Nicht nur aufgrund der höheren Lebenserwartung haben Frauen ein höheres Schlaganfall-Risiko. Ein Review zeigt: Pubertät, Menopause und Schwangerschaft spielen eine größere Rolle als bislang gedacht.
Das Schlaganfall-Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Da Frauen länger leben als Männer, erleiden sie im Laufe ihres Lebens tendenziell mehr Schlaganfälle. Eine neue Übersichtsstudie in der Zeitschrift Journal of Stroke and Cerebrovascular Diseases zeigt jedoch, dass das Risiko komplexer ist als durch die längere Lebenserwartung erklärt werden kann.
Dr. Parneet Grewal ist Assistenzprofessorin für vaskuläre Neurologie an der Medical University of South Carolina (MUSC) und leitende Autorin des Artikels. Sie sagt, die Unterschiede in den Schlaganfallraten seien besorgniserregend und sollten als ein massives Problem für die öffentliche Gesundheit betrachtet werden. „Es ist von größter Bedeutung, dass wir diese Wissenslücken verstehen und gezielte Ansätze zur Verringerung der Mortalität und Morbidität bei Schlaganfällen entwickeln“, so Grewal.
Nach Durchsicht der veröffentlichten Literatur stellten Grewal und ihr Team bei Männern und Frauen unterschiedliche Trends bei traditionellen und nicht traditionellen Schlaganfallrisikofaktoren fest. Bluthochdruck, Fettleibigkeit, Diabetes, Hyperlipidämie und Rauchen sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen bekannte Schlaganfallrisiken, aber mit zunehmendem Alter haben Frauen im Vergleich ein höheres Schlaganfallrisiko, das mit einigen dieser Erkrankungen zusammenhängt.
Frauen scheinen empfindlicher auf hohen Blutdruck zu reagieren als Männer. Als häufigster modifizierbarer Risikofaktor für einen Schlaganfall ist Bluthochdruck etwas, das Patienten potenziell durch Änderungen des Lebensstils kontrollieren können. Eine Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass der Zusammenhang zwischen einem Anstieg des Blutdrucks und dem Risiko eines ischämischen Schlaganfalls bei Frauen doppelt so hoch war wie bei Männern.
Auch andere Faktoren – wie späte Pubertät, frühe Menopause, Schwangerschaft und ihre Komplikationen sowie Hormontherapie – können das Risiko für Frauen erheblich beeinflussen. Grewal konzentrierte sich in ihrer Arbeit auf Schwangerschaftsstörungen, die zu Bluthochdruck führen, da Frauen, die diese Störungen entwickeln, insgesamt ein erhöhtes Sterblichkeits- und Schlaganfallrisiko haben. Sie sagt, dass sie bei diesen Patientinnen auch langfristige Auswirkungen im späteren Leben beobachtet hat. Die derzeitige Methode zur Risikovorhersage unterschätze wahrscheinlich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen, die während der Schwangerschaft einen hohen Blutdruck hatten.
Grewal betonte, dass eine angemessene Aufklärung und Nachsorgetermine sowie eine frühzeitige Erkennung und Behandlung zu besseren Ergebnissen führen können. Sie hofft, dass durch eine verbesserte Patientenbetreuung und -aufklärung sowie die Entwicklung gezielter Risikominderungsstrategien in Zukunft ein auf die Bedürfnisse der Patientinnen zugeschnittener Ansatz zur Schlaganfallprävention erfolgen kann.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Medical University of South Carolina. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Kyson Dana, Unsplash