Berichten Patienten von intensiven Albträumen, sollten Ärzte aufhorchen – sie können auf psychiatrische Erkrankungen hindeuten. Welche das sind, lest ihr hier.
Schlafstörungen sind ein häufiges Begleitsymptom vieler psychiatrischer Erkrankungen und sind nicht umsonst oftmals in den Diagnosekriterien verankert – wie etwa bei der depressiven Störung. Eine kürzlich in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie der Universität von Helsinki beleuchtet nun erstmals die genetischen Faktoren, welche sowohl Albträumen wie auch verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen zugrunde liegen.
Albträume sind lebhafte, verlängerte und emotional negativ geprägte Träume, die den Träumenden oftmals aufwecken und den Nachtschlaf erheblich stören können. Während sporadische Albträume häufig sind und in der Regel als harmlos angesehen werden, können häufige oder sehr intensive Albträume auf eine zugrundeliegende Pathologie in der Emotionsverarbeitung hinweisen. Ungefähr 5 % der Bevölkerung erleben regelmäßig Albträume, wobei Frauen tendenziell häufiger betroffen sind als Männer. Zudem ist die Prävalenz von Albträumen im Kindesalter höher und nimmt im Erwachsenenalter ab.
In der vorgestellten genomweiten Assoziationsstudie (GWAS) wurden insgesamt 45.255 Individuen einbezogen, die ausführliche Fragebögen zur Häufigkeit von Albträumen und genetische Daten bereitstellten. Die Teilnehmer stammten aus verschiedenen Kohorten, darunter die FINRISK-Studie, die Finnische Zwillingskohorte, die National FinHealth 2017-Studie, die GeneRISK-Studie und die Genes for Good-Studie. Ziel war es, die genetischen Risikofaktoren für Albträume zu untersuchen und die Korrelation bzw. Kausalität zwischen Albträumen und anderen Komorbiditäten zu schätzen.
Obwohl die Studie keine einzelnen genetischen Risikovarianten eindeutig identifizieren konnte, deckte die Studie eine Heritabilität von Albträumen von etwa 5 % auf. Die genetische Korrelationsanalyse zeigte eine robuste Korrelation (rg > 0.4) von Albträumen mit Angstzuständen, depressiven Störungen und posttraumatischen Belastungsstörungen sowie dem Persönlichkeitsmerkmal Neurotizismus. Darüber hinaus deutete die Mendelsche Randomisierung auf eine Kausalität zwischen Schlaflosigkeit und Albträumen hin.
Die Ergebnisse legen nahe, dass Albträume eine genetische Grundlage mit vielen psychiatrischen Erkrankungen teilen und dass Schlaflosigkeit die Wahrscheinlichkeit für das Erleben häufiger Albträume erhöhen kann. Diese Erkenntnisse verdeutlichen einmal mehr, dass eine Verbindung zwischen Schlafstörungen und psychiatrischen Erkrankungen existiert und dass Albträume im Besonderen einen wichtigen Aspekt psychiatrischer Erkrankungen darstellen können. Dies wird durch die nun entdeckte Korrelation genetischer Merkmale untermauert.
Neben der Behandlung von Schlafstörungen sollte auch die gezielte Aufarbeitung und Behandlung von Albträumen zunehmend Einklang in die Therapiestrategien für Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen finden – wie etwa im Rahmen der Imagery Rehearsal Therapy (IRT), die häufig bei Patienten mit Albträumen bei posttraumatischer Belastungsstörung angewendet wird. In zukünftigen Forschungsarbeiten sollte die genaue klinische Manifestation der Albträume in Verbindungen mit Komorbiditäten wie Schlafstörungen und psychiatrischen Erkrankungen näher untersucht werden, um die zugrundeliegenden Krankheitsmechanismen zu verstehen und genetische Risikovarianten aufzudecken.
Bildquelle: Getty Images, Unsplash