Kann Zeolith wirklich den Körper entgiften? Und wie wirkt eigentlich Methylphenidat bei ADHS und Domperidon gegen Übelkeit? Hier gibt’s Antworten vom Apotheker.
Als Apotheker begegnen mir immer wieder Missverständnisse oder Wissenslücken zu Arzneimitteln – auch bei Ärzten. Mit meinen Blogs möchte ich hier aufklären und unterhalten. Los geht’s!
Zeolithe, auch als Vulkanmineralien bezeichnet, sind verschiedene silikathaltige Mineralien wie beispielsweise das Klinoptilolith. Zeolith soll als Pulver in Wasser eingerührt und getrunken oder in Kapselform eingenommen werden. Auf diese Weise soll es eine entgiftende Wirkung haben, bei Beschwerden mit dem Darm helfen und verschiedenen Krankheiten vorbeugen.
Dank seiner Struktur mit Hohlräumen, kann Zeolith wie eine Art Schwamm Substanzen binden. Allerdings wird es nicht ins Blut aufgenommen, dementsprechend kann es nicht irgendwelche im Fettgewebe eingelagerten Schadstoffe entgiften, wie behauptet wird – es verbleibt lediglich im Darm.
Ebenso wenig kann Zeolith unterscheiden, ob die Substanzen, die es bindet, für den Körper schädlich oder nützlich sind. So bindet es im Verdauungstrakt auch nützliche Substanzen wie Vitamine oder Mineralstoffe, was zu einem Mangel führen kann. Da Zeolith von Natur aus Silicium und Aluminium enthält, kann es sogar negative Auswirkungen auf den Körper haben. Hohe Aluminiumdosen können beim Menschen neurotoxische Wirkungen haben.
Einen sinnvollen Nutzen hat Zeolith allerdings: Es findet in der Apotheke Anwendung bei der Vernichtung von Betäubungsmitteln. Das Betäubungsmittel wird gemörsert und dann in einem geeigneten Lösungsmittel aufgelöst. Die Lösung wird anschließend auf Katzenstreu gegeben und dann weggeworfen – Katzenstreu besteht meist aus Zeolith.
Methylphenidat ist ein Arzneimittel aus der Klasse der Psychostimulanzien, das strukturell zu den Phenethylaminen zählt und damit den Amphetaminen ähnlich ist. Amphetamine sind Substanzen, die vom Amphetamin (Speed) abgeleitet wurden, wie MDMA (Ecstasy) und unter anderem aufputschend und appetitzügelnd wirken. Methylphenidat wird hauptsächlich zur Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) und der Narkolepsie eingesetzt. Es besitzt nämlich die Fähigkeit, die Konzentration von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin im Gehirn zu erhöhen.
Methylphenidat hemmt den Dopamin-Transporter (DAT) und den Noradrenalin-Transporter (NAT), wodurch die Menge dieser Botenstoffe im synaptischen Spalt erhöht wird, was bei Menschen mit ADHS zu einer verbesserten Aufmerksamkeit und verringerten Hyperaktivität führt. Obwohl es eine stimulierende Wirkung auf das Zentralnervensystem hat, wirkt Methylphenidat bei Personen mit ADHS paradoxerweise beruhigend und steigert die Konzentrationsfähigkeit.
Erstmalig hergestellt wurde Methylphenidat im Jahr 1944 von dem italienischen Chemiker Leandro Panizzon. Er testete die Substanz an seiner Frau Marguerite, die Rita genannt wurde. Aus Rita leitete sich schließlich der Handelsname von Methylphenidat ab: Ritalin®. Das Mittel kam 1954 auf den Markt und wird heutzutage aufgrund seines Missbrauchspotenzials als Betäubungsmittel eingestuft. Der Missbrauch von Methylphenidat kann zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Herz-Kreislauf-Problemen und psychischen Störungen führen. Die Behandlung beginnt in der Regel mit einer niedrigen Dosierung, die schrittweise erhöht wird, wobei retardierte Präparate bevorzugt werden, die eine gleichmäßige Wirkung über den Tag ermöglichen.
Aufgrund der klinischen Daten ist festzuhalten, dass die Langzeitanwendung von Methylphenidat bei Kindern eine regelmäßige Überwachung der körperlichen Entwicklung erfordert, da Einflüsse auf das Wachstum und die Gewichtszunahme festgestellt wurden. Zudem ist eine sorgfältige Überwachung des psychischen Zustandes von Patienten erforderlich, um mögliche Verhaltensänderungen frühzeitig zu erkennen.
Wird Methylphenidat gemäß ärztlicher Anweisung und unter sorgfältiger Überwachung eingesetzt, kann es die Lebensqualität der betroffenen Personen erheblich verbessern, indem es ihnen hilft, ihre Symptome besser zu managen und ihre alltägliche Funktion und Leistungsfähigkeit zu steigern.
Domperidon ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Prokinetika und Antiemetika, der hauptsächlich zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen verwendet wird. Prokinetika sorgen dafür, dass der Magen schneller entleert wird und die Geschwindigkeit der Dünndarmpassage zunimmt. Domperidon ist ein Dopamin-Antagonist, der gezielt an D2- und D3-Rezeptoren im Gastrointestinaltrakt bindet und diese blockiert. Diese Blockade stimuliert die Ausschüttung von Acetylcholin, was die Beweglichkeit des oberen Magendarmtrakts sowie den Muskeltonus des unteren Ösophagussphinkters erhöht. Das führt zu einer beschleunigten Magenentleerung und hilft außerdem, den Rückfluss von Mageninhalt zu verhindern.
Domperidon wird in Form von Tabletten oder als Suspension angeboten. Es wird empfohlen, stets die niedrigste wirksame Dosis für den kürzestmöglichen Zeitraum einzunehmen, normalerweise nicht länger als eine Woche. Die maximale Tagesdosis für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren liegt bei 30 Milligramm Domperidon. Im Vergleich zu ähnlichen Wirkstoffen wie Metoclopramid, verursacht Domperidon weniger extrapyramidale Symptome (Bewegungsstörungen), da es die Blut-Hirn-Schranke nicht überquert.
Domperidon weist jedoch ein höheres Risiko für andere Nebenwirkungen auf. Mögliche Nebenwirkungen umfassen Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrung, Krämpfe, Durchfall, allergische Reaktionen, Gynäkomastie (Brustvergrößerung bei Männern) und Galaktorrhö (unerwünschte Milchproduktion). Eine ernsthafte Nebenwirkung ist die Verlängerung der QT-Zeit im EKG, die Herzrhythmusstörungen verursachen kann. Aus diesem Grund sollte Domperidon (falls möglich) nicht mit anderen Arzneimitteln kombiniert werden, die ebenfalls die QT-Zeit verlängern. Die Datenlage zur Sicherheit von Domperidon in der Schwangerschaft ist begrenzt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass der Wirkstoff in die Muttermilch übergehen und Nebenwirkungen bei gestillten Säuglingen verursachen könnte.
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