Ein Orang-Utan wird erstmals bei der Selbstmedikation beobachtet. Außerdem: Das Verletzungsrisiko bei E-Bikes und Motorrädern ist ähnlicher als erwartet und die KBV macht konkrete Vorschläge zur Vergütungspauschale. Diese News im Schnelldurchlauf.
E-Bike fahren – ähnliche Gefahren wie beim Motorrad?
Ähneln Kopfverletzungen von E-Bike-Fahrern eher denen von Velo- oder Motorradfahrern? Eine Studie des Universitätsspitals Zürich (USZ) geht dieser Frage nach und zeigt: Eine größere Ähnlichkeit besteht zwischen den Kopfverletzungen von E-Bike- und Motorradfahrern – das bestätigen auch die Unfallstatistiken. Das Team Thomas Rauer, Oberarzt in der Klinik für Traumatologie, untersuchte dafür die Daten von 1.068 Patienten, die zwischen 2009 und 2018 am USZ behandelt wurden.
Die Ergebnisse der Studie zeigten außerdem, dass es bei E-Bikern häufiger zu schweren Kopfverletzungen kommt als bei Velo-Fahrern und öfter Anzeichen für Schädel-Hirn-Traumata gegeben sind. Auch haben E-Bike-Fahrer ein sechsmal höheres Risiko Hirnblutungen zu erleiden. Die Wahrscheinlichkeit für Subduralhämatome ist sogar 13-mal höher, wenn kein Helm getragen wird.
Die Ursache für dieses große Verletzungsrisiko beim E-Bikern – obwohl in knapp 70 % der Fälle ein Helm getragen wurde – könnte mit dem höheren Alter der Fahrer zusammenhängen. Mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren waren sie älter als Velo- (42,5 Jahre) und Motorradfahrer (40,2 Jahre). Die Studie legt daher nahe, Präventionsmaßnahmen zu verstärken, um intrakraniellen Verletzungen vorzubeugen.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat konkrete Vorschläge zur Umsetzung der geplanten Vergütungspauschalen für Hausärzte, die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach initiiert wurden, vorgelegt. Sie betont die Notwendigkeit von „gesetzlichen Leitplanken“, um potenzielle Auswirkungen auf die Versorgung zu kontrollieren und warnt vor der Komplexität der geplanten Änderungen sowie vor möglichen Honorarumverteilungen.
Laut dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) von Lauterbach sollen zwei neue Jahrespauschalen für Hausärzte eingeführt werden: Eine Versorgungspauschale, die die jetzigen Versicherten- und Chronikerpauschalen bei chronisch kranken Patienten ersetzen soll, und eine Vorhaltepauschale, die an bestimmte Bedingungen wie monatliche Abendsprechstunden geknüpft ist und eine bestehende Gebührenordnungsposition im EBM ersetzen würde. Die KBV fordert dabei klare gesetzliche Vorgaben. Eine entscheidende Voraussetzung für die Einführung der Versorgungspauschale sei es, sicherzustellen, dass sie nicht zu einer Verringerung der Vergütung für die Behandlung von chronisch kranken Patienten führt, da sie den medizinisch notwendigen Behandlungsbedarf pro Patient nicht verringert.
Ein zusätzlicher Änderungsvorschlag bezieht sich auf die Anzahl der Kontakte zwischen Arzt und Patient. Die KBV argumentiert, dass bei der Betreuung von Patienten mit chronischen Erkrankungen nicht in jedem Quartal ein direkter Arzt-Patienten-Kontakt erforderlich ist. Daher könnte es möglich sein, dass drei Kontakte im Laufe eines Jahres an einen direkten Arzt-Patienten-Kontakt mit dem Praxisteam (einschließlich telemedizinisch) gebunden werden. Dadurch könnte der Arzt seine Aufmerksamkeit auf die medizinisch notwendigen Fälle konzentrieren.
Orang-Utan wendet Phytotherapie an
Die Verwendung von Pflanzen und ihren Inhaltsstoffen als Medizin ist wohl so alt wie der Mensch – vielleicht sogar älter, wie eine neue Entdeckung nun zeugt. Dass auch Tiere Phytotherapie anwenden, wurde jetzt erstmals in einer Untersuchung nachgewiesen. In Sumatra wurde ein Orang-Utan von einem Forscherteam beobachtet, wie er eine offene Wunde an seiner Wange mit einem Breiumschlag aus einer Pflanze behandelte. Es stellt den ersten wissenschaftlich dokumentierten Fall dar, in dem ein wildlebendes Tier eine Wunde mit einer Pflanze behandelte, die für ihre medizinischen Eigenschaften bekannt ist. Die Studie wurde in Scientific Reports veröffentlicht. Caroline Schuppli, Primatologin am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz und Mitautorin der Studie erklärt, es zeige, dass Mensch und Orang-Utan Wissen über ihren Lebensraum teilen können bzw. sich Dinge voneinander abschauen könnten.
Das junge Orang-Utan-Männchen namens Rakus wurde erstmals 2009 im Nationalpark Gunung Leuser in Indonesien beobachtet, als er noch heranwachsend war. Im Juni 2022 bemerkte ein Assistent eine Wunde in seinem Gesicht, wahrscheinlich verursacht durch die Eckzähne eines anderen männlichen Orang-Utans. Wenige Tage später wurde beobachtet, wie Rakus die Stängel und Blätter der Pflanze Akar Kuning (Fibraurea tinctoria) aß, die von den Menschen vor Ort auch zur Behandlung von Diabetes und Malaria verwendet wird. Zusätzlich kaute er die Blätter, ohne sie zu schlucken, und verstrich den Saft auf seiner Wunde. Am nächsten Tag verzehrte er die Pflanze erneut. Acht Tage nach seiner Verletzung war seine Wunde vollständig verheilt.
Prozess der Wundheilung: Rakus ernährte sich von den zerkauten Blättern von Fibraurea tinctoria, die er am 25. Juni auf seine Wunde im Gesicht auftrug. Am 26. Juni wurde er erneut beim Fressen der Blätter beobachtet. Am 30. Juni war die Wunde geschlossen, und am 25. August war sie kaum noch sichtbar. Bildquelle: Laumer et al.
Die Beobachtungen sind besonders, da dieses Verhalten in 21 Jahren Beobachtung bisher nie von den Forschern dokumentiert werden konnte. Es könnte darauf hindeuten, dass Rakus einzigartiges Verhalten aus einem früheren Lebensabschnitt stammt, bevor er in das Gebiet übersiedelte.
Michael Huffman, Forscher für Tier-Selbstmedikation am Institut für Tropenmedizin an der Universität Nagasaki in Japan, betont, dass Selbstmedikation bei vielen Tierarten beobachtet wird. Menschen hätten möglicherweise einige Heilmittel durch die Beobachtung von Tieren entdeckt, da diese Informationen zwischen sozialen Tieren über Generationen hinweg weitergegeben werden können.
Bildquelle: Carel van Vugt, Unsplash