Wie Vulva und Vagina aufgebaut sind, haben wir hier bereits gezeigt. Zum Selbstschutz und zur Aufrechterhaltung eines gesunden vulvovaginalen Milieus sorgt die Vaginalflora.1,2 Darüber erfahren Sie hier mehr.
Die Vaginalflora bezeichnet ein mikroökologisches System mit einem bakteriellen Gleichgewicht.1–3 Dabei ist die Vagina von über 250 verschiedenen Mikroorganismen, der vaginalen Mikrobiota, besiedelt.1,4 In einer gesunden Vagina werden hauptsächlich nützliche Lactobacilli kolonisiert.1,4,5 Die Bakterien bilden das Salz der Milchsäure (Laktat), wodurch sie für einen sauren pH-Wert auf der Schleimhaut (Mukosa) sorgen, welche damit eine Schutzbarriere vor Pathogenen bildet.3,5 Der normale pH-Wert liegt zwischen 3,8 und 4,5. Zusätzlich verhindern die nützlichen Bakterien, dass sich pathogene Bakterien zu stark vermehren. Die Bildung von Wasserstoffperoxid durch diese Milchsäurebakterien hemmen das Wachstum von „schlechten“ Bakterien und Hefepilzen ebenfalls.1
Um die Vagina vor dem Eindringen von Bakterien und der Entwicklung von Infektionskrankheiten zu bewahren, dient die Vulva zunächst als mechanischer Schutz. Daraufhin folgt die Flora der Vagina, welche mit saurem pH-Wert und physiologischem Ausfluss einen Teil der angeborenen Immunabwehr übernimmt.2
Die Zusammensetzung der vaginalen Mikrobiota kann sich durch verschiedene Parameter verändern.1–5 Zu den Einflussfaktoren zählen Schwankungen des Hormonspiegels (Menstruation, Schwangerschaft), Sexualpraktiken sowie unkontrollierte Antibiotika-Einnahme und Vaginalduschen.1,2,4 Auch ein geschwächtes Immunsystem durch Stress, psychischen Problemen oder Krankheiten können ein vaginales Ungleichgewicht hervorrufen.1 Die vulväre Haut unterscheidet sich von anderen Körperstellen, weswegen sie topischen Wirkstoffen (z. B. in Cremes oder Salben) gegenüber empfindlicher ist und leicht irritiert werden kann.2 Aber auch Sperma kann den pH-Wert der Vagina aufgrund des alkalischen pH-Wertes beeinflussen, was zu Reizungen und Entzündungen führen kann.1
Wird das Gleichgewicht des vaginalen Ökosystems gestört, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Infektion, wie bakterielle Vaginose, Vaginalpilzinfektion und sexuell übertragbare Krankheiten.1–5
Als häufigste vaginale Infektion gilt die bakterielle Vaginose.5 Zu erkennen ist diese an einem erhöhten Ausfluss und fischartigen Geruch. Außerdem ist der vaginale pH-Wert (typischer pH ≥ 4,5) erhöht, wodurch sich anaerobe Bakterien stärker verbreiten können. Die Anzahl dieser „schlechten" Bakterien kann dann bis zu 1000fach höher sein als bei gesunden Frauen.1,5
Der übermäßige Gebrauch von Antibiotika beeinträchtigt die Scheidenflora, denn auch die nützlichen Bakterien können dabei abgetötet werden.1 Darüber hinaus kann dies zu resistenten Bakterien führen, wodurch das Auftreten von Infektionen verstärkt wird. Daher müssen neue therapeutische Strategien entwickelt werden, wie z. B. unter Einsatz von Präbiotika und Milchsäurebakterien.5
Tipps für die richtige Intimpflege finden Sie hier, um das Gleichgewicht der Vaginalflora zu unterstützen.
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