In deiner Praxis läuft an diesem Morgen alles wie geschmiert – bis Herr Baumann im Wartezimmer plötzlich zusammenklappt. Jetzt muss es schnell gehen. Hättest du mit deinem Praxisteam alles im Griff oder bricht das pure Chaos aus?
Stell dir vor, es ist 9:30 Uhr. Deine Praxis tickt wie ein Uhrwerk, alle Behandlungsräume sind belegt, Hektik und Eile liegen in der Luft. Dann ein Schrei, Gepolter, Aufruhr. Einige Sekunden später fliegt deine Tür auf. Eine MFA schreit, Herrn Baumann im Wartezimmer geht es richtig schlecht. Du eilst hin und findest den Mann am Boden liegend vor. Weiß-blau-grau im Gesicht schnappt Herr Baumann nach Luft, die Augen verdreht. Und um dich herum stehen fünf entsetzte Patienten.
Jetzt muss eine MFA den Wartebereich räumen, eine andere den Notruf absetzen, eine weitere muss Ausrüstung samt Defibrillator beschaffen. Und dann brauchst du auch noch Hände an deiner Seite, die dich fachlich und auch psychologisch unterstützen. Doch in der Realität stehen dir nur zwei Assistenzkräfte zur Verfügung. Die Lage zwingt dich zum Handeln: Du musst sofort Prioritäten setzen. Mit einem klaren Konzept und einem gut geschulten Team rettest du Leben.
Doch die Realität sieht anders aus. In vielen Praxen fehlt ein strukturierter Plan für Notfallsituationen. Wertvolle Zeit geht verloren, weil nicht jeder Handgriff sitzt. An dieser Stelle ist ein Konzept für Notfallsituationen in einer Arztpraxis lebensrettend: Es nützt dir nichts, wenn du nach der Ausrüstung rufst, aber nicht klar ist, wo sich was in welchem Zustand befindet, von dem auch noch die Hälfte abgelaufen ist. Oft wird dann auch noch der Azubi zum Telefon geschickt – und das könnte die Achillesferse dieser Notfallsituation sein. Die folgenden Punkte können im Ernstfall den Unterschied zwischen Überleben und Tod bedeuten:
Automatismen schaffen freie Kapazitäten: Organisiere für deine Mitarbeiter mindestens einmal jährlich ein Notfalltraining. Dieses Training sollte nicht nur Reanimation und Defibrillation umfassen, sondern auch ausgewählte Krankheitsbilder behandeln, die genau auf eure Arztpraxis zugeschnitten sind. Eine radiologische Praxis wird aufgrund der Kontrastmittelgabe häufiger mit Anaphylaxien konfrontiert sein, während in eine ländlichen Allgemeinarztpraxis auch mal ein potenziell Schwerverletzter hineinspaziert. Biete deinem Praxisteam auch mal ein Simulationstraining, denn das macht Spaß, bedeutet Abwechslung und bringt Sicherheit. Je geübter dein Team ist, desto komplikationsloser werden Notfälle in deiner Praxis ablaufen.
Crew Resource Management (CRM, auch: Team Ressource Management) ist ein Trainingskonzept, das ursprünglich aus der Luftfahrt stammt und auf die Medizin übertragen wurde, um die Teamarbeit und Kommunikation in Hochrisikoumgebungen zu verbessern. Es lehrt medizinisches Personal effektiv zusammenzuarbeiten, klare Kommunikationswege zu etablieren und Entscheidungsprozesse zu optimieren, um Fehler zu reduzieren und die Patientensicherheit zu erhöhen. Durch die Anwendung von CRM-Prinzipien im Gesundheitswesen können Teams potenzielle Gefahren früher erkennen, angemessen reagieren und somit die Qualität der Patientenversorgung verbessern.
Die Grundsätze des Crew-Ressource-Management im Einzelnen:
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