Bestimmte Teile des Herzgewebes verändern sich während des Alterns. Das ist normal – kann aber auch ein Merkmal chronisch entzündlicher Erkrankungen sein. Welche Rolle das Protein Lactadherin dabei spielt, zeigt eine aktuelle Studie.
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Alessandro Ori und Lino Ferreira, Universität Coimbra, hat das Protein Lactadherin als wichtigen Marker für die Herzalterung identifiziert. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift Molecular & Cellular Proteomics.
Im Mittelpunkt der Untersuchungen standen Veränderungen im Herzmuskelgewebe von Mäusen und Menschen. Dabei nahmen die Wissenschaftler sowohl den normalen Alternsprozess in den Fokus als auch den bei Erkrankungen, die zu beschleunigtem Altern führen. Die Forscher fanden heraus, dass sich bestimmte Teile des Herzgewebes, insbesondere die extrazelluläre Matrix (ECM), während des normalen Alternsprozesses verändern. Veränderungen der ECM gelten als charakteristisches Merkmal vieler chronisch entzündlicher Erkrankungen, die zu zellulärer Dysfunktion, Alterung und Krankheitsprogression führen können. Insbesondere zur ECM des gealterten Herzens und deren Auswirkungen auf Herzzellen während chronologischer und pathologischer Alterung existierte bislang jedoch noch wenig gesichertes Wissen.
Die Wissenschaftler um Ori dokumentierten nun, dass Veränderungen in diesem Gerüst zugleich die Menge an Proteinen in diesem Bereich beeinflussen. Lactadherin wurde sowohl während des normalen als auch beim beschleunigten Altern in Mäusen und Menschen vermehrt produziert. Bisher ist Lactadherin vor allem aus der Milch bekannt, wo es als antivirales Protein wirkt. Es erleichtert aber beispielsweise auch die Befruchtung von Eizellen und moduliert das Wachstum von Blutgefäßen.
Die Forscher fanden heraus, dass erhöhte Lactadherinspiegel in den Gefäßen des Herzens mit der Aktivierung bestimmter Alterns-Signalwege und einer pro-entzündlichen Reaktion in Zellen in Verbindung stehen. Ori: „Dies könnte darauf hindeuten, dass Lactadherin nicht nur als Marker für das Altern des Herzens dienen kann, sondern auch an wichtigen Signalwegen und Entzündungsprozessen beteiligt ist, die mit dem Alternsprozess und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind.“ Die Identifizierung von Lactadherin als potenziellem Biomarker könne künftig dabei helfen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser einzuschätzen. Darüber hinaus könnten auf Basis der Forschungsergebnisse neue Ansätze für die Behandlung alternsbedingter Herzprobleme entwickelt werden.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Alternsforschung. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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