So sieht das Immunsystem des Mannes aus, der sich 217-mal gegen SARS-CoV-2 impfen ließ, die DGE sorgt mit Ernährungsempfehlungen für Kritik und in der Darmkrebsvorsorge macht der Stuhltest der Koloskopie Konkurrenz.
Für Aufsehen sorgte diese Woche der Fall eines 62-jährigen Mann aus Magdeburg, der sich aus „persönlichen Gründen“ innerhalb von 29 Monaten 217-mal gegen SARS-CoV-2 impfen ließ. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg wurden durch Zeitungsberichte auf ihn aufmerksam und kontaktierten den Mann, um die Auswirkungen auf sein Immunsystem zu untersuchen. Er willigte ein und stellte zudem Blutproben von November 2019 bis Oktober 2023 zur Verfügung.
Die Forscher vermuteten, dass das Immunsystems des Mannes Ermüdungseffekte zeigen würde. „Das kann etwa bei einer chronischen Infektion wie HIV oder Hepatitis B der Fall sein, die immer wieder aufflackert“, erklärt Letztautor Dr. Kilian Schober. „Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Arten von Abwehrzellen – die T-Zellen – dann ermüden. Sie schütten dann beispielsweise weniger entzündungsfördernde Botenstoffe aus.“
Zur großen Überraschung der Wissenschaftler konnten sie diesen Effekt bei dem Mann aber nicht beobachten. Die Reaktion des Immunsystems auf andere Erreger war nicht beeinträchtigt und die Titer der T-Effektorzellen gegen SARS-CoV-2 waren sogar deutlich erhöht im Vergleich zu Personen, die nur dreimal geimpft waren. Die Anzahl von T-Gedächtniszellen war auf einem ähnlichen Level zu dreimal Geimpften. Während der Studie ließ sich der Mann auf eigenen Wunsch erneut impfen (die 217. Impfung) und die Forscher konnten beobachten, dass auch diese Impfung noch für eine erhöhte Immunantwort sorgte. „Insgesamt fanden wir also keine Anzeichen für eine schwächere Immunantwort – eher im Gegenteil“, resümiert Autorin Katharina Kocher. Schober betont aber auch: „Nach heutigem Kenntnisstand bleibt eine dreimalige Impfung und gegebenenfalls eine regelmäßige Auffrischung bei vulnerablen Gruppen die Vorgehensweise der Wahl. Darüber hinausgehende Impfungen sind nicht indiziert.“
Nach eigenen Angaben erhielt der Mann acht verschiedene Vakzine, darunter mehrere mRNA-Impfstoffe. Er berichtete von keinen Nebenwirkungen und die untersuchten Blutproben waren alle unauffällig. „Die Beobachtung, dass es trotz dieser außerordentlichen Hypervakzinierung nicht zu erkennbaren Nebenwirkungen gekommen ist, steht im Einklang mit der grundsätzlich guten Verträglichkeit der Präparate“, kommentiert Schober.
Weniger Fleisch und Milch, dafür mehr Nüsse und Hülsenfrüchte: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre neuen Ernährungsempfehlungen vorgestellt – und setzt damit noch stärker als bislang auf pflanzliche Lebensmittel. Für die Empfehlungen wurden erstmals auch die Nachhaltigkeit, Umweltbelastungen und die üblichen Verzehrgewohnheiten der Deutschen berücksichtigt. Das Fazit der DGE: Wer sich gesund und umweltschonend zugleich ernähren will, sollte zu mehr als drei Vierteln pflanzliche Lebensmittel und zu knapp einem Viertel tierische Lebensmittel essen. Wenig überraschend schmecken die neuen Empfehlungen nicht jedem.
Kritik kommt vor allem aus der Molkerei- und Fleischwirtschaft. So warnt der Milchindustrieverband (MIV) vor Defiziten in der Nährstoffversorgung. Da viele Menschen es schon jetzt kaum schaffen würden, die DGE-Empfehlungen wie „5 Portionen Obst und Gemüse am Tag“ einzuhalten, könnten gerade Milch und Milchprodukte mit Eiweiß, Calcium, Jod, Vitamin D oder Vitamin B12 punkten. Die Ernährungsorganisation ProVeg vermisst hingegen pflanzliche Alternativprodukte wie Hafermilch oder Tofu in den Empfehlungen – hier hinke Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Fast die Hälfte aller nationalen Ernährungsrichtlinien weltweit würden pflanzliche Alternativen zu Fleisch oder Tiermilch bereits erwähnen.
Die wichtigsten Änderungen der DGE-Empfehlungen im Überblick:
Neuer DGE-Ernährungskreis. Credit: DGE
Beim Fisch bleibt es hingegen bei ein bis zwei Portionen wöchentlich. Die Empfehlung, fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen, gilt weiterhin. Allerdings fallen die zuvor bestehende Portionsangaben von drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst täglich weg.
Die strengeren Fleisch-Empfehlungen begründet die DGE damit, dass nun auch die mit den Lebensmitteln verbundenen Umweltauswirkungen und Treibhausgasemissionen berücksichtigt wurden. Nur bei einer Grenze von 300 Gramm Fleisch pro Person könnten die Nachhaltigkeitsziele für 2030 eingehalten werden, so Ökotrophologin und Mitverfasserin Anne Carolin Schäfer.
Die neuen Richtlinien basieren laut DGE auf einem neu entwickelten mathematischen Optimierungsmodell, das die Gesellschaft mit Unterstützung Experten unterschiedlicher Fachrichtungen entwickelt hat.
In Sachen Darmkrebs-Früherkennung ist die Koloskopie schon lange Goldstandard – aber nicht jedermanns Sache. Eine nahezu ebenbürtige Alternative gibt es aber: Wird der immunologische Stuhltest auf okkultes Blut (iFOBT) jährlich durchgeführt, senkt er die Darmkrebssterblichkeit fast ebenso gut wie die Koloskopie. Darauf weist die Felix-Burda-Stiftung anlässlich des Darmkrebsmonats März hin.
„Vergleichen wir eine alle zehn Jahre durchgeführte Vorsorgekoloskopie mit einem jährlich durchgeführten immunologischen Stuhltest, zeigt sich, dass der iFOBT sehr nah an die Leistungsfähigkeit der Darmspiegelung heranreicht, was die Senkung der Mortalität an Darmkrebs betrifft“, sagte Professor Frank Kolligs, Kurator der Felix-Burda-Stiftung und Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie am Helios Klinikum Berlin-Buch.
Zu der Frage, welchen Einfluss ein routinemäßiges Screening mittels Stuhltest auf die Darmkrebs-Sterblichkeit hat, liefert eine schwedische Studie neue Daten. Dafür wurden in einer Kohortenstudie etwa 380.000 Personen im Alter von 60 bis 69 Jahren nach Einführung eines Darmkrebs-Screeningprogramm ab dem Jahr 2008 schrittweise eingeladen, sich alle zwei Jahre einem Stuhltest zu unterziehen. Die durchschnittliche Teilnahmerate an der Vorsorgeuntersuchung betrug 63,3 % und die Nachbeobachtungszeit lag bei maximal 14 Jahren.
Das Ergebnis: Die Darmkrebssterblichkeit lag in der Gruppe, die in den ersten fünf Jahren nach Startschuss des Programms zum Stuhltest-Screening eingeladen wurde, im Vergleich zu der Gruppe, die nicht oder erst spät eingeladen wurde, um 14 Prozent niedriger. „Der tatsächliche Zusammenhang zwischen dem Screening und der verringerten Sterblichkeit dürfte höher sein, da in der Kontrollgruppe ein gewisses Nebeneinander von Tests und Darmkrebs-Todesfällen, die mehr als 2 Jahre nach dem Screening diagnostiziert wurden, besteht“, schlussfolgern die Studienautoren. Für die Screenings wurden Guajak-basierte Tests auf okkultes Blut (gFOBT) verwendet, inzwischen werden die noch sensitiveren iFOBT eingesetzt.
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