Alzheimer schon vor der Demenzerkrankung erkennen – ein Forscherteam hat sich das zur Aufgabe gemacht. Ein Bluttest soll dabei eine entscheidende Rolle spielen. Mehr dazu, erfahrt ihr hier.
Ein Forscherteam der Universität Aarhus hat einen Weg gefunden, die Alzheimer-Krankheit zu erkennen, bevor sie sich zu einer Demenzerkrankung entwickelt. Eine frühere Diagnose könnte so zur Verlangsamung des Fortschreitens der Alzheimer-Krankheit beitragen. Ihre Ergebnisse wurden im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht.
Die Forscher haben einen speziellen Rezeptor auf Immunzellen entdeckt, der schädliche Beta-Proteine, die stark mit der Krankheit assoziiert sind, wirksam binden und neutralisieren kann. „Die Methode ermöglicht es uns, krankheitsbedingte Veränderungen in einem früheren Stadium zu beobachten, als das mit herkömmlichen Methoden möglich ist. Das ist bei Alzheimer sehr wichtig, denn die Krankheit entwickelt sich bekanntermaßen über einen sehr langen Zeitraum. Deshalb wird die Behandlung in der Regel erst dann eingeleitet, wenn die Krankheit bereits so weit fortgeschritten ist, dass es fast unmöglich ist, sie zu verlangsamen“, erklärt Dr. Kristian Juul-Madsen vom Department of Biomedicine der Universität Aarhus und einer der Forscher, die an der Studie beteiligt waren. „Wenn wir das körpereigene Immunsystem in einem früheren Stadium der Krankheit aktivieren können, ist es vielleicht möglich, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, bevor sie sich zu einer ausgewachsenen Demenz entwickelt“, fügt er hinzu.
Die Studie deutet darauf hin, dass die Aktivität des peripheren Immunsystems eine entscheidende Rolle bei der körpereigenen Abwehr von Alzheimer spielen könnte, indem es die Ansammlung schädlicher Proteine im Gehirn verhindert. Bei der neuen Methode wird eine fortschrittliche Art der Blutanalyse verwendet, die besonders empfindlich auf die frühen Stadien der Krankheit reagiert. Dies ist ein großer Durchbruch im Vergleich zu den derzeitigen Diagnoseinstrumenten wie PET-Scans, mit denen die Krankheit in der Regel erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt werden kann.
„Wir hoffen, dass diese Entdeckungen den Weg für neue Strategien im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit ebnen können. Wenn wir verstehen, wie das Immunsystem gegen frühe Stadien der Krankheit mobilisiert werden kann, können wir vielleicht Therapien entwickeln, die viel früher ansetzen als die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten“, sagt Juul-Madsen.
Das Forscherteam, das hinter dieser Entdeckung steht, plant bereits Folgeprojekte, um die neue Methode an einer größeren Patientengruppe zu testen. Die Wissenschaftler versuchen die genauen Mechanismen zu verstehen, die hinter der Fähigkeit des Immunsystems stehen, die frühen Anzeichen von Alzheimer zu bekämpfen und sehen es als Schlüssel zur zukünftigen Entwicklung wirksamerer Behandlungen.
„Die größte Herausforderung bei der Übertragung unserer Forschungsergebnisse in die Klinik besteht darin, dass es lange dauert, bis wir die positive Wirkung der Aktivierung des Immunsystems testen können, da sich Alzheimer bekanntermaßen sehr langsam entwickelt und man in einem sehr frühen Stadium eingreifen muss“, erklärt Juul-Madsen.
Die Studie ist zwar vielversprechend für die Bekämpfung der Alzheimer-Krankheit, wirft aber auch einige ethische Bedenken auf. Denn was bedeutet eine frühzeitige Diagnose von Alzheimer für die Patienten und ihre Familien, wenn es derzeit keine wirksame Behandlung gegen die Krankheit gibt?
„Natürlich ist es traurig, wenn man die Entwicklung einer gefährlichen Krankheit wie Alzheimer erkennen kann, ohne etwas dagegen tun zu können. Aber das ist etwas, was wir tun müssen, um in Zukunft eine Behandlung entwickeln zu können“, so Juul-Madsen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Aarhus University. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Mariia Shalabaieva, Unsplash