Medizinalcannabis ist das Wundermittel das sogar bei Krebs hilft? Im Internet kursieren die vielfältigsten Meinungen und vermeintliche Erfahrungsberichte von dem Allheilmittel Cannabis. Klingt nach Humbug?!
Dennoch kann seit März 2017 Medizinalcannabis verschrieben werden.¹ Ein deutlicher Hinweis dafür, dass Medizinalcannabis positiv auf Erkrankte und deren Krankheiten einwirken kann. Aber bei welchen Erkrankungen kann Medizinalcannabis unterstützen und wie?
Das Indikationsspektrum ist groß², die Datenlage ist nicht ganz leicht zu durchschauen. Es werden Indikationen wie Epilepsie, ADHS, AIDS/HIV, Tourette-Syndrom, MS oder chronische Schmerzen genannt.²
Im Folgenden möchten wir einen kurzen Überblick über eine Auswahl an Indikationen geben und im Laufe der nächsten Beiträge die einzelnen Indikationen tiefergehend beleuchten.
Es existieren Studien zum Einsatz von CBD als Add-on zu anderen Antiepileptika bei Betroffenen mit zwei seltenen, schweren Formen der Epilepsie: Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndrome.³
So zeigte sich in den Gruppen die zusätzlich zur Antiepileptikamedikation auch noch ein CBD-Öl einnahmen eine höhere Reduktion in Endpunkten wie: Anzahl epileptischer Anfälle oder Sturzanfälle (tonische, atonische und tonisch-klonische Anfälle).³ Für den Einsatz von CBD in drei seltenen Epilepsieformen liegen Zulassungen vor: Dravet-, Lennox-Gastaut-Syndrom und für strukturelle Epilepsie bei Tuberöser Sklerose.⁴
Medizinalcannabis in der Therapie von chronischen Schmerzen wurde ausgiebig untersucht und im Rahmen der CaPRis-Studie (Cannabis: Potential und Risiken) in dem Bericht zur Einschätzung der Wirkung von Cannabis auf psychische, organische und soziale Aspekte, sowie der Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabisarzneimitteln und den Motiven und Erwartungen eines nicht-ärztlich verordneten Gebrauchs von Cannabis, berücksichtigt.⁵⁻⁶
So zeigen die berücksichtigen Endpunkte unter anderem eine > 30 % globale Verbesserung der Schmerzen, sowie der Schmerzintensität, sowie eine Verbesserung der Lebensqualität (EQ-5D).⁶
Gerade die Wirksamkeit von Cannabinoiden bei neuropathischen Schmerzen wurde von allen untersuchten Schmerzarten in den berücksichtigen Übersichtsarbeiten am besten untersucht.⁶
Cannabis ist in der Therapie von Krebsleiden erlaubt.⁷ Wichtig zu wissen ist, dass Medizinalcannabis nicht direkt in der Behandlung der eigentlichen Tumorerkrankung benutzt wird.
Die Anwendung von Medizinalcannabis findet eher zur Linderung von Krebs-bedingten Schmerzen und in der palliativen Behandlungssituation statt.⁷ Hier scheint vor allem die Kombination aus Cannabinoiden und anderen Schmerzmitteln am vielversprechendsten zu sein.⁷ Ebenso kann es in der Bekämpfung von Übelkeit und Erbrechen als Reservemittel Anwendung finden.⁵⁻⁷
Es gibt Hinweise aus einer im Jahr 2011 vorgestellten Beobachtungsstudie aus Israel, dass der Einsatz von Cannabis bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) einen relevanten therapeutischen Nutzen aufweist.⁸ Eine klinische Studie aus Kanada zeigt, dass der Einsatz des Cannabinoids Nabilon die Anzahl von Albträumen und Flashbacks reduziert.⁸
In Tierstudien, zeigt sich eine potentielle Erklärung für den Wirkmechanismus von Cannabinoiden bei PTBS: Die Amygdala, welche für die Speicherung von Erinnerungen und Furcht zuständig ist, unterliegt der Kontrolle durch das endogene Cannabinoidsystem. Wird die Amygdala mit Endocannabinoiden „geflutet“, führt dies zur Auslöschung unangenehmer Erinnerungen.⁸
Die CaPRis-Studie fasst nach Sichtung von über 2.100 wissenschaftlichen Publikationen der letzten 10 Jahre, zusammen, dass ein Nutzen z. B. in den Bereichen „Übelkeit und Erbrechen/Appetitstimulation“ bei Menschen in chemotherapeutischer Krebsbehandlung gesehen wird und das auch bei chronischen Schmerzen, vor allem in Kombination mit zusätzlichen Analgetika, eine zusätzliche, leichte Schmerzreduktion gefunden wurde.⁵ Jedoch bedarf es in vielen Indikationen noch weiterer Studien, um ganz konkrete Aussagen zu der Wirksamkeit von Medizinalcannabis zu treffen. Diese Studien werden hoffentlich in Zukunft folgen, da sich der Umgang mit Cannabis in der Gesellschaft im Umbruch befindet und, wie auch der kürzlich stattgefundene Circle of Experts zeigte, Behandelnde auch ein vermehrtes Interesse haben⁹, ihren Patientinnen und Patienten ein möglichst breites Angebot an validen und wirksamen Therapieoptionen bieten zu können.
In unserer neuen Beitragsreihe „Spotlight“ werden wir die hier genannten (und weitere) Indikationen noch ausführlicher beleuchten und den aktuellen Stand der Wissenschaft aufzeigen. Bleiben Sie gespannt und folgen Sie dem Kanal für ein baldiges Update.
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