Im Verlauf einer Typ-2-Diabeteserkrankung entwickeln bis zu 40 % aller Patient:innen eine chronische Niereninsuffizienz .1 Da die chronische Niereninsuffizienz leicht übersehen werden kann und deshalb nicht frühzeitig behandelt wird, kann das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen um das Zehnfache steigen. Auch die Lebenserwartung der Patient:innen ist bis zu 16 Jahre kürzer als die der Normalbevölkerung.1,2 Deswegen ist eine Früherkennung dringend nötig. Die Albuminurie ist dabei ein früher Marker für Organschäden an Herz, Nieren und Gefäßen.3 Aber was versteht man darunter?
Bei einer Albuminurie liegt ein erhöhter Urin-Albumin-Kreatinin-Quotienten (UACR) vor. 4 Der UACR stellt die Albuminkonzentration in Relation zur Kreatininkonzentration im Urin in der Einheit „mg/g Kreatinin“ dar.4 Dabei werden drei Grade unterschieden:4
Die Albuminurie kann beipielsweise durch die andauernde Hyperglykämie bei einem unbehandelten Typ-2-Diabetes oder durch einen erhöhten Blutdruck bedingt sein.5 Ebenso tragen entzündliche und fibrotische Prozesse negativ bei. Als Reaktion darauf werden vermehrt das Zytokin TGF-β und VEGF ausgeschüttet.5 Als Folge kann mehr Albumin aus dem Blut in den Urin gelangen.5
Während also die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) einen guten absoluten Marker für eine abnehmende Nierenfunktion darstellt, zeigt die Albuminurie bereits frühzeitig im Krankheitsverlauf eine Nierenschädigung auf und ist daher ein frühes Warnsignal.1
Um eine Albuminurie exakt zu diagnostizieren und ihren Grad zu bestimmen, ist eine Laboruntersuchung nötig. Allerdings existieren für eine grobe Quantifikation auch Schnelltests mittels Urinstreifentests.6 Zur Erhebung der UACR ist das Sammeln des Tagesurins nicht erforderlich. Weil sich der UACR auf das Verhältnis von Albumin zu Kreatinin im Urin bezieht und die Kreatininausscheidung über den Tag tendenziell konstant ist, spielen Verdünnungsfaktoren für seine Bestimmung keine Rolle.6 Deshalb kann eine UACR-Testung ohne große Probleme in jeder Praxis durchgeführt werden.6
Auch die Leitlinien haben mittlerweile die Wichtigkeit einer Albuminbestimmung zur Früherkennung der chronischen Nierenerkrankung und zur Prävention von kardiovaskulären Ereignissen erkannt. So rät die DDG-Praxisempfehlung bei Patient:innen mit Typ-2-Diabetes zu einem jährlichen Albuminurie-Screening ab dem Diagnosetag.7 Auch international empfehlen die KDIGO, ADA und ESC/EASD eine mindestens jährliche Kontrolle des UACR. 3,8,9,10
Um die Diagnose einer Nierenerkrankung zu sichern und für die weitere Klassifikation, wird zusätzlich zu einer UACR-Bestimmung die Erhebung des eGFR-Werts empfohlen.3,7,8,9,10
Für eine erfolgreiche Behandlung der Albuminurie ist eine gute Einstellung des zugrundeliegenden Typ-2-Diabetes und des Blutdrucks unabdingbar.1 Maßgeblich sind medikamentöse Ansätze zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels, sowie patientengetragene Änderungen der Gewohnheiten.11,12,13
Wenn eine Albuminurie vorliegt, sollten organprotektive Maßnahmen ergriffen werden.10 In erster Linie zielen diese auf hämodynamische und metabolische Faktoren ab.10 Dabei sind RAS- sowie SGLT2-Hemmer Mittel der Wahl.10 In aktuellen Leitlinien werden mittlerweile auch nicht-steroidale MR-Antagonisten, wie Finerenon, empfohlen.3,8 Diese adressieren die Inflammation und Fibrose in den Nieren direkt und liefern damit einen weiteren Ansatzpunkt in der Therapie von Typ-2-Diabetes mit Albuminurie.3,8
Bei Typ-2-Diabetes gilt es also immer, an Niere und Herz zu denken und eine Albuminurie mittels UACR zu testen!
In den kommenden Beiträgen tauchen wir tiefer in die aktuellen Therapieansätze bei Typ-2-Diabetes mit Albuminurie ein.