Zu häufig, zu selten oder überhaupt nicht? Treten Zyklusstörungen auf, kann das harmlos bis alarmierend sein. Was Ärzte tun können und warum der SC Freiburg die Zyklen seiner Spielerinnen trackt, lest ihr hier.
Für Eilige gibt’s am Ende des Artikels eine Kurzzusammenfassung.
Frauen werden durch ihren Zyklus von der Menarche bis zur Menopause beeinflusst. So individuell jede Person ist, so verschieden werden auch hormonelle Schwankungen wahrgenommen. Bei welchen Symptomen sollten Ärzte eingreifen – und wie kann der Zyklus für Leistungsspitzen, etwa im Sport, genutzt werden?
Steigt der Östrogenspiegel postmenstruell in der ersten Zyklushälfte kontinuierlich an und erreicht sein periovulatorisches Maximum, erhöht sich die körperliche Leistungsfähigkeit und psychische Ausgeglichenheit. Mit dem Östrogenabfall in der progesteronbetonten zweiten Zyklushälfte verhält es sich gegenläufig und kann bis zum prämenstruellen Syndrom (PMS) führen. In herausfordernden Lebensabschnitten, wie Prüfungsphasen oder im Spitzensport, spielen zyklische Einflüsse auf das persönliche Leistungsniveau eine wichtige Rolle.
Jana Strahler, Professorin für Sportpsychologie an der Universität Freiburg, meint dazu: „Es kann von Vorteil sein, wenn man bei der Trainingsgestaltung den Zyklus mitbeachtet.“ Sie forscht über den Zusammenhang von Sport, Bewegung und Gesundheit und einem zyklusbasierten Training im Profisport. In der Follikelphase hat der steigende Östrogenspiegel eine anabole Funktion. „Das schlägt sich in der Empfehlung nieder, dass in dieser Phase beispielsweise Krafttraining sinnvoll sein könnte“, so Strahler. Zum Zeitpunkt der Ovulation erreichen die Östrogene ihren Höchststand, die meisten Frauen fühlen sich körperlich und mental am leistungsstärksten. Allerdings sind in dieser Phase auch die Dehnbarkeit der Bänder und Sehnen durch den Östrogeneinfluss maximal, was zu weicheren Gelenkstrukturen und höherer Verletzungsanfälligkeit, etwa im Kniegelenk, führen kann.
Für das Training könnte das bedeuten: In der ersten Zyklushälfte eher aufbauendes Training, um den hohen Östrogenwert zu nutzen, in der zweiten eher erhaltendes Training. In der Ovulationsphase und während der Menstruation keine Maximalbelastung bei komplexen Bewegungen.
Einschränkend meint Strahler: „Es gibt noch wenige Studien, die wirklich überprüft haben, wie und ob man Leistung mit zyklusbasiertem Training über längere Zeit steigern könnte.“ Aber es gehe darum, dass sich Frauen darauf vorbereiten, dass Menstruation und Wettkampf auch einmal gleichzeitig stattfinden können und man lerne, mit den zu erwartenden Beschwerden umzugehen. Außerdem ist der weibliche Zyklus etwas völlig Normales, das endlich aus der Tabuzone herausgeholt werden muss. Beim SC Freiburg etwa werden die Zyklen der Spielerinnen jetzt mit einer App getrackt.
Während der Adoleszenz kann die Menstruation häufig noch unregelmäßig sein, was primär keinen Krankheitswert darstellt. Bei Bedarf kann niederschwellig ein Phytotherapeutikum verordnet werden. Bei hohem Leidensdruck, insbesondere in Verbindung mit einer sehr schmerzhaften Menstruation (Dysmenorrhö) oder starker Akne, sind niedrig dosierte Hormonpräparate zu erwägen. Die Auswahl richtet sich nach eventuellen Kontraindikationen und bestehendem Kontrazeptionswunsch. Zunehmend eine Rolle spielen sekundäre Amenorrhöen bei psychischen Erkrankungen, etwa Anorexia nervosa, oder im Leistungssport. Im Hinblick auf die Knochengesundheit werden hier Hormonpräparate, bevorzugt in bioidentischer Form, empfohlen.
Im Erwachsenenalter unterscheidet die FIGO-Klassifikation Blutungsstörungen nach organischen Ursachen wie Polypen, Hyperplasien und Karzinome des Endometriums, aber auch Myome und Endometriose (Adenomyosis uteri). Weiterhin nach funktionellen Ursachen, wie endokrinologischen Störungen, Koagulopathien oder iatrogene Auslöser.
Die Basisdiagnostik umfasst eine ausführliche Anamnese nach Lebensstilveränderungen, Stressfaktoren und Medikamenteneinnahmen. Pathologien an Zervix, Vulva und Vagina werden in der gynäkologischen Krebsvorsorgeuntersuchung erfasst. Palpatorisch und insbesondere sonographisch werden Uterus und Ovarien auf organische Veränderungen untersucht. Infektionen, wie z. B. Chlamydien, können Blutungsstörungen verursachen. Eine hormonelle Funktionsanalyse der entsprechenden weiblichen Sexualhormone samt Androgenen, Schilddrüsenwerten und Prolaktin können in bestimmten Konstellationen zielführend sein. Gestörte Frühschwangerschaften sollten als Blutungsursache ausgeschlossen werden. An Gerinnungsstörungen sollte als seltene Ursache gedacht werden.
Bei der Therapie von Blutungsstörungen sind zunächst veränderte Lebensumstände wie Stress, exzessiver Sport, Medikamenteneinnahme oder starke psychische Belastungen zu berücksichtigen.
Bei funktionellen Ursachen können medikamentöse Therapieoptionen eingesetzt werden:
Bei organischen Ursachen, insbesondere auch zur histologischen Abklärung, stehen operative Optionen im Vordergrund, wie:
Es gibt auch Konstellationen, die verschiedene Therapieoptionen ermöglichen. So lassen sich symptomatische Myome oder eine Hypermenorrhö sowohl medikamentös als auch operativ angehen. Bei Blutungsstörungen ist generell eine maligne Ursache in Betracht zu ziehen.
Blutungsstörungen in der Peri- und Postmenopause sind ein häufiges klinisches Problem. Im klimakterischen Übergang werden die Blutungsmuster durch Hormonschwankungen zunehmend unregelmäßiger, was sich auch auf die psychische Befindlichkeit auswirken kann. Typisch sind Follikelpersistenzen bei hochaufgebautem Endometrium verbunden mit Blutungsstörungen. Durch einen sonographisch unterstützter Gestagentest, auch als medikamentöse Abrasio bezeichnet, kann eine Operation zunächst vermieden werden: Ist das hochaufgebaute Endometrium nach einer 12-tägigen Gestagentherapie mit z. B. 4 mg Chlormadinonacetat und anschließender Abbruchblutung sonographisch unter 5 mm, kann zunächst abgewartet werden. Ist das Endometrium über 5 mm, sollte eine operative Abklärung erfolgen. Eine anschließende Gestagentherapie in der zweiten Zyklushälfte kann den Zyklus stabilisieren.
Azyklische Dauerblutungen (Metrorrhagien) sind verdächtig und sollten operativ großzügig abgeklärt werden. Das gilt ebenfalls für Endometriumpolypen, die klinisch durch Blutungsstörungen auffallen.
Bei einer einmaligen Postmenopausenblutung (PMB) kann ebenfalls zunächst exspektativ vorgegangen werden – vorausgesetzt, das Endometrium ist sonographisch unauffällig (< 3–5 mm). Dabei sollten auch andere Blutungsursachen in Betracht gezogen werden, wie Medikamenteneinnahmen oder andere Blutungsquellen wie Harnblase oder Darm. Es sollte nach drei und sechs Monaten eine Kontrolle erfolgen. Kommt es zu einer erneuten PMB oder ist das Endometrium sonographisch suspekt bzw. nicht beurteilbar, muss operativ eine histologische Absicherung durchgeführt werden. Auch bei zusätzlichen Risikofaktoren wie Adipositas, vorausgegangenen Endometriumhyperplasien oder straken Blutungen, ist eine histologische Abklärung weiteren Kontrollen vorzuziehen.
Quellen:Giese, Christoph; Sportlerinnen erhoffen sich bessere Leistung durch an den Zyklus angepasstes Training; Badische Zeitung, 23. März 2024; https://www.badische-zeitung.de/im-einklang-mit-den-hormonen
Römer, Thomas; Blutungsstörungen; Gynäkologische Endokrinologie (2019), 17:25-38, Springer Verlag;https://www.springermedizin.de/content/pdfId/16295274/10.1007/s10304-018-0226-7
Die Gynäkologie (2024); Band 57, Heft 2, Der weibliche Zyklus; https://www.springermedizin.de/die-gynaekologie-2-2024/26713402
Die Gynäkologie (2021); Band 54, Heft 9; Mädchensprechstunde;https://www.springermedizin.de/der-gynaekologe-9-2021/19639834
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