So viel man über den Bauchspeicheldrüsenkrebs inzwischen auch weiß, so wenig lässt er sich verhindern, früh erkennen oder heilen. Was Ärzte trotzdem tun können, verrät eine aktualisierte Leitlinie.
Die schlechte Nachricht zuerst: Das Pankreaskarzinom ist hierzulande nach wie vor die tödlichste Krebserkrankung. Todesfälle und Neuerkrankungen liegen fast auf einer Höhe, nämlich bei 20.000 pro Jahr. Die meisten Betroffenen sterben noch im Jahr der Diagnosestellung, nur jeder zehnte lebt nach der Diagnose noch mehr als fünf Jahre. Die gute Nachricht: Gerade wurde die dritte Auflage der S3-Leitlinie Exokrines Pankreaskarzinom veröffentlicht. In diesem Update stehen Risikofaktoren, Screening, chirurgische und palliative Therapie im Fokus, im nächsten Update soll dann das Hauptaugenmerk auf der Diagnostik sowie der adjuvanten und neoadjuvanten Therapie liegen.
Die Federführung über das 280 Seiten-Werk hatte die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Unterstützung bekam sie von knapp 30 weiteren Fachgesellschaften. Die DGVS flankiert das Update mit einer Folge ihres Podcasts „Gastro Geplauder“, in der Thomas Seufferlein Fragen zur Leitlinie beantwortet. Seufferlein ist ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin 1 am Uniklinikum Ulm und einer der beiden Leitlinien-Koordinatoren. Ein weiteres flankierendes Format ist dagegen nicht so aktuell: Die derzeit verfügbare Patientenleitlinie Krebs der Bauspeicheldrüse gibt noch den Inhalt der zweiten, nicht mehr gültigen Auflage wieder.
Die schlechte Prognose des Pankreaskarzinoms lässt sich daran ablesen, dass die Kapitel palliative und supportive Therapie länger sind als das Kapitel zur chirurgischen Therapie. Auch das neu eingefügte Kapitel zum Screenen stimmt wenig zuversichtlich. Dort heißt es unmissverständlich: „Screeninguntersuchungen sollen bei asymptomatischen Individuen ohne erhöhtes Risiko für ein Pankreaskarzinom nicht durchgeführt werden.“
Hauptgrund dafür ist die niedrige Inzidenz, die selbst bei einem nahezu perfekten Screeningtest – den es ohnehin nicht gibt – zu inakzeptabel vielen falsch-positiven Befunden führen würde, wie die Leitlinienautoren vorrechnen. Selbst bei einem Test mit 99-prozentiger Spezifität kämen auf einen richtig erkannten Krebs etwa 30 Fehlalarme. Auch Menschen mit einem leicht erhöhten Risiko, etwa durch Vorerkrankungen wie Diabetes und Gallensteine, sollen nicht vorsorglich untersucht werden. Nur Menschen mit besonderen genetischen Dispositionen können oder sollen Untersuchungen zum Aufspüren früher Krebsstufen an spezialisierten Zentren angeboten werden.
Auch sonst kann man wenig tun, um sein Risiko für ein Pankreaskarzinom zu verringern. Die Leitlinie sieht von besonderen Ernährungsempfehlungen ab und belässt es bei ganz allgemeinen Tipps zur gesunden Lebensführung – also nicht rauchen, wenig trinken und viel bewegen. Interessant ist die Alkoholmenge, der man besser nicht frönen sollte: Statt von vorher „exzessivem“ wird jetzt schon von „übermäßigem“ Trinken abgeraten.
Einen zarten Hoffnungsschimmer gibt es höchstens für Patienten, deren Tumor bestimmte molekulare Merkmale aufweist, wie etwa eine KRAS G12C Mutation. Wenn alle anderen Therapieoptionen ausgeschöpft sind, kann man die Patienten mit einem Mutations-spezifischen Inhibitor behandeln. Allerdings sind solche Versuche noch Off-Label und müssen extra beantragt werden.
Die Leitlinie trägt der Aggressivität des Tumors auch dadurch Rechnung, dass Patienten von Beginn an und unabhängig vom Krankheitsstadium über die Möglichkeiten der palliativen Versorgung aufgeklärt werden sollen. Überhaupt bekommt das persönliche Befinden jetzt mehr Aufmerksamkeit: So soll man regelmäßig prüfen, ob Patienten psychosozial belastet sind und auch, ob sie ausreichend essen. Falls nicht, kann eine künstliche Ernährung über den Darm oder direkt über das Blut erwogen werden.
Die Leitlinie haben wir Euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Zdeněk Macháček, Unsplash