Die AfD sorgt mit einer Protestaktion für skurrile Szenen im Gesundheitsausschuss, neue Belege zum Nutzen von Cannabis bei Migräne-Kopfschmerzen und ein Bluttest erkennt Kolonkarzinome ebenso gut wie eine Darmspiegelung. Das und mehr im Schnelldurchlauf.
Skurrile Szenen im Bundestag: Der AfD-Abgeordnete Ziegler blockiert den Vorsitzendenplatz im Gesundheitsausschuss – und reißt die Position symbolisch an sich. Mit dieser umstrittenen Protestaktion sorgt die Partei am Mittwoch (13. März 2024) für einen Eklat vor Beginn der Sitzung. Was genau ist vorgefallen?
Abgeordnete der Koalition und der Union berichten übereinstimmend, dass der AfD-Politiker Kay-Uwe Ziegler zu Beginn der Sitzung den Platz der amtierenden Ausschussvorsitzenden Kirsten Kappert-Gonther (Grüne) einnahm. Außerdem soll er ein Schild mit dem Zusatz „Ausschussvorsitzender“ mit in das Gremium gebracht haben. Zudem ließ Ziegler Zettel verteilen, auf denen begründet wurde, warum er zum Vorsitzenden von seiner Fraktion „bestimmt“ wurde.
Die Sitzung startete daraufhin erst mit etwa 30 Minuten Verspätung – aus Protest gegen die AfD-Aktion sollen die Gremiumsmitglieder der anderen Fraktionen die Teilnahme an der Sitzung verweigert haben, bis Ziegler den Platz räumte. Mit der Aktion wollte die AfD-Fraktion nach eigener Aussage deutlich machen, dass ihr der Vorsitz in dem Ausschuss zustehe.
Die amtierende Ausschussvorsitzende Kappert-Gonther kritisierte die Aktion deutlich: „Die versuchte Selbstermächtigung über die Ausschussleitung ist ein Angriff gegen die Demokratie.“ Für den Grünen-Gesundheitsexperten Janosch Dahmen ist die Aktion eine besorgniserregende „Putsch“-Übung, wie er auf der Plattform X schreibt. Ähnlich sieht es der SPD-Abgeordnete Christos Pantazis: Er bezeichnet den Vorfall als „skandalöses Verhalten“, das nicht hinnehmbar sei.
Zum Hintergrund: Seit über zwei Jahren gibt es im Bundestag Streit über den Vorsitz mehrerer Ausschüsse – der Gesundheitsausschuss des Bundestages hatte einen AfD-Politiker als Vorsitzenden zuletzt verhindert. Nach der Bundestagswahl 2021 bekam die AfD drei Ausschüsse für den Vorsitz zugeteilt, dazu zählt auch der Gesundheitsausschuss. In jeder Sitzung des Gesundheitsausschusses wird seit Anfang 2022 über den Vorsitz abgestimmt – bei keiner der geheimen, demokratischen Wahlen bekam ein Kandidat der AfD bisher eine Mehrheit. Die AfD sieht ihr Recht auf Gleichbehandlung verletzt und klagt vor dem Bundesverfassungsgericht dagegen, keinen der drei Ausschussvorsitze ausführen zu können. Am 20. März wird über die Besetzung der Ausschussvorsitze in Karlsruhe verhandelt.
Folgen hat die Aktion schon jetzt für Ziegler: Der Ältestenrat des Bundestages hat bereits ein Ordnungsgeldverfahren gegen den AfD-Politiker eingeleitet. Ihm droht ein Ordnungsgeld von 1000 Euro wegen mehr als geringfügiger Verletzung der Hausordnung des Bundestages.
Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen, doch viele Menschen lassen sich trotz verfügbarer Tests nicht untersuchen. Ein neuer Bluttest könnte hier Abhilfe schaffen, wie Forscher im New England Journal of Medicine berichten.
Darin untersuchten sie die Leistungsfähigkeit eines cfDNA-Bluttests (zellfreie DNA) bei der Früherkennung von kolorektalen Karzinomen. An der Studie nahmen über 10.000 Teilnehmer teil. Die Sensitivität des Tests für die Erkennung von Darmkrebs betrug 83,1 %. Auch in den frühen Stadien (I, II, oder III) wies der Test eine hohe Sensitivität von 87,5 % auf. Für die Erkennung von fortgeschrittenen präkanzerösen Läsionen lag die Sensitivität bei 13,2 %. Die Spezifität des Tests für fortgeschrittene Neoplasien betrug 89,6 %. Wichtig ist auch die hohe Spezifität des Tests für eine negative Koloskopie, was bedeutet, dass er zuverlässig zwischen gesunden Personen und solchen mit Neoplasien unterscheiden kann.
Insgesamt biete dieser Bluttest laut der Forscher eine vielversprechende Methode zur Früherkennung von Kolonkarzinomen, mit einer hohen Sensitivität und Spezifität für fortgeschrittene Neoplasien. Dies könnte dazu beitragen, die Teilnahme an Screening-Programmen zu verbessern und die Sterblichkeit durch kolorektale Karzinome zu senken.
Der Einfluss von Cannabinoiden auf Migräne-Kopfschmerzen ist bisher wenig erforscht – eine umfassende Studie liefert jetzt neue Daten zu Anwendungsmustern und Vorteilen von Cannabis bei klinischen Patienten.
Für die Arbeit wurden Daten von 1.373 Migränepatienten ausgewertet, die an einer Online-Umfrage zum Einfluss von Cannabiskonsum auf ihren Migränekopfschmerz teilnahmen. Cannabiskonsummuster, subjektive Besserung bei der Behandlung von Migränesymptomen, klinische Erscheinungsformen und das Auftreten von Begleiterkrankungen wie Depression und Schlafstörungen wurden erfragt. Laut der Umfrage nutzten mehr als die Hälfte der Befragten (65,8 %) Cannabisprodukte, um Kopfschmerzen zu behandeln, während 50,8 % sie gegen Schlafstörungen einsetzten. Dabei griffen die Patienten vor allem zu Inhalationsprodukten – zum Beispiel Zigaretten und Vapes – und essbaren Alterativen.
Cannabis wurde von 58 % der Befragten nur bei akuten Kopfschmerzen eingesetzt, während 42 % regelmäßig bis täglich konsumierten. Vorteile des Cannabiskonsums wurden bei der Mehrheit der Migränepatienten festgestellt. Sie berichteten von Verbesserung bezüglich der Intensivität (78,1 %), Dauer (73,4 %) und Häufigkeit (62,4 %) der Symptome. Auch Schlafstörungen verbesserten sich bei 81,2 % der Patienten, sowie Ängste (71,4 %) und depressive Symptome (57 %). Außerdem berichtete fast die Hälfte der Befragten, dass sich die benötigte Menge an Medikamenten zur Behandlung ihrer Migräne durch den Cannabiskonsum reduziert hatte – 14,5 % gaben an, keine anderen Medikamente mehr zu benötigen. Von Nebenwirkungen berichteten nur 20,9 % der Patienten. Diese äußerten sich meist als Fatigue oder Lethargie.
Den Autoren zufolge rechtfertigen die Ergebnisse experimentelle Studien zur Bestätigung des subjektiven Nutzens von Cannabisprodukten für die Migräneprävention und -behandlung. Weitere Studien könnten den Weg für neue Behandlungsoptionen gegen Migränekopfschmerzen ebnen.
Nach zwei Jahren Verzögerung ist es soweit: Das zentrale Online-Organspende-Register mit Zustimmungslösung geht ab Montag (18. März 2024) schrittweise an den Start – in der Hoffnung auf höhere Spenderzahlen. Denn die Zahl der Organspenden in Deutschland ist die niedrigste in ganz Europa. Experten begrüßen die neue Datenbank grundsätzlich. Viele bezweifeln aber, dass sich die Zahl der Spender dadurch schnell deutlich erhöht.
Mit dem neuen Organspende-Register können Menschen ihren Willen freiwillig und kostenfrei hinterlegen. Ziel ist es, allen Beteiligten mehr Rechtssicherheit zu bringen und den Informationsfluss mit den Kliniken zu verbessern. Das Register nimmt seinen Betrieb in vier Stufen auf:
Credit: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Die meisten anderen EU-Länder haben bereits Register – und tendieren jetzt dazu, von der Zustimmungslösung zur Widerspruchslösung zu wechseln. „Sollte das Organspende-Register nur einen geringen Zuspruch erfahren, wäre die Einführung der Widerspruchslösung zu diskutieren“, so Prof. Felix Braun, Oberarzt und Transplantationsbeauftragter am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Sein Ausblick: „Zunächst muss die Bevölkerung über die Verfügbarkeit des Organspende-Registers und das fortdauernde Dilemma für die Angehörigen – die Unkenntnis der Entscheidung – informiert werden. Inwieweit das Register angenommen wird, bleibt abzuwarten.“
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