Patienten tun Frakturen nicht selten als Bagatellverletzung ab – dabei sind die Überlebensraten oft niedriger als bei vielen Krebsarten. Das gilt vor allem für Hüft- und Wirbelkörperfrakturen, wie eine neue Studie zeigt.
Ein neuer Artikel im Journal JBMR Plus zeigt, dass die Überlebensraten von Patienten nach Hüft- oder anderen Knochenbrüchen schlecht sein können. Während Patienten eine Fraktur häufig als Bagatellverletzung abtun, sind die Überlebensraten oft niedriger als bei vielen Krebsarten.
Bislang sind die Überlebensraten nach Knochenbrüchen oft nicht in den Statistiken enthalten. Ziel dieser aktuellen populationsbasierten Studie mit fast 100.000 Probanden war es, die Prognose nach Frakturen bei Menschen über 65 Jahren zu untersuchen, indem das Gesamtüberleben nach Geschlecht, Altersgruppe und Frakturtyp anhand der Datenbank des öffentlichen Gesundheitssystems von Ontario, Kanada, analysiert wurde.
In der gesamten Frakturkohorte der über 65-Jährigen überlebten weniger als ein Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen fünf Jahre nach einer Hüftfraktur, wobei die Gesamtüberlebensrate nach Wirbelkörperfrakturen etwas besser war. Die ältesten Patienten, d.h. die über 85-Jährigen, hatten die schlechteste Prognose. Frauen überlebten tendenziell häufiger als Männer, hatten aber ein deutlich höheres Risiko, überhaupt eine Fraktur zu erleiden.
Die Studie hebt hervor, dass die stärkste Verkürzung der Überlebenszeit bei beiden Geschlechtern innerhalb des ersten Monats nach der Fraktur auftrat, was auf einen starken relativen Einfluss kurzfristiger Faktoren hindeutet. Das deutet darauf hin, dass der kritischste Zeitraum, in dem Ärzte eingreifen müssen, um die Prognose der Patienten zu verbessern, unmittelbar nach einer Fraktur liegt.
Zum Vergleich werden in dem Papier die Fünf-Jahres-Überlebensraten nach der Diagnose verschiedener Krebsarten aufgelistet, die für ältere Erwachsene relevant sind, etwa: 64 % bei Patienten zwischen 60 und 79 Jahren mit jeder Art von Krebs, 43 % bei Patienten über 80 Jahren mit jeder Art von Krebs, 94 % bei Männern jeden Alters mit Prostatakrebs und 89 % bei Frauen (jeden Alters) mit Brustkrebs.
Somit sind die Überlebenschancen bei Frakturen bei älteren Menschen vergleichbar oder schlechter als bei Patienten mit einigen häufigen Krebsarten.
„Die große Studie zeigt deutlich, dass die Überlebensrate innerhalb eines Monats nach den meisten Frakturen am dramatischsten abnimmt, während die Fünf-Jahres-Überlebensrate vergleichbar oder sogar schlechter ist als bei einigen häufigen Krebsarten”, sagt Jacques Brown, der Hauptautor der Studie. „Diese Beobachtungen unterstreichen die Dringlichkeit, unsere Einstellung gegenüber diesen Patienten zu ändern und ihnen vor der Entlassung aus dem Krankenhaus sekundäre Präventionsmaßnahmen anzubieten”, ergänzt Brown.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Oxford University Press USA. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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