Der Hype um Semaglutid nimmt kein Ende – und die Lieferengpässe auch nicht. Daher boomt der Schwarzmarkt: Immer mehr Menschen versuchen, mit gefälschten Rezepten an die begehrten Spritzen zu kommen. So erkennt ihr sie.
Bald ist die schöne Rezeptfälscherzeit vorbei, denn das E-Rezept ist bereits auf dem Weg, das vorherrschende Muster 16 zu überholen – zumindest bei uns. Es zu fälschen wird (hoffentlich) weit schwieriger bis unmöglich sein. Flattern bei uns vielleicht gerade deshalb so viele Fälschungen ins Haus? Haben die Fälscher Angst, dass ihnen die Zeit davonläuft? Interessant ist jedenfalls, dass derzeit weniger Rezepte für Sedativa oder die klassischen Hochpreiser gefälscht werden. Der Trend geht hin zur schlanken Linie: Angesagt ist das Versprechen vom schönen Körper, ohne sich durch eine Diät quälen zu müssen.
Hatte man es in der Vergangenheit mit Rezeptfälschungen zu tun, so waren es vor allem Benzodiazepine, starke Schmerzmittel, Psychopharmaka und Wirkstoffe die in der Doping- beziehungsweise der Bodybuilder-Szene kursierten. Inzwischen gehören die Insulin-Analoga zu den Medikamenten, für die sich ein solcher Gesetzesübertritt am meisten zu lohnen scheint. Immerhin ist die Fälschung eines Rezeptes weit ungefährlicher, als es die Fälschung des Medikamentes Ozempic® selbst war, aber ärgerlich ist es dennoch. Rezepte über Trulicity®, Ozempic® und seit neuestem auch Mounjaro® werden immer häufiger gefälscht. Mit ihnen lässt sich auf dem Schwarzmarkt ganz offensichtlich viel Geld verdienen. Die betroffenen Apotheker bleiben auf dem wirtschaftlichen Schaden sitzen, denn die Krankenkassen zahlen dafür nichts, und auch die Versicherungen decken es meistens nicht ab. Doch auch gefälschte Privatrezepte sind ein Problem, denn die Apothekeninhaber werden zwar bezahlt, aber die derzeit sehr schwierig erhältlichen Medikamente fehlen dann denjenigen, die sie dringend benötigen: den Diabetikern.
Wie erkennt man eine solche Fälschung am ehesten? Und wie geht man damit um? Das sind Fragen, die Apothekenmitarbeiter gerade häufig umtreiben. Die derzeitige Masche sind die Bestellanrufer, die erst einmal fragen, ob Ozempic® vorrätig ist, und wenn ja, welche Menge und welche Stärke. Hätten sie ein gültiges Rezept vorliegen, würden sie wohl eher nach der entsprechenden Pharmazentralnummer (PZN) fragen, die auf dem Rezept steht. Verirrt sich ein solcher „Patient“ aber selbst in die Apotheke, dann taucht er zu Zeiten auf, zu denen der verordnende Arzt telefonisch schon nicht mehr erreichbar ist – also an den Wochenenden, an Mittwochnachmittagen oder während des Notdienstes ab 20 Uhr.
Weitere Anzeichen für Fälschungen sind:
Besondere Aufmerksamkeit sollte man auch immer dann walten lassen, wenn die Person, die das Rezept einlösen will, sich auffällig nervös verhält oder wenn die angegebene Wohnadresse des Kunden weit von der Arztpraxis und dem Apothekenstandort entfernt ist.
Da Ozempic® für die normale Durchschnittsapotheke kaum zu bekommen ist, sind die meisten sowieso sicher vor Fälschern, da wir das Medikament ohnehin nur sehr sporadisch geliefert bekommen und meist bereits eine ganze Menge Stammkunden auf der Warteliste stehen haben. Interessant in diesem Zusammenhang ist es, dass es im Netz immer noch Seiten gibt, die nach ein paar Klicks und Gesundheitsfragen das begehrte Medikament frei Haus schicken, und die Online-Arzt und -Apotheke in einem sind. Das Ausstellen des Rezeptes kostet knapp 20 Euro, der Ozempic® 0,5 mg 1 Pen etwa 480 Euro statt circa 80 Euro Listenpreis. Hat man im Fragebogen bestimmte Angaben gemacht, die der Lieferung entgegenstehen, wird man praktischerweise auch gleich gewarnt und kann sie korrigieren. Ach ja, die schöne neue Arzt- und Apothekenwelt in der man einfach alles online bestellen kann – vorausgesetzt man hat genug Geld. Da braucht man eigentlich gar keine Fälscher mehr, oder?
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