Sollte die Appendix zur Darmkrebsvorsorge entfernt werden? Wird der PSA-Test zum Screening von Prostatakrebs bald ersetzt? Und kann Krebs ohne Mutation entstehen? Die Antworten gibt’s hier im Schnelldurchlauf.
Einst wurde die Appendix als überflüssiges Organ abgetan – heute weiß man es besser. Der Blinddarm scheint in verschiedene körperliche Funktionen involviert zu sein, zum Beispiel beim Immunsystem. Auch bei Darmkrebs spielt er möglicherweise eine Rolle, doch wie genau diese aussieht, ist unklar.
Eine im Annals of Surgery erschienene Studie hat sich nun mit dem Zusammenhang einer Appendektomie und Darmkrebs befasst. Dafür nutzten sie Daten aus zwei großen prospektiven Studien – mit insgesamt 139.406 Probanden. Die Analyse ergab, dass Patienten, bei denen eine Appendektomie stattgefunden hatte, eine 47 % geringere Wahrscheinlichkeit hatten, Fusobacterium nucleatum-assoziierten Darmkrebs zu entwickeln. Das legt nahe, dass die Appenidix eine Art sicherer Hafen für diese Bakterien sind, schreiben die Autoren. F. nucleatum steht schon länger im Verdacht, Darmkrebs zu fördern.
Ein Einfluss auf F. nucleatum-negativen Darmkrebs wurde allerdings nicht gefunden. Deshalb betont Seniorauto Dr. Shuji Ogino: „Viele Arten von Bakterien tragen zur Tumorentwicklung bei, und das gesamte Spektrum der Bakterien, die die Appendix beherbergt, bleibt unklar. Daher können wir nicht endgültig sagen, ob die Entfernung eines Organs, das als potenzieller ‚Unterschlupf‘ für bestimmte Bakterien gilt, das Darmkrebsrisiko immer positiv oder negativ beeinflusst, und wir können auch nicht empfehlen, es vorbeugend zu entfernen.“
Der Sinn oder Unsinn von PSA-Test zur Prostatakrebs-Erkennung wird immer wieder diskutiert. Auch die rektale Tastuntersuchung steht in der Kritik. Der Bedarf nach einem neuen, zuverlässigeren Test ist also groß. Und genau so einen wollen amerikanische Forscher nun entwickelt haben: In ihrer in JAMA Oncology erschienen Studie beschreiben sie einen 18-Gen-Urintest.
Während der Entwicklungsphase untersuchten sie bei 761 Probanden Gene, die bei hochgradigem Prostatakrebs überexprimiert sind und entschieden sich schließlich für 18 dieser Gene. Anschließend validierten sie den Test an 743 Männern. Im Vergleich zum PSA-Test schnitt der Urintest bei hochgradigem Prostatakrebs signifikant besser ab und reduzierte anschließende unnötige Biopsien erheblich. Allerdings nahmen an der Studie hauptsächlich weiße US-Amerikaner teil, weshalb das Team nun Studien mit diverseren Teilnehmern plant.
Bisher konzentriert sich die Krebsforschung auf zugrundeliegende genetische Mutationen. Ein Forscherteam legt jetzt jedoch nahe, dass auch die Epigenetik eine entscheidende Rolle spielen könnte. In ihrer in Nature Medicine veröffentlichten Studie konnten sie zeigen, dass Krebs auch ganz ohne genetische Mutationen und nur durch epigenetische Veränderungen entstehen kann. Dafür unterdrückten sie in Fruchtfliegen zeitweise Polycomb-Gruppenproteine (PcG), welche wichtige epigenetische Funktionen, zum Beispiel für das Zellgedächtnis, erfüllen. Das sorgte dafür, dass sich die Zellen irreversibel in Krebszellen verwandelten – und ganz ohne genetische Mutation. Auch eine Wiederherstellung des PcG-Haushalts konnte die Krebsaktivität nicht mehr aufhalten. Unter anderem wurden Gene des JAK-STAT-Signalwegs aktiviert, welcher für Zellwachstum, Profileration und Zellmigration wichtig ist.
Die Forscher machen dadurch deutlich, dass Krebs auch durch reversible, nicht-genetische Veränderungen ausgelöst werden kann, was Hoffnung für neue epigenetische Therapien schafft. Bisher haben die Forscher allerdings nur Fruchtfliegen untersucht. Weitere Studien in Menschen sind also dringend nötig.
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