Gleich mehrere neue Systeme zur katheterbasierten Behandlung des Vorhofflimmerns feiern Premiere. Darunter auch ein weltweit bislang einmaliges Verfahren, das die Kombination verschiedener Methoden ermöglicht.
Mit geschätzt rund 1,8 Millionen Betroffenen allein in Deutschland ist das Vorhofflimmern die häufigste Herzrhythmusstörung. Unbehandeltes Vorhofflimmern kann sich im Laufe der Zeit verschlimmern und somit das Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie Herzversagen oder Schlaganfall erhöhen.
Seit wenigen Jahren steht Kardiologen nun auch die Pulsed-Field-Ablation (PFA) zur Verfügung. Bei diesem neuartigen Verfahren werden weder Hitze noch Kälte zur Verödung des Gewebes eingesetzt, sondern kurze elektrische Impulse. Diese wirken am Ursprungsort der Rhythmusstörung nahezu ausschließlich auf die Herzmuskelzellen – das umliegende Gewebe bleibt also intakt.
In einer multizentrischen Studie („PULSED AF“), durchgeführt mit 300 Patienten in 41 Zentren, konnten die hohe Effektivität und die äußerst geringe Komplikationsrate beim Einsatz dieses innovativen Verfahrens belegt werden. So kam es in nur 0,7 Prozent der Behandlungen zu ernsthaften Komplikationen, 80 Prozent der Patienten spürten als Folge der Behandlung keinen unregelmäßigen Herzschlag mehr.
Ein weiteres, am Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC) erstmals eingesetztes System, vereint drei Katheter zu einem. Das Affera-System bietet die Möglichkeit sowohl zur Pulsed-Field- als auch zur Hochfrequenz-Ablation und verfügt zugleich über eine hochmoderne Mapping-Funktion: Dabei wird mit Hilfe spezieller Sensoren ein dreidimensionales Modell der Herzkammer erstellt, in dem dann die Bereiche identifiziert werden können, die die unregelmäßigen Herzschläge erzeugen.
Bisher musste sowohl für dieses Mapping als auch für die anschließende Ablationsbehandlung jeweils ein separater Katheter vorbereitet und über die Gefäße bis ins Herz vorgeschoben werden. Das neue System kommt weltweit erstmals mit einem Katheter aus und ermöglicht den behandelnden Ärzten dabei auch kurzfristig die Wahl des optimalen Ablationsverfahrens: Denn je nach Ursprungsort der schadhaften Reize im Herzen bieten sowohl die Hochfrequenz-Ablation als auch die Pulsed-Field-Ablation Vor- und Nachteile.
Die im Fachmagazin JACC: Electrophysiology veröffentlichten Ergebnisse der 12-monatigen Studie als Grundlage für die CE-Kennzeichnung zeigen, dass Patienten mit dem neuartigen Katheter und den verschiedenen Ablationsläsionssets effizient, sicher und klinisch effektiv behandelt werden können.
„Die neuen, hochinnovativen Systeme erweitern unsere therapeutischen Möglichkeiten auf eindrucksvolle Weise“, sagt Prof. Gerhard Hindricks, Leiter der DHZC-Rhythmologie und Direktor der DHZC-Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Campus Charité Mitte: „Je nach Lokalisation, Schweregrad und etwaiger Vorbehandlung können wir unseren Patientinnen und Patienten nun ein noch besseres und individuell maßgeschneidertes Angebot zur schonenden, zielgerichteten und nachhaltigen Behandlung des Vorhofflimmerns machen.“
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Herzzentrums der Charité. Die Originalpublikation haben wir euch hier verlinkt.
Bildquelle: Alexander Mils, Unsplash