Bei Pharmakotherapien sieht es mit der Therapietreue meist schlecht aus, sollten Patienten mehrere Präparate über längere Zeiträume einnehmen. Umso schlimmer, falls Arzneimittel aufgrund geltender Rabattverträge ausgetauscht werden müssen. Eine Arbeit liefert jetzt solide Fakten.
Was bringt das beste Arzneimittel, falls Patienten ihre Präparate falsch einnehmen oder gar in der Ecke liegen lassen? In diesem Zusammenhang führen Substitutionen zu einer Verschlechterung der Compliance durch Patienten. Jetzt hat Aaron S. Kesselheim zusammen mit Kollegen des Brigham and Women's Hospital sowie der Harvard Medical School, Boston, Massachusetts, Resultate einer Studie veröffentlicht.
Kesselheim hat Verordnungsdaten von 11.513 US-amerikanischen Patienten unter die Lupe genommen. Alle Probanden hatten zuvor einen Herzinfarkt erlitten und mussten mindestens einen generischen Arzneistoff dauerhaft einnehmen. Dazu gehörten ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, Betablocker oder Statine. Erfasst wurde, wann es zu einer Substitution mit wirkstoffgleichen Präparaten kam, die sich in Form und / oder Farbe von der Erstverschreibung unterschieden. Insgesamt gab es bei 29 Prozent aller Patienten entsprechende Änderungen. Besonders häufig waren Statin-Präparate betroffen, während Betablocker vergleichsweise identisch aussahen, berichtet Kesselheim.
Insgesamt kam es zu 4.573 Unterbrechungen der Therapie. Dazu einige Details: Änderte sich durch eine Substitution die Tablettenfarbe, lag die Wahrscheinlichkeit bei 34 Prozent. Stark abweichende Formen führten sogar bei 66 Prozent zur Non-Compliance. Alle Werte stehen in Relation zu der Therapiegruppe ohne Umstellung. Bleibt als Limitation, dass hier lediglich einzelne Wirkstoffklassen untersucht wurden. Klinische Folgen der mangelnden Therapietreue hat Kesselheim ebenfalls nicht erfasst. Als weitere Fragestellung käme noch hinzu, welchen Einfluss Umverpackungen haben.
Trotzdem reichen die Hinweise aus, um vor Non-Compliance bei Substitutionen zu warnen. In diesem Zusammenhang lohnt ein Blick auf Bestrebungen der US Food and Drug Administration (FDA). Die Behörde plant, einheitliche Standards für Form und Farbe generischer Tabletten festzulegen. Ein entsprechender Entwurf wurde bereits veröffentlicht. Von derart restriktiven Maßnahmen ist Deutschland trotz ähnlicher Probleme weit entfernt.