbes Jahr später wurde sie erneut schwanger und brachte ein gesundes Kind zur Welt. Damit ist sie die erste Frau in Europa, die nach einer Vitrifikation des Eierstockgewebes ein Kind zur Welt brachte. Zuvor hatten dies bereits je ein Forschungsteam aus Japan und den USA ermöglicht.Prozess des Einfrierens: (A) entnommenes Eierstockgewebe; (B) vitrifiziertes Eierstockgewebe; (C) Proben des vitrifizierten Eierstockgewebes zur Überprüfung der Lebensfähigkeit. Credit: Sänger et al.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Pläne vorgelegt, nach denen die Telematik-Betreibergesellschaft Gematik zur „Digitalagentur Gesundheit“ ausgebaut und mit mehr Befugnissen ausgestattet werden soll. So soll eine „schlagkräftige und zukunftsfähige Organisation“ geschaffen werden. Die Digitalagentur wird weiterhin die Entwicklung und Bereitstellung digitaler Gesundheitsanwendungen steuern. Dass unter anderem der Ausdruck der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) durch ein elektronisches Verfahren ersetzt werden soll, begrüßt auch die KBV.
Ebenfalls betroffen vom Gesundheits-Digitalagentur-Gesetzes (GDAG): Die rechtlichen Vorgaben für Anbieter von Praxisverwaltungssystemen (PVS). Durch eine so „aufgewertete Gematik“ soll künftig:
Auch übernimmt die Agentur die Zertifizierung von PVS, kann Bußgelder an Infrastrukturanbieter verhängen und überwacht die Einhaltung von Standards.
Forscher des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) haben einen Algorithmus entwickelt, mit dem Diabetes-Typ-2-Patienten anhand von leicht erhebbaren Routinedaten in Diabetes-Subtypen unterteilt werden können. „Die Unterscheidung von Untergruppen des Diabetes anhand einfacher klinischer Daten wird die Entwicklung neuer Präventions- und Behandlungsansätze rasch beschleunigen, um letztlich Hochrisikogruppen gezielt zu identifizieren und zu behandeln“, erklärt Prof. Michael Roden, Direkter des DDZ. Auch sollen die Einteilungen helfen, mit Patienten über spezifische Auswirkungen und Risiken ihres jeweiligen Diabetes-Subtyps zu sprechen. „Somit könnten diese Forschungsergebnisse auch in den Praxisalltag einfließen“, sagt Studienleiter Prof. Robert Wagner. Er kann sich beispielsweise ein einfach zu bedienendes Online-Tool für die Einteilung und daraus abgeleitete präzise Therapieansätze vorstellen.
Einteilung der Diabetes-Subtypen durch den Algorithmus. Credit: DDZ, Schön et al.
Sie ist da. Lauterbachs Jahrhundert-Reform. Gestern verabschiedete das Kabinett das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG). Der letzte Stand sieht nun vor:
Finanziert wird der ab 2025 startende Umbau zunächst, wie geplant, über den Transformationsfonds. Als „eilbedürftig“ eingestuftes Gesetz soll dieses nun noch vor der Sommerpause in Stein gemeißelt werden.
Die erwartete Kritik bleibt nicht aus: „Die GKV soll für die Modernisierung der Krankenhauslandschaft bezahlen, obwohl das die bisherige Logik der Krankenhausfinanzierung auf den Kopf stellt“, sagt der stellvertretende Verbandschef Jens Martin Hoyer und deutet damit an, dass Beitragszahler sich auf höhere Beiträge einstellen können und so ein Teil der Versicherten die rahmengebende Gesamtstruktur für alle am Gesundheitswesen Beteiligten zahle.
Dr. Gerald Gaß, DKG
Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG, bringt einen weiteren zentralen Punkt: „Die DKG hat wiederholt auf diese drohenden Fehlentwicklungen hingewiesen und eine Auswirkungsanalyse dieser Finanzierungsreform eingefordert. Dazu hat das BMG bis zum heutigen Tag nichts geliefert. Es drängt sich der Verdacht auf, dass man selbst nicht an die versprochenen positiven Effekte glaubt, sonst hätte man diese anhand exemplarischer Beispielrechnungen vorlegen können. Im Blindflug in ein neues Finanzierungssystem zu starten, in dem sich dann rund 70 Milliarden Euro in veränderter Art und Weise auf die Krankenhäuser verteilen, ist ein unverantwortliches Vabanquespiel der Politik.“
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