Dass Abnehmspritzen mehr können als nur Pfunde schmelzen lassen, wird immer deutlicher. Jetzt zeigt sich: Auch mit Herzinsuffizienz kann es Semaglutid offenbar aufnehmen.
In den USA ist die Abnehmspritze Wegovy® mit dem Wirkstoff Semaglutid nicht mehr nur fürs Abnehmen indiziert. Inzwischen ist sie dort auch bei Risikopatienten zur Prävention von Herzinfarkten und Schlaganfällen zugelassen. Womöglich kommt schon bald die Indikation Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) bei adipösen Patienten hinzu.
Im New England Journal of Medicine ist eine Studie von Kosiborod et al. erschienen, in der sie die Wirksamkeit von Semaglutid bei Patienten mit HFpEF, Adipositas und Typ-2-Diabetes untersuchten. Obwohl über 80 % der Patienten mit HFpEF übergewichtig oder adipös sind, gibt es für diese Patientengruppe bisher keine speziell zugelassenen Therapien. Semaglutid könnte dieses Problem lösen.
Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie umfasste 616 Teilnehmer, die entweder einmal wöchentlich Semaglutid (2,4 mg) oder ein Placebo über 52 Wochen erhielten. Primäre Endpunkte waren die Veränderung des Körpergewichts sowie die Veränderung des Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire Clinical Summary Score (KCCQ-CSS) von der Baseline. Dieser Test misst die Symptome, körperlichen Einschränkungen und Lebensqualität der Patienten.
Die Ergebnisse zeigen, dass Semaglutid im Vergleich zu Placebo zu einer signifikant größeren Verbesserung des KCCQ-CSS (mittlere Veränderung +13,7 vs. +6,4 Punkte) und einer stärkeren Gewichtsreduktion (mittlere prozentuale Veränderung -9,8 % vs. -3,4 %) führte. Auch bei sekundären Endpunkten wie der Verbesserung der Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest, einer höheren Rate an Verbesserungen im KCCQ-CSS, einer Reduktion des C-reaktiven Proteins (CRP) und einer geringeren Anzahl schwerwiegender unerwünschter Ereignisse, schnitt Semaglutid besser ab als Placebo.
Die jetzige Studie baut auf einer Veröffentlichung aus dem letzten Jahr auf, in die adipöse Patienten mit HFpEF, aber ohne Diabetes eingeschlossen wurden. Was nun auffällt: Patienten in der neuen Studie haben im Vergleich zur ersten Studie nicht viel Gewicht verloren – nur 6,4 Prozentpunkte mehr als die Placebogruppe. Das sind knapp 40 % weniger als der Gewichtsverlust, der in der ersten HFpEF-Studie beobachtet wurde. Trotzdem war der Nutzen von Semaglutid bei Herzinsuffizienz in beiden Studien ähnlich.
Das ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Vorteile der Abnehmspritze nicht nur auf die Gewichtsabnahme zurückzuführen sind, sondern möglicherweise auch auf andere Mechanismen, wie z. B. eine direkte Wirkung auf das Herz. Das hat man bereits bei anderen Studien zum Thema Semaglutid und Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko vermutet (DocCheck berichtete).
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