Als opportunistische Erreger besitzen Pilze wie Candida albicans im Vergleich zu verschiedenen Bakterienarten nur relativ wenige Virulenzfaktoren. Dennoch können sie besonders bei immungeschwächten Patientinnen und Patienten invasive Infektionen verursachen.1 Im schlimmsten Fall kann eine Sepsis oder ein septischer Schock durch die Erreger ausgelöst werden:2
Die Inzidenz einer Sepsis liegt weltweit bei ca. 48,9 Mio. Patientinnen und Patienten im Jahr. Eine Beobachtungsstudie deutscher Krankenhäuser ergab, dass etwa 17,9 % der Intensivpatientinnen und -patienten an einer Sepsis erkranken. Dabei zeigte sich eine Sterblichkeit von 34,3 %, die im Vergleich zu den Fällen ohne Sepsis um das etwa 5,5-fache erhöht war.2,3
Das Risiko an einer Sepsis mit Erregern wie C. albicans zu erkranken kann durch verschiedene Faktoren erhöht werden. Diese umfassen u. a. eine Neutropenie und erworbene oder angeborene Immundefekte wie Granulozyten- oder T-Zell-Defekte. Immunsuppressive Therapien können ebenfalls zu einem erhöhten Infektionsrisiko beitragen. Dazu zählen beispielsweise Patientinnen und Patienten mit hämatologischen oder onkologischen Erkrankungen, bei denen eine allogene Stammzelltransplantation durchgeführt wurde. Ähnlich sieht es nach einer Organtransplantation aus, wobei besonders Leber-, Lungen- und Herztransplantationen die Infektionswahrscheinlichkeit steigern.1,4
Bei schwerstkranken Patientinnen und Patienten können intensivmedizinische Maßnahmen das Risiko einer Pilzinfektion weiter erhöhen: Sowohl der Einsatz von Breitbandantibiotika, als auch Eintrittspforten an Haut oder Schleimhäuten sind dabei entscheidende Einflussfaktoren. Diese können beispielsweise durch intravasale Katheter, parenterale Ernährung oder mechanische Beatmung entstehen. Frühgeborene mit einem extrem niedrigen Geburtsgewicht (< 1000 g) zählen mit einer Candidose-Inzidenz von etwa 10 % ebenfalls zur Risikopopulation.1,4,5
Invasive Candidosen entstehen in den meisten Fällen endogen in Folge einer Kolonisation im Darm oder im Mundraum. Eine solche Besiedlung führt nicht zwingend zu einer Infektion, allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit mit der Anzahl der betroffenen Körperstellen. Es gibt Hinweise darauf, dass < 106 Hefen pro g Stuhl bei Patientinnen und Patienten ohne Immunschwäche keine Pathogenität verursachen und somit keiner Behandlung bedürfen. Bei Risikopatientinnen und -patienten könne allerdings bereits eine Keimzahl von < 105 pro g Stuhl klinisch relevante Folgen mit sich bringen.4 Sobald eine invasive Candidose auftritt, sollte diese allerdings immer als lebensbedrohliche Erkrankung eingeordnet werden.6
Tritt eine Candidose auf, kann diese mit verschiedenen wirksamen Antimykotika behandelt werden. Insgesamt stehen derzeit vier Substanzklassen zur Verfügung: Polyene, Azole, Echinocandine und Nucleosidanaloga. Da sich Echinocandine gegen die meisten Candida-Gattungen als wirksam erwiesen haben und dabei eine gute Verträglichkeit zeigen, gehören sie u. a. im Falle einer Candidämietherapie zur ersten Wahl. Auch bei besonders kritisch kranken Patientinnen und Patienten z. B. solchen mit Candida Peritonitis sind Echinocandine aufgrund ihrer pharmakologischen Eigenschaften besonders geeignet. Echinocandinresistenzen wurden bisher nur in wenigen Fällen beobachtet.6