Die chronische Herzinsuffizienz ist eine häufige Erkrankung in Deutschland. Fast vier Millionen Menschen sind betroffen, insbesondere in der älteren Bevölkerung. In den letzten Jahren hat die Prävalenz signifikant zugenommen und wird voraussichtlich weiter steigen.1,2
Eine bedeutende Herausforderung für Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz besteht in der Häufigkeit von Hospitalisierungen. Im Jahr 2020 war die Herzinsuffizienz mit über 430.000 Fällen eine der häufigsten Ursachen für Krankenhausaufenthalte und gehört gleichzeitig zu den prominentesten Todesursachen.4 Hospitalisierungen aufgrund kardialer Ereignisse haben nachweislich einen nachteiligen Einfluss auf die Prognose von Patient:innen mit Herzinsuffizienz. Jede Hospitalisierung führt zu einer dauerhaften Verschlechterung der Herzfunktion (siehe Abb. 1).5
Abbildung 1 Jede Hospitalisierung aufgrund von chronischer Herzinsuffizienz verschlechtert die Herzfunktion dauerhaft.5
Patient:innen, die an Herzinsuffizienz leiden, erfahren ein besonderes Maß an Leidensdruck. Die Erkrankung geht nicht nur mit einem erhöhten Risiko für Hospitalisierungen und Mortalität einher, sondern beeinträchtigt auch das tägliche Leben durch Symptome wie Kurzatmigkeit, reduzierte Belastungstoleranz, Müdigkeit und Abgeschlagenheit.6 Die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch diese Symptome wurde bereits in klinischen Studien untersucht. Umfragen ergaben, dass Patient:innen oft ihrer Lebensqualität einen höheren Stellenwert einräumen als ihrer Lebensdauer.7
Daher ist es von besonderer Bedeutung, die Lebensqualität bei der Therapie zu berücksichtigen. Denn eine Therapie, die das Risiko einer Hospitalisierung signifikant senkt und Symptome mildert, hat automatisch auch Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patient:innen.
In klinischen Studien oder im Versorgungsalltag wird zur Erfassung der physischen und psychischen Auswirkungen der Herzinsuffizienz (HI) häufig der Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ) verwendet. Der KCCQ ist ein standardisierter 23-Punkte-Fragebogen, der aus der Perspektive der Patient:innen entwickelt wurde, um Symptome, die Auswirkungen der Krankheit auf körperliche und soziale Funktionen, sowie die Lebensqualität retrospektiv für die zurückliegenden zwei Wochen zu ermitteln. Er besteht aus sechs Skalen, deren isolierte Scores (z.B. der KCCQ Total Symptom Score [KCCQ-TSS]) oder kombinierte Scores (wie der KCCQ Clinical Summary Score [KCCQ-CSS] für Symptome und körperliche Einschränkungen oder der KCCQ Overall Summary Score [KCCQ-OSS] für alle vier Bereiche) analysiert werden können. Ein höherer Score (maximal 100 Punkte) steht für weniger Symptome und eine höhere Lebensqualität. Eine Veränderung von mindestens 5 Punkten wird im Allgemeinen als klinisch bedeutsam angesehen.8
Abbildung 2: Überblick über die verschiedenen Skalen des KCCQ-Fragebogens9
Durch die Kombination der Skalen können die Symptome (KCCQ-TSS), die Auswirkungen der Erkrankung auf die körperliche und soziale Funktion (KCCQ-CSS) sowie die Lebensqualität (KCCQ-OSS) bei chronischer Herzinsuffizienz quantifiziert werden.9
Die Möglichkeit, Veränderungen der Lebensqualität klinisch bedeutsam zu erfassen, ermöglicht eine gute Grundlage zur Dokumentation von Therapieeffekten. Der KCCQ-Score ist aufgrund seiner Validität und Zuverlässigkeit eine wertvolle Ressource für Forschungsstudien im Bereich der Herzinsuffizienz.
In einer umfangreichen globalen Analyse mit über 23.000 Patient:innen aus 40 Ländern wurde festgestellt, dass die Lebensqualität einen signifikanten Einfluss auf die klinischen Ergebnisse bei Herzinsuffizienz hat. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der KCCQ-Score ein signifikantes Prädiktivmodell für Gesamtmortalität und Hospitalisierungen aufgrund von Herzinsuffizienz darstellt.10,11
Die Anwendung des KCCQ-Scores im klinischen Setting sollte somit idealerweise die frühzeitige Erkennung von Hospitalisierungsrisiken bei Patient:innen ermöglichen. Dies kann es erlauben, dem Problem der Hospitalisierung entgegenzuwirken und eine rechtzeitige Intervention zum Erhalt der Lebensqualität vor einer Verschlechterung des Zustandes zu initiieren.