Sportverletzungen sind keine Seltenheit. Eine neue Studie hat sich jetzt speziell mit Kopfverletzungen beschäftigt. Das Ergebnis: Jugendliche und Männer sind am häufigsten betroffen. Woran das liegen könnte, erfahrt ihr hier.
Die Zahl der kraniofazialen Verletzungen im Zusammenhang mit Sport und Gewichtheben hat in den letzten zehn Jahren stark zugenommen, berichtet eine Studie in der Fachzeitschrift The Journal of Craniofacial Surgery. „Die Inzidenz kraniofazialer Verletzungen hat zwischen 2013 und 2022 signifikant zugenommen, was den Bedarf an besserer Aufklärung und Strategien zur Risikominderung verdeutlicht“, heißt es in der neuen Studie von Rohan Mangal und Kollegen von der University of Miami. Die Häufigkeit von sportbedingten Kopf- und Gesichtsverletzungen scheint bei Männern höher zu sein als bei Frauen, sowie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Vergleich zu älteren Altersgruppen.
Anhand des National Electronic Injury Surveillance System der Consumer Product Safety Commission ermittelten die Forscher die Besuche von Notaufnahmen in den USA wegen Schädel- und Gesichtsverletzungen im Zusammenhang mit Sport und Sportgeräten. Die Daten umfassten insgesamt 582.972 solcher Verletzungen, die zwischen 2013 und 2022 auftraten.
Bei einer Analyse nach Alter wiesen Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren mit 9,9 % die höchste Rate an kraniofazialen Verletzungen auf. Diese Zahl verringerte sich bis zum Alter von 40 bis 44 Jahren stetig, stieg dann aber wieder bis zum Alter von 65 bis 69 Jahren an. Am häufigsten vertreten waren dabei Kopfverletzungen (45 %), gefolgt von Verletzungen im Gesicht (26 %) und am Hals (21 %). Zu den anderen Verletzungskategorien gehörten Mund-, Augen- und Ohrenverletzungen (jeweils unter 5 %).
Die Verletzungsarten wurden weiter unterteilt: Innere Verletzungen (25,2 %) und Risswunden (24,8 %) wurden am häufigsten diagnostiziert. Weitere Diagnosen waren Prellungen oder Abschürfungen (12,9 %) sowie Zerrungen oder Verstauchungen (11,9 %). Nur 8,5 % der Patienten wurden ins Krankenhaus eingeliefert, hauptsächlich aufgrund innerer Organverletzungen oder Frakturen. Höher waren die Krankenhauseinweisungsraten bei Patienten mit inneren Verletzungen des Kopfes – sie lagen bei 15 % bis 20 %.
Studien über Verletzungen im Zusammenhang mit Sport haben sich oft auf andere Bereiche wie die Gliedmaßen und den unteren Rücken konzentriert, während Schädelverletzungen unzureichend charakterisiert wurden, so die Autoren. Die Wissenschaftler berufen sich auf einen aktuellen Bericht, wonach 22 % der US-Bürger eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio haben. Sie vermuten, dass solche Verletzungen bei etwa 1 von 1.264 Fitnessstudio-Besuchern pro Jahr auftreten.
Die höhere Rate an Schädelverletzungen bei Männern könnte auf den sozialen Druck zurückzuführen sein – Sport treiben, Gewichte heben, über die eigene Leistungsfähigkeit hinausgehen – manchmal auch als „Ego-Lifting“ bezeichnet. Eine ähnliche Neigung, mit hoher Intensität zu trainieren, könnte zu den höheren Verletzungsraten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beitragen.
Die Forscher weisen auf einige wichtige Einschränkungen ihrer Studie hin, darunter auch das Fehlen spezifischer Informationen darüber, wie die Verletzungen entstanden sind. Da die Analyse nur Verletzungen untersuchte, die zu Besuchen in der Notaufnahme führten, ist die Gesamtzahl der Verletzungen laut den Autoren wahrscheinlich zu niedrig angesetzt.
Die Forscher erörtern sichere Trainingspraktiken, die dazu beitragen könnten, die Zahl der trainingsbedingten Schädelverletzungen zu verringern. Dazu gehören die Einweisung in die richtige Technik, verschiedene Arten von externen Sicherheitsvorkehrungen in Fitnessstudios und die Überwachung des Trainings durch das Personal. Mangal und seine Mitautoren kommen zu dem Schluss: „Auch wenn sich Schädelverletzungen im Zusammenhang mit Sport und Gewichtheben nicht gänzlich vermeiden lassen, ermöglicht die Kenntnis der aktuellen Trends gezielte Präventionsstrategien für gefährdete Untergruppen.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Wolters Kluwer Health. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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