Der erste Fall einer Nahrungsmittelallergie nach Organspende wurde bereits 1989 beschrieben.1 Ein Transplantationspatient entwickelte nach einer Leber- und Nierenspende eine schwere Erdnussallergie.1 Seitdem wurden weitere Fälle von Nahrungsmittelallergien bei Kindern und Erwachsenen veröffentlich, unter anderem nach Transplantation von Knochenmark, Leber, Niere, Herz, Lunge und Darm.1 Ausgelöst durch Nüsse, Milch, Eier, Weizen und Fisch traten die Nahrungsmittelallergien Tage bis Monate nach der Organspende auf.1 Mehr zur Epidemiologie, Risikofaktoren, Ursachen sowie Diagnose und Maßnahmen, können Sie hier nachlesen.
Nahrungsmittelallergien kommen in der Normalbevölkerung bei 8 % der Kinder und 5 % der Erwachsenen vor.1 Der Anteil an Transplantations-bedingte Nahrungsmittelallergien liegt zwischen 4 und 38 %.2 Dabei sind Kinder sowie Lebertransplantationspatient*innen am häufigsten betroffen.1 Das individuelle Risiko kann jedoch durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden.1
Studien geben Hinweise darauf, dass verschiedene Faktoren mit einem vermehrten Vorkommen von Nahrungsmittelallergien in Zusammenhang stehen.1 So traten Transplantations-bedingte Nahrungsmittelallergien häufiger auf:1
Die genauen Ursachen für die Entwicklung einer Nahrungsmittelallergie sind noch nicht vollständig verstanden.1 Es werden jedoch verschiedenen Mechanismen diskutiert, die einen Einfluss nehmen könnten (siehe Tabelle 1).1 Dabei ist die Entstehungsursache individuell und vermutlich ein Zusammenspiel verschiedener Mechanismen.1
Potenzielle Ursachen
Erklärung
Passiver Transfer des Antikörpers Immunglobulin E (IgE)
IgE initiiert die Freisetzung von Botenstoffen im Körper, die zu einer allergischen Reaktion führen
Transfer von Allergen-spezifischen B- oder T-Zellen
B- und T-Zellen sind Teil des Immunsystems. T-Zellen greifen Fremdkörper an und aktivieren B-Zellen. B-Zellen produzieren Antikörper, um die Erkennung und Beseitigung von Fremdkörpern zu unterstützen.
Folge der Immunsuppression
Die notwendige Immunsuppression nach einer Transplantation kann das Verhältnis von Subgruppen von T-Zellen durcheinanderbringen. Dieses Ungleichgewicht kann zu einer allergischen Reaktion führen.
Zusätzlich bei Kindern
Das noch nicht vollständig entwickelte Verdauungs- und Immunsystem könnte zur Entstehung von Allergien bei Kindern beitragen. Das Verdauungssystem ist ebenfalls am Abwehrsystem beteiligt.
Tabelle 1 – Potenzielle Ursachen von Nahrungsmittelallergien bei Transplantationspatient*innen und ihre Erläuterungen. Modifiziert nach 1,3–5.
Um Nahrungsmittelallergien frühzeitig zu erkennen, können verschiedenen Maßnahmen getroffen werden:1,2
Bei Vorliegen einer Allergie sollte auf die entsprechenden, auslösenden Nahrungsmittel verzichtet werden.2 Hierbei kann eine Ernährungsberatung oder ein Schulungsprogramm unterstützen. Weitere Maßnahmen zum Allergiemanagement sollten je nach individueller Situation der Patient*innen abgewogen werden.
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