Manche Patienten mit chronischer Nierenerkrankung verharren lange im leichten bis mittelschwerem Stadium, während es für andere rasch bergab geht. Woran das liegt, ist nicht klar – ein einfacher Marker soll jetzt bei der Unterscheidung helfen.
Etwa zehn Prozent der dänischen Bevölkerung leiden an einer chronischen Nierenerkrankung und bei einigen Menschen verschlechtert sich der Zustand nach der Diagnose rasch. Nun hat ein Forscherteam der Universität Aarhus in einer umfassenden Studie das genaue Risiko für ein rasches Fortschreiten der Krankheit untersucht. Das Ergebnis könnte ein wichtiger Schritt zu einer wirksameren Behandlung der Krankheit sein.
Die Studie, die sich auf Daten aus dänischen Gesundheitsregistern stützt, liefert neue Erkenntnisse darüber, wie man Patienten mit einem hohen Risiko für eine rasche Verschlechterung der Nierenerkrankung besser erkennen kann. „Wir haben uns für die Untersuchung chronischer Nierenerkrankungen entschieden, weil bei einigen Patienten eine schnelle Verschlechterung ihres Zustands eintritt, ohne dass wir genau wissen, bei wem. Unser Ziel war es, zu verstehen, welche Patienten am meisten gefährdet sind und ob wir frühzeitig eingreifen können, um dieses Fortschreiten zu verzögern oder sogar zu verhindern“, sagt Christian Fynbo Christiansen, Professor an der Abteilung für klinische Medizin der Universität Aarhus und einer der Studienautoren.
Die Studie zeigt, dass Patienten mit neu diagnostizierter leichter bis mittelschwerer chronischer Nierenerkrankung innerhalb von drei Jahren ein 15-prozentiges Risiko für ein schnelles Fortschreiten der Erkrankung haben, das zu schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogar zum Tod führen kann. Überraschenderweise zeigt die Studie auch, dass das Risiko eines raschen Fortschreitens bei den einzelnen Patienten sehr unterschiedlich ist.
Eine einfache Messung des Eiweißgehalts im Urin erwies sich als aussagekräftiger Indikator für den Verlauf der Nierenerkrankung. Bei Frauen ohne Diabetes oder erhöhten Blutdruck bzw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ohne das Protein Albumin im Urin lag das Risiko eines schnellen Fortschreitens bei sieben Prozent, während das Risiko bei Männern mit Diabetes, erhöhtem Blutdruck bzw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Albumin im Urin 47 Prozent betrug.
„Dies ist ein wichtiges Ergebnis, da Albumin als Indikator für das Fortschreiten der Nierenerkrankung verwendet werden kann, wodurch es möglich wird, Patienten mit einem hohen Risiko für eine rasche Verschlechterung der Krankheit zu identifizieren, die Prävention von Komplikationen zu verbessern und hoffentlich die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen“, erklärt Christiansen. „Das unterstreicht die Notwendigkeit, diesen einfachen Test in weitaus größerem Umfang einzusetzen.“
Die Messung kann dabei helfen, die Behandlung und Nachsorge auf Patienten mit hohem Risiko auszurichten. Dies könnte sowohl in Dänemark als auch im Rest der Welt einen erheblichen Nutzen für die Betroffenen darstellen. „Wir hoffen, dass dieses Ergebnis dazu beitragen kann, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie wichtig es ist, leicht verfügbare Marker – einschließlich Albumin im Urin – zu verwenden, um Patienten mit einem hohen Risiko für ein schnelles Fortschreiten der Erkrankung zu identifizieren“, sagt Christiansen.
Und nicht nur die Patienten können von den Ergebnissen profitieren. Eine schnellere und wirksamere Prävention könnte auch dazu beitragen, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken. „Ich denke, dass wir uns in Zukunft viel mehr auf Patienten mit milderen Krankheitsstadien konzentrieren werden, wie die, die wir in diese Studie einbezogen haben. Wenn es uns gelingt, chronischen Nierenerkrankungen und den damit verbundenen Komplikationen besser vorzubeugen und sie zu behandeln, könnten sowohl die Patienten als auch die Gesellschaft davon profitieren“, erklärt Christiansen. Er betont, dass noch weitere Forschung und die Entwicklung präziser Behandlungsmethoden erforderlich sind. Obwohl die Studie wichtige Erkenntnisse über Risikogruppen liefert, fehlt es noch an einem präzisen Modell zur Vorhersage der individuellen Patientenergebnisse.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Aarhus. Die Originalstudie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: CDC, Unsplash