Rechtzeitige Intervention verringert das Risiko, nach der Geburt Ängste und Depression zu entwickeln. Doch es fehlt oft an Fachärzten. Eine Studie zeigt jetzt einen Weg, diese Versorgungslücke zu schließen.
Eine Studie stellt jetzt eine Intervention vor, die ein wirksames Mittel sein könnte, um die Entwicklung von psychischen Problemen sechs Wochen nach der Geburt bei Frauen in ressourcenärmeren Gebieten zu verhindern. Durchgeführt wurde die Studie von nicht spezialisierten Anbietern, die zwar ein Äquivalent eines Bachelor-Abschlusses in Psychologie besitzen, aber keine klinische Erfahrung.
„In ressourcenarmen Gegenden kann es für Frauen schwierig sein, Zugang zu psychosozialer Versorgung zu erhalten, da es weltweit an ausgebildeten Fachkräften für psychische Gesundheit mangelt“, sagt Dr. Joshua A. Gordon, Direktor des National Institute of Mental Health. „Diese Studie zeigt, dass Nicht-Fachärzte dazu beitragen könnten, diese Lücke zu schließen und mehr Frauen in dieser kritischen Phase zu versorgen.“
Unter der Leitung von Dr. Pamela J. Surkan von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, Baltimore, wurde die Studie zwischen April 2019 und Januar 2022 in der pakistanischen Provinz Punjab durchgeführt. Schwangere Frauen mit Symptomen von zumindest leichten Ängsten wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer routinemäßigen Schwangerschaftsbetreuung oder einer auf kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) basierenden Intervention namens „Happy Mother – Healthy Baby“ zugewiesen. Die Forscher untersuchten die Teilnehmerinnen (380 Frauen in der CBT-Gruppe und 375 Frauen in der Routinegruppe) sechs Wochen nach der Geburt ihres Kindes auf Ängste und Depression.
Das Team fand heraus, dass 9 % der Frauen in der Interventionsgruppe mäßige bis schwere Angstzustände entwickelten, verglichen mit 27 % in der Routinebehandlungsgruppe. Darüber hinaus entwickelten 12 % der Interventionsgruppe eine Depression, verglichen mit 41 % der Frauen in der Gruppe mit Routineversorgung.
„Postpartale Depression schadet nicht nur den Müttern, sondern ist auch mit einem schlechteren körperlichen Wachstum und einer verzögerten kognitiven Entwicklung ihrer Kinder in Verbindung gebracht“, so Surkan. „Der Zusammenhang zwischen der Gesundheit von Müttern und Kindern macht deutlich, wie wichtig es ist, wirksame Methoden zur Behandlung von postpartalen Ängsten und Depression zu entwickeln.“
Die Intervention wurde auf der Grundlage von Beiträgen schwangerer Frauen in einem Krankenhaus in Rawalpindi, Pakistan, entwickelt. Die Frauen nahmen an sechs Interventionssitzungen teil, in denen sie lernten, ängstliche Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen – z. B. Gedanken über eine mögliche Fehlgeburt – und zu üben, sie durch hilfreiche Gedanken und Verhaltensweisen zu ersetzen. Die ersten fünf Sitzungen wurden zu Beginn bis zur Mitte der Schwangerschaft durchgeführt, die sechste Sitzung fand im dritten Trimester statt.
Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass bis zu 30 % der Frauen im globalen Süden über Angstzustände während der Schwangerschaft berichten. Ängste während der Schwangerschaft sind ein Vorbote für die Entwicklung von Ängsten und Depression nach der Geburt, so dass die pränatale Phase ein wichtiges Ziel für Interventionen ist. „In Zukunft können wir auf diesen Ergebnissen durch Implementierungsforschung aufbauen. Wenn wir herausgefunden haben, dass eine Intervention funktioniert, müssen wir als Nächstes herausfinden, wie wir die Menschen, die sie brauchen, am besten mit einer wirksamen Behandlung versorgen können, um die Kluft zwischen Wissenschaft und Praxis zu überbrücken“, sagt Surkan.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des NIH/National Institute of Mental Health. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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